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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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warf ihm unsichtbar einen Kuss an die Wange, legte ihr liebstes Lächeln auf und hielt ihm ihren Unterarm entgegen, damit er ihr einen Stempel aufdrücken konnte. Nachdem er ihr zwei Getränke-Bons überreicht hatte, knallte er geradezu mürrisch Meier den Stempel auf seine Hand.
    Bereits im Vorraum konnten sie die lauten Bässe der Musikanlage durch die schwere Holztür wummern hören. Als sie die Tür passiert hatten, glaubte Ella augenblicklich taub zu werden. Nur schwer konnten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnen. Dennoch betrat sie sicher das Innere, da sie sich hier bestens auskannte.
    Sie wusste, dass ein schmaler Gang direkt in der Tanzfläche mündete. Rechts ging ein Podest hinauf zu ein paar Sitzgruppen in Form von Strandkörben, die grundsätzlich belegt waren, ganz egal, wann auch immer Ella versuchte, einen dieser begehrten Plätze zu ergattern. Über allem schwebte eine alte Autokarosserie.
    Madness besangen gerade ihr Haus, als Ella und Meier sich auf den Weg Richtung Bar machten, vorbei am DJ-Pult und der Tanzfläche, auf der sich kaum noch Platz zum Tanzen fand. Die Tanzfläche wirkte sehr viel größer als sie war, da an ihrer gesamten Längsseite ein riesiger Spiegel angebracht war, vor dem eine schmale Sitzbank Tanzwütigen erlaubte, zu verschnaufen. Der U-förmige Tresen lag direkt daneben. Hier lungerten grundsätzlich einige Kerle herum und versuchten, am Ende der Nacht die hübsche Bedienung abzuschleppen, die nie Interesse an den Gästen zu haben schien, außer an deren Trinkgeldern.
    Ella reichte der wenig Emotionen zeigenden Frau die beiden Getränke-Bons herüber und formte mit dem Mund das Wort Bier, was sie sicher bei der Lautstärke unmöglich in der Lage gewesen wäre zu hören. Kurz darauf standen Ella und Meier an der Tanzfläche und schauten dem Treiben zu. Hier gab es kaum jemanden, der sich keine Mühe mit seinem Aussehen gemacht hatte. Frauen mit wild toupierten Haaren und in allen erdenklichen neonfarbenen Oberteilen tanzten ebenso wild, wie die Fraktion der in vollkommenem Schwarz gekleideten Männer in bodenlangen Mänteln, mit ebenso schwarz gefärbten Haaren, die mit viel Mühe und wahrscheinlich Zuckerwasser zu einer Art Turm aufgebaut waren.
    An Unterhaltung war hier keinesfalls zu denken. Meier wippte mit dem Fuß im Takt der Musik, während Ella ihren Körper bereits nach vorn und hinten bewegte. Als der DJ dann ‚Burning Down the House‘ von Talking Heads auflegte, gab es für Ella kein Halten mehr und sie verschwand vollkommen in der Menge auf der Tanzfläche.
    Mit geschlossenen Augen ließ sie die Musik auf sich wirken und wollte nicht mehr an die Ereignisse des frühen Abends und die Zettel in ihrer Jacke denken. Ihre Arme schwangen im gleichmäßigen Rhythmus zu ihren Beinen an ihrem Körper vorbei, den Kopf bewegte sie ebenso im Takt wie ihre Füße. Sie war gefangen in der Musik und stellte sich gerade vor, wie es wäre, wenn sie später von Meier genommen würde, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte.
    Mit einem Lächeln öffnete sie ihre Augen, nahm an, jeden Moment seine Lippen zu schmecken und ihre Arme um ihn schlingen zu können. Aber sie erschrak furchtbar, als sie in die Augen von Reiner blickte, der auf sie zukam und ihr einen Kuss auf den Mund gab. Mit allem hätte sie gerechnet, nur nicht damit und zog sich daher abrupt von ihm zurück.
    „Was machst du hier?“, schrie sie ihn an, dabei war ihr im Grunde klar, dass er sie nicht verstehen konnte.
    Er zuckte mit den Schultern und fing an zu tanzen, nahm sich die Flasche Bier aus ihrer Hand und trank sie in einem Zug aus.
    Nachdem das Lied geendet hatte, griff sich Ella einen von Reiners Armen und zog ihn hinter sich her. Am Tresen vorbei, an dem kleinen Kinoraum, der direkt dahinter lag, mit einer Glasscheibe vom Rest getrennt war und in dem meist alte 70er Jahre Kung-Fu-Filme ohne Ton gezeigt wurden, den Gang entlang, bis sie die Terrasse erreicht hatten. Kies knirschte unter ihren Füßen.
    Ohne bisher mit ihm gesprochen zu haben, zog sie zwei Gartenstühle zusammen, die den Eindruck hinterließen, als wären sie aus einer Villa mit Blick aufs Meer gestohlen worden. Ein Springbrunnen inmitten des Hofs, der zudem eine kühle Brise verursachte, rundete das Bild ab, als hätten sie gerade die Stadt verlassen. Leise murmelten ein paar Leute, die sich ebenfalls etwas Abkühlung verschaffen wollten. Jeder wusste, sollte man zu laut werden, würde es Beschwerden der Nachbarn geben und der

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