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Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Donohue
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Gewissens sende ich diese wenigen Überbleibsel an die letzte bekannte Adresse.
    Ah Sum
    Unter seinen Namen hatte der Schreiber ein chinesisches Schriftzeichen gemalt, das ihr jedoch nicht mehr bedeutete als das letzte unergründliche Zeichen ihres ihr unbegreiflichen Mannes.
    Der Scheinwerfer erlosch, und auf der Stelle gingen die Lichter im Haus an. Zum letzten Mal zog Flo den Duschvorhang auf. Den anderen Frauen im Bad verschlug es einer nach der anderen den Atem, als der Goldschmuck von ihren Hälsen und Armen schmolz und sich von ihren Ohren und Haaren verflüchtigte. In der Wanne kräuselten sich die Silberaktienzertifikate und formten sich zu kleinen Kugeln, und als sie aufstiegen, verwandelten sie sich in Seifenblasen, die, kaum kamen sie mit einer Oberfläche in Berührung, zerplatzten, bis die Wanne sauber und leer war.

Kapitel elf Mädchen des Meeres,
von Seegras umschlungen
    D ie beiden kleinen Mädchen, vermutlich Schwestern, etwa drei und sechs Jahre alt, kreischten im Vorgarten, als ihre Eltern Seifenblasen in die Sommerluft pusteten. Das Abendlicht spiegelte sich in den Blasen, die sich drehten und tanzten, und mit jeder neuen Schar, die aus den Blasringen perlte, gab es für die Mädchen weitere Schwebeobjekte zu jagen. Sie folgten ihren verwirrenden Wegen, um die vergänglichen Gebilde mit einem Klaps oder der Hand zu fangen, und bei jedem überraschenden Plopp schrien sie auf vor Vergnügen. Als die Sonne fast untergegangen war, tauchten die Glühwürmchen auf, kleine Lichtpunkte blinkten auf dem Rasen, in den Buchsbäumen und im duftenden Rosenbusch. Die kleinen Mädchen rannten mit ausgestreckten Armen den unberechenbaren Flugbahnen dieser Insekten hinterher, um eines auf ihre Finger zu locken oder eines zu fangen, das mühsam einen Grashalm erkrabbelte. Ihr Gequieke, wenn sie ein Glühwürmchen erwischt hatten, klang wie verzücktes Sirenengeheul. Jeden Gefangenen brachten sie ihren wartenden Eltern, um ihnen das grüne Leuchten im Inneren ihrer kleinen Fäuste zu zeigen, und anschließend entließen sie jedes Glühwürmchen mit einem Schütteln wieder in den Junihimmel. Von der anderen Seite der Straße aus hatte ich die junge Familie beobachtet und diese Komödie verfolgt, während ich vorgab, einem der Gäste unserer Grillparty zuzuhören, der etwas über Marinaden brummelte. Meine Freundin Sita wurde am anderen Ende der Veranda von zwei Männern des Architekturbüros in Beschlag genommen. Sie umwarben sie mit einer Geschichte über eine Kajakfahrt den Potomac hinunter. Ich sehnte mich danach, dass sie zu mir auf die Chaiselongue käme und wir gemeinsam den Mädchen bei ihrer Glühwürmchenjagd zuschauen könnten. Doch als die Sterne am Nachthimmel aufgingen, standen die Eltern auf und riefen die Kinder ins Haus. Mein Arbeitskollege fing an, etwas über das Einreiben mit Gewürzen und den Zen der Maillard-Reaktion zu erzählen. Sita schien von den beiden Bürodeppen begeistert zu sein. Der Augenblick verstrich – wie immer.
    Lange, dünne Finger mit Tinten- und Nikotinflecken schwirrten vor meinen Augen. Der alte Mann wedelte mit seiner Hand vor mir, um zu sehen, ob ich wach oder in Trance gefallen war. Die Seifenblasen, die eben noch zahlreich durch die Luft flogen, waren verschwunden, die Leute im Bad jedoch waren noch genauso real wie zuvor. Vier der Frauen standen an den vier Himmelsrichtungen des Badezimmerkompasses, und Flo kauerte niedergeschlagen auf dem Badewannenrand. Sie schien von mir zu sprechen, als sie vom verstorbenen Mr. Worth erzählte.
    »Ich kann einem Mann alles verzeihen außer Faulheit. Zeige mir einen Mann ohne Ehrgeiz, und ich zeige dir eine lebende Leiche. Sicher, er hatte seine Hochs und seine Tiefs, aus was sonst besteht das Leben? Aber so aufzugeben, ins Bett zu kriechen und es nicht einmal mehr zu versuchen, das ist doch eine Art Feigheit, oder? Lieber hätte ich einen Buckligen, einen Lügner, einen Wüstling, einen Schwindler oder Falschspieler als einen Faulpelz. Dass man sich selbst aufgibt, okay, aber auch die ganze übrige Verantwortung einfach aufgeben?«
    Dolly beugte sich vor und schmiegte die Wange in ihre Handfläche. »Was ist denn aus ihr geworden?«
    »Sie lebte noch viele Jahre in diesem Haus, und die ganze Stadt kannte sie als die alte Dame mit der roten Schatulle, die sie, wohin sie auch ging, immer bei sich trug. Wie so viele kam sie null sechs beim großen Erdbeben um, und als man sie unter den Trümmern des Oktogonhauses fand, hielt sie noch

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