Sommernachtsgeflüster
ob es klug war, auf nüchternen Magen so viel zu trinken.
»Ich wette, Sie würden jetzt gern etwas essen«, bemerkte Rory. »Und das stellt uns vor ein kleines Problem. Ich wollte eigentlich im Pub essen.«
Der Gedanke, sich aufzuraffen und in einen gesellschaftsfähigen Zustand zu versetzen, um auszugehen, machte ihr plötzlich bewusst, wie erschöpft sie war. Trotzdem gab sie sich Mühe, eine Miene aufzusetzen, als wünschte sie sich nichts sehnlicher, als auswärts zu essen.
»Andererseits sind Sie vielleicht nicht so begeistert von einer längeren Fahrt - jetzt am Abend und so kurz nach Ihrer Ankunft.« Er grinste. »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie kommen, hätte ich einen Kuchen gebacken ...«
»Ich mache Ihnen wirklich furchtbar viele Umstände.«
»Keineswegs. Ich hätte Sie nicht eingeladen, wenn ich nicht gewollt hätte, dass Sie kommen. Ich bin einfach als Koch nicht viel wert.«
Diese Situation kam ihr vertraut vor. »Aber ich bin Spitze, wenn es darum geht, aus nichts eine Mahlzeit zuzubereiten.«
»Das könnte ich nicht von Ihnen verlangen«, erwiderte Rory, offensichtlich ganz begeistert von der Idee.
»Dann stöbere ich am besten mal in der Küche herum. Mal sehen, was ich da finde.« Thea stand noch einmal auf, fest entschlossen, ihr Möglichstes zu tun, damit Rory ihr Kommen nicht bereuen musste. Wenn sie ihm schon nicht zu einer Nacht mit heißem, fantasievollem Sex verhelfen konnte, dann war eine heiße fantasievolle Mahlzeit vielleicht ein gewisser Ersatz.
»Ein ausgezeichneter Vorschlag. Ich kümmere mich um das Feuer. Wollen Sie in das hintere Schlafzimmer ziehen?«
»Was sind denn die Alternativen?«
»Kommen Sie, ich zeige sie Ihnen.« Er öffnete die Tür rechts von der Eingangstür und ließ Thea in einen großen Raum mit wunderbarem Meerblick schauen. »Das ist mein Schlafzimmer. Es hat ein Doppelbett mit Daunendecke und Gänsefederkopfkissen, aber es ist nur zusammen mit mir zu haben. Teilen macht mir nichts aus, aber räumen werde ich es nicht.«
»Gut«, sagte Thea vorsichtig. »Und wie steht es mit dem dritten Schlafzimmer?«
Es lag seinem gegenüber links vom Eingang. Es hatte die gleiche hohe, holzeingefasste Decke wie der Wohnraum und war mit zwei Einzelbetten und einigen Kleiderschränken möbliert. »Das Haus gehörte meinem Onkel. Er hatte selbst keine Kinder und hat es seinen Nichten und Neffen als Ferienhaus zur Verfügung gestellt. Als ich mich bereit erklärte, darin zu wohnen, hat er es mir vermacht. Er war Künstler.«
»Hat er diese Bilder gemalt?« Thea zeigte auf ein paar kleine Seestücke in Öl, die über den Betten hingen. »Oder sind das Ihre Arbeiten?«
»Seine. Sie sind gut, was meinen Sie?«
»Hm. Hat er sie hier gemalt?«
»Das nehme ich an. Ich arbeite meist in etwas größerem Format.«
»Werden Sie mir morgen Ihre Bilder zeigen?«
»Vielleicht. Aber jetzt zeige ich Ihnen erst einmal die Küche und alles, was sie an Spagetti, fertiger Vanillesauce und Tomatenketschup zu bieten hat. Wenn Sie daraus eine Mahlzeit zubereiten können, werde ich Ihnen alle Wunder meines Königreiches zeigen.« Lächelnd blickte er ihr in die Augen, und wieder spürte sie, wie ihre Libido sich rührte. »Ich habe auch noch einen Sack Kartoffeln und ein Stück Käse.«
Sie aßen an dem niedrigen Tisch vor dem Feuer. Der Esstisch war voll gepackt mit Büchern und Reklamesendungen, allerlei schmutzigem Geschirr und einer großen Rolle Tauwerk. Offensichtlich hatte daran schon sehr lange niemand mehr gegessen.
»Sie sind eine großartige Köchin!«, erklärte Rory. »Ich schätze mich glücklich, Sie eingeladen zu haben.«
»Ich bin froh, dass Sie das so sehen, denn ich habe mich ja eigentlich selbst eingeladen.«
»Nicht ganz. Ich habe Ihnen schließlich meine Adresse gegeben, oder?«
»Das haben Sie. Nehmen Sie noch etwas Gratin.« Sie hatte Kartoffeln gekocht, in Scheiben geschnitten und daraus mit Tomaten aus der Dose, angedünsteten Zwiebeln, Eiern, Milch und geriebenem Käse ein Gratin zubereitet.
»Das werde ich. Ich hätte im Pub nichts bekommen, was auch nur halb so gut gewesen wäre.«
»Sie sind ein Schmeichler. Soll ich uns einen Tee kochen?«
»Oder noch ein Tropfen von dem ›Krater‹?«
Thea hätte wetten mögen, dass er den Whiskey meinte. »Ich hätte lieber einen Tee. Ich bin schon ziemlich müde.«
»Also dann Tee. Und machen Sie sich keine Gedanken über den Abwasch. Den wird Susan morgen früh übernehmen.«
Thea war stehend k. o.,
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