Sommernachtsgeflüster
konnte; also habe ich mich nach etwas anderem umgesehen.«
»Sind Sie ... ähm?«
»Immer noch verheiratet? Nein. Aber geschieden zu sein, ist noch kostspieliger. Zwei Häuser, ein Vollzeitkindermädchen, der dumme, kleine Rechtsstreit ...«
Seine Erklärung klang ziemlich bitter. »Und Sie glauben, Rorys Arbeiten seien möglicherweise gut?«
»So könnte es sein. Aber es ist genauso gut möglich, dass alles nur maßloser, selbstgefälliger Müll ist.«
»Das glaube ich nicht, und darum habe ich Molly davon erzählt. Ich dachte, sie würde jemanden kennen, dem ich die Dias schicken könnte.«
»Aber Sie haben nicht erwartet, dass sie in Lebensgröße und mit einem ganzen Mitarbeiterstab erscheinen würde?«, fragte er sie mit dem Anflug eines Lächelns.
»Nein, das habe ich nicht. Es war auch ziemlich überflüssig, da ich die Dias bereits gemacht habe und es nicht lange dauern wird, sie zu entwickeln.« Sie kniff die Augen zusammen. »Vermutlich hat Molly irgendetwas von sich gegeben, das Ihnen den Eindruck vermittelte, meine Dias taugten wahrscheinlich nichts.«
Er hatte die Güte, verlegen zu wirken. »Toby und ich hatten ohnehin eine Fahrt nach Irland geplant. Er ist ganz verrückt nach irischen Mythen und Sagen. Ich glaube, insgeheim ist er davon überzeugt, dass er hier irische Kobolde zu sehen bekommt, obwohl er es niemals zugeben würde. Und ich bin vorher noch nie in Mayo gewesen. Also sind wir einfach nach Norden gefahren statt nach Süden. Und sehr weit nach Westen.«
Thea lachte.
»Aber ich hätte Molly und Petal nicht mitgenommen, wenn sie nicht so ein furchtbares Theater gemacht hätten. Molly behauptete, dass sie Sie unbedingt aus irgendeinem Grund sehen müsse, aber ich persönlich vermute, dass sie nur Rory und Sie in flagranti erwischen wollte.«
»Huh!«
»Aber Molly hat es immer sehr gut mit mir gemeint, und Toby mag sie, also habe ich nachgegeben und auch Petal mitgenommen. Wenn sie gewusst hätte, dass Sie Lara als Anstandswauwau haben, hätte sie sicherlich nicht darauf bestanden«, fügte er vermittelnd hinzu. »Ich wusste ohnehin nichts von den Dias, also wären Toby und ich auf jeden Fall aufgetaucht.«
»Dann verbringt Toby jetzt bei Ihnen seine Ferien?«
Ben schwieg einen Augenblick irritiert. »Er ist immer bei mir. Bei seiner Mutter verbringt er gelegentlich mal das Wochenende, wenn sie einen Babysitter bekommen kann.«
»Oh.« Thea hätte sich gern für die Annahme entschuldigt, dass Toby bei seiner Mutter lebte, aber sie wusste nicht genau, wie sie das anstellen sollte. Außerdem schien Ben selbst ja durchaus auch zu vorschnellen Schlüssen zu neigen.
»Es ist ziemlich ungewöhnlich, auch heute noch«, fuhr Ben etwas weniger steif fort.
Thea nickte. »Sie hätten vielleicht besser vorher angerufen«, meinte sie nach einer Weile.
»Wir haben es versucht - jedes Mal, wenn wir Rast machten -, aber es ist nie jemand an den Apparat gegangen. Molly befürchtete das Schlimmste und entschied, trotzdem weiterzufahren und Sie davor zu bewahren, einen furchtbaren Fehler zu machen.«
»Um Himmels willen! Ich bin ungebunden, aufgeklärt und über einundzwanzig.«
Mit einem Schulterzucken wies Ben jede Verantwortung zurück.
Lara beendete das verlegene Schweigen mit einem leisen Stöhnen. Ben und Thea konnten sehen, wie ein gewaltiger Krampf durch ihren Körper lief.
»Was meinen Sie, müssen wir ihr eine Sauerstoffmaske besorgen?«, fragte Thea - teils, um die Atmosphäre etwas aufzulockern, teils, weil sie hören wollte, dass mit Lara alles in Ordnung war.
»Ich glaube, sie kommt ganz gut zurecht. Sie hat offensichtlich brav ihren Geburtsvorbereitungskurs besucht.«
»Hm.« Thea hatte selbst noch nie Kinder bekommen, aber eine Reihe ihrer Freundinnen; sie alle hatten sich für eine natürliche Geburt entschieden, um dann schließlich doch nach Betäubung zu rufen, als es dafür bereits zu spät war.
Ben sah sie an. »Ich glaube nicht, dass es für eine Hündin so schmerzhaft ist wie für eine Frau, es sei denn, es ist eine Steißgeburt dabei oder dergleichen. Tobys Mutter hatte sich von vornherein für einen Kaiserschnitt entschieden.«
Thea zuckte zusammen. »Das ist ja noch schrecklicher. Ich bin etwas besorgt, weil wir nicht einmal die Telefonnummer eines Tierarztes haben, geschweige denn, dass wir wüssten, wo wir in der Nähe einen finden können.«
»Wir sollten versuchen, irgendeine Telefonnummer oder eine Adresse ausfindig zu machen.« Er hielt inne und
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