Sommernachtsgeflüster
besser geschwiegen hätte. Schnell zog sie sich in die Küche zurück; dort wusste sie wenigstens, was sie tat.
»Kein Grund zur Eile. Toby wird schon nicht verhungern, oder?«
Toby lachte und gähnte dann.
»Möchten Sie Tee oder etwas Stärkeres, Ben?«, rief Thea.
»Ich bleibe lieber bei Tee. Lara wird wahrscheinlich alles gut hinbekommen, aber falls wir mitten in der Nacht einen Tierarzt benötigen, dann möchte ich gern alle meine fünf Sinne beisammen haben.«
Während Thea den Käse rieb, die Kartoffeln stampfte und den Tee aufschüttete, ging ihr durch den Kopf, dass Bens Einstellung zu Alkohol am Steuer beruhigend war. Rory war in dieser Hinsicht eher unbesonnen.
Als Toby seine Mahlzeit beendet und sich immer noch kein weiterer Welpe gerührt hatte, erkundigte sich Thea: »Willst du vielleicht schon mal ins Bett? Ich könnte dir eine Wärmeflasche geben. Im Badezimmer hängt eine.
Und wir könnten dich rufen, wenn Laras nächster Welpe kommt.«
Ben klappte den Mund auf, als wollte er etwas gegen dieses Arrangement einwenden, und Thea stellte mit Schrecken fest, dass sie wahrscheinlich einen furchtbaren Fehler begangen hatte. »Oder was immer Ben jetzt für das Beste hält«, fügte sie hinzu, um die Sache wieder gutzumachen.
»Nein, das wäre schon gut so«, sagte Ben. »Möchtest du, dass wir dich wecken, Toby, oder wäre es dir lieber, morgen früh den ganzen Wurf komplett vorzufinden?«
»Mal sehen, ob ich einschlafe. Wenn ich nicht einschlafe, kann ich ja weiter zusehen, wie die Welpen kommen. Und sonst sehe ich sie mir halt morgen früh an.«
»Ich fülle dir die Wärmeflasche und zeige dir dein Bett. Es ist gleich nebenan, sodass du sicherlich nichts verpassen wirst.«
»Nachdem du dir die Zähne geputzt hast«, setzte Ben hinzu und warf Thea einen scheinbar vorwurfsvollen Blick zu.
Als Ben und Thea Toby ins Bett verfrachtet hatten, kehrten sie zu Lara zurück. »Ich verstehe gar nichts von Kindern«, bekannte Thea. »Es tut mir Leid, wenn ich irgendetwas gesagt habe, was nicht für Kinderohren geeignet ist.«
»Toby scheint Sie zu mögen.« Ben sah Thea an, als stellte er das Urteil seines Sohnes infrage.
»Ich werde mich dann mal weiter um das Essen kümmern.«
Ben folgte ihr in die Küche. »Es tut mir Leid, wenn unsere Ankunft Ihr trautes Beisammensein mit Rory verdorben hat. Sie scheinen ja einen romantischen Abend im Sinn gehabt zu haben.«
»Nun, das hatten wir.« Thea nahm ein paar Teller aus dem Schrank. »Wir wollten einander tief in die Augen schauen, während Lara zu unseren Füßen ihre Welpen zur Welt bringt.« Am liebsten hätte sie ihm erzählt, dass sie drauf und dran gewesen wären, sich auf dem Fußboden zu lieben, denn plötzlich machte er sie wütend. Sie starrte ihn an. »Ich werde ein Glas Wein trinken. Ich glaube, das brauche ich jetzt.«
Bens Augenbrauen zuckten kurz in die Höhe; möglicherweise fragte er sich, was sie getan hatte, um Wein zu verdienen. »Lara scheint ein wenig zu schlafen. Im Augenblick hat sie, soweit ich es feststellen kann, auch keine Wehen.«
Als der Kessel mit Wasser für die tiefgefrorenen Erbsen aufgesetzt war und die Koteletts in dem ziemlich schwachen Grill langsam heiß wurden, ging Thea mit ihrem Wein zu Ben hinüber. Sie hatte einige Fragen an ihn. »Habe ich Sie richtig verstanden, dass Ihnen Rory und seine Arbeiten bekannt sind? Er hat mir erzählt, dass er seit einem katastrophalen Versuch unmittelbar nach seinem Studienabschluss nicht mehr ausgestellt hat.«
»Ich war auf dieser Ausstellung. Sie war umwerfend -noch umwerfender war allerdings sein Benehmen, und zwar nicht im guten Sinne. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
»Was genau sind Sie denn von Beruf?«
»Wollen Sie einen vollständigen Lebenslauf oder nur einen kurzen Abriss?«
Warum war er so schlecht gelaunt? Ihr fiel ein, dass er den ganzen Tag mit Molly und Petal in einem Auto zugebracht hatte und sich, kaum angekommen, um die Geburt der Welpen kümmern musste. Sein Blutzuckerspiegel musste total im Keller sein. Also verzieh sie ihm. »Ein Abriss reicht.«
»Also, zurzeit bin ich Art Director in einer Werbeagentur. Früher habe ich mal eine Kunstakademie geleitet.«
»Warum dieser Wechsel? Es scheint sich um ziemlich unterschiedliche Aufgaben zu handeln.«
Ben zuckte die Schultern. »Mein Leben hat sich geändert. Ich habe geheiratet, und dann kam Toby. Meine Frau wollte mehr, als ich ihr für mein Gehalt als Leiter einer Kunstakademie bieten
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