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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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denn sie hörte von der Haustür her schon das metallische Geräusch eines Schlüssels.
 
    Als Thea am nächsten Mittwoch Ben die Tür öffnete - er war schrecklich pünktlich -, wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Eigentlich hätte sie ihm sofort erklären müssen, dass er nur seine Zeit verschwendete, dass sie sich das Projekt nicht ausreden lassen wollte und konnte. Schließlich fragte sie: »Wollen Sie hereinkommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe bei Molly hereingeschaut, und die hat mir das hier gegeben.« Verächtlich schwenkte er ein Bündel Papiere. »Offensichtlich sind das potenzielle Kunstgalerien.«
    »Oh.« Thea streckte die Hand aus, um den Stapel entgegenzunehmen.
    Er hielt sie so, dass sie sie nicht erreichen konnte. »Ich finde, wir sollten sie zusammen durchsehen, damit Sie selbst merken, wie unmöglich das ganze Projekt ist.«
    Thea lächelte; sie hatte das Gefühl, dass sie Ben wirklich fragen sollte, warum er ihr half. Eigentlich war es doch nicht seine Sache, ob sie mit ihren Galerieplänen Schiffbruch erlitt oder nicht. Aber sie tat es nicht.
    Ben sah sie finster an. Er verstand wohl nicht, warum sie lächelte, traute sich aber offensichtlich nicht, sie darauf anzusprechen. »Wir können zu Mittag essen, wenn wir das hinter uns haben.«
    Es ließ sich nicht leugnen, dass es Spaß machte. Die beiden ersten Objekte waren viel zu winzig, um darin irgendetwas auszustellen, das größer war als ein kleines Aquarell. Das letzte dagegen wirkte viel versprechend - wenigstens auf dem Papier.
    Es lag in einem kleinen Städtchen in ungefähr zwölf Meilen Entfernung. Dort bestand ein offenkundiger Mangel an Kunstgalerien. Als sie auf der Suche nach einem Parkplatz durch den Ort fuhren, gewannen sie den Eindruck, dass es dort auch an vielem anderen fehlte; dafür gab es eine Unzahl von leeren Ladenlokalen, wie sie in vielen Zentren kleiner Städte zu finden sind. Sie sah sich die Aufstellung des Immobilienmaklers durch, die sie Ben entwendet hatte.
    »Für diesen Ort ist hier nur ein Objekt zur Miete aufgeführt, aber wenn das nichts ist, dann könnten wir ja unter den anderen weitersuchen. Warum habe ich nicht gleich daran gedacht, es hier zu versuchen? Ich wette, hier ist alles billig zu haben.«
    »Das ist es bestimmt, doch wie wollen Sie jemanden hierher locken? Diese Stadt ist sicherlich nicht unbedingt ein Kunstmekka.«
    Thea war entrüstet. »Sie werden staunen! Die Dörfer ringsum sind wundervoll - und dort leben Künstler und Medienleute, so viel Sie wollen, nur eben nicht hier in der Stadt. Und ihnen wird es gut gefallen, große Kunst direkt vor der Haustür präsentiert zu bekommen.«
    Ben blickte sie an und seufzte. Er erwiderte nicht, dass er glaube, sie werde zwangsläufig eine Enttäuschung erleben - vielleicht, weil er sie inzwischen gut genug kannte, um zu wissen, dass sie nicht auf ihn hören würde.
    Sie gingen zusammen den Hügel hinunter und über einen schmalen Pfad.
    »Die werden hier laggars genannt«, erklärte Thea verbindlich. »Das habe ich in einem Kurs über Heimatgeschichte gehört, als ich zum ersten Mal herkam.«
    »Tatsächlich? Dort, wo ich herkomme, heißen sie slips. Ich vermute, das ist auch eines der Wörter, die nie in den allgemeinen Sprachschatz eingehen, sondern immer nur begrenzt verbreitet sind.«
    »Wo kommen Sie denn her?«
    »Aus Wimbledon. Das hat sich inzwischen ziemlich rausgemacht.«
    Das Objekt, das sie suchten, lag an einer Straßenecke direkt am Bahnhof. Es war zuletzt von einer Hypothekenbank genutzt worden, hatte zuvor aber ein in dem Städtchen bekanntes Bekleidungsgeschäft beherbergt - davon zeugten noch die großen Schaufenster an beiden Straßenfronten.
    »Das ist wunderbar«, rief Thea. »Es ist so groß.«
    »Gehen wir erst hinein, bevor wir der Begeisterung freien Lauf lassen.«
    Während Ben sich mit dem Schlüssel abmühte, fragte Thea sich, ob er das Wort »wir« auf die gönnerhafte Weise verwendete, wie es Erwachsene Kinder gegenüber zu tun pflegten, oder ob er tatsächlich »wir beide« meinte. Von Natur aus optimistisch, entschied sie sich für die letzte Möglichkeit.
    Was sie in dem Gebäude vorfanden, war nicht geeignet, Theas Enthusiasmus zu dämpfen. Alles war geräumig und hell. Es schrie geradezu danach, irgendetwas Aufregenderem Platz zu bieten als nur einem weiteren Finanzinstitut.
    Ben folgte Thea in den größten der Räume. Sie konnte vor lauter Ahs und Ohs kaum an sich halten, so schön fand sie das

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