Sommernachtsgeflüster
wie denkt Derek darüber?«
»Derek sagte: ›Ran an den Speck.‹ Schließlich brauchst du das Geld, und bei mir liegt es auf einem Konto und bringt kaum Zinsen ein. Dann meinte Derek noch, das würde mir helfen, keine Dummheiten zu machen, und da hatte ich plötzlich Angst, dass er die Sache mit Gerald entdeckt haben könnte.«
»Ich bin mir sicher, dass er nichts weiß. Es gab doch auch nicht viel herauszufinden, oder?«
»Nein, aber ich hätte mich schrecklich blamieren können.« Molly schüttelte den Kopf. »Ich werde mich nicht einmischen, das verspreche ich.«
Thea fragte nicht, wie Molly von Dummheiten abgehalten werden sollte, wenn sie sich nicht einmischte. Und eine Molly, die sich nicht einmischte, war einfach unvorstellbar. Doch sie wusste immer noch nicht, was sie antworten, ja was sie überhaupt davon halten sollte. In gewisser Weise war es die Lösung ihrer Probleme. Sie konnte die Räume sofort anmieten und mit der Arbeit beginnen. Aber Molly war für niemanden ein idealer Geschäftspartner, erst recht nicht für jemanden, der so schlecht Nein sagen konnte wie sie selbst.
»Lass mich ein paar Augenblicke darüber nachdenken, Molly.«
»Du kannst dir ruhig Zeit lassen. Du musst mir nicht sofort eine Antwort geben.«
»Doch, das muss ich, wenn ich diese Galerie eröffnen will. Gib mir bloß ein paar Sekunden. Ich werde mal eben einen Kessel mit Wasser aufsetzen.«
Bis das Wasser kochte, Thea Toby kurz erklärt hatte, wie man Pfannkuchen buk, die nicht brettdick werden, und der Kaffee aufgebrüht war, stand ihr Entschluss fest.
Mit einem Tablett ging sie zurück ins Wohnzimmer und stellte es dort auf einen kleinen Tisch. »Ich nehme dein sehr freundliches Angebot an, Molly. Es ist wirklich lieb von dir, und ich bin dir sehr dankbar dafür.«
»Aber? Ich weiß, dass es ein Aber gibt, also solltest du mir gegenüber auch offen sein.«
»Ich werde dir gegenüber bestimmt auftreten. Ich werde mich darin üben, geschäftsmäßig zu sein. Schließlich bin ich wegen meiner Naivität und Leichtgläubigkeit« - Thea hielt kurz inne - »zu dem Schluss gekommen, dass der Fotojournalismus nichts für mich ist. Diesmal werde ich kein Blatt vor den Mund nehmen und Nein sagen, wenn ich denke, dass etwas nicht richtig ist.«
»Ja, natürlich.« Mollys Gesicht hatte eine rosige Farbe angenommen. »Ich hätte nie gedacht, dass du einschlagen würdest. Ich habe geglaubt, ich wäre einfach zu dominant für dich. Derek meint, ich sollte mal einen Kurs zur Schmälerung des Durchsetzungsvermögens besuchen.«
Thea reichte ihrer Freundin eine Tasse Kaffee. Langsam begriff sie, wie es in Mollys Ehe zugehen musste. Derek ließ Molly wahrscheinlich mehr oder weniger tun, was sie wollte, aber er war es, an den sie sich wandte, wenn sie Hilfe brauchte.
»Und ich habe überlegt, ob ich nicht einen ›Lerne Nein zu sagen‹-Kursus mitmachen soll, doch ich glaube, wir werden beide keine Zeit dafür haben.«
»Heißt das, dass du meine Hilfe annimmst?«
»Natürlich! Ich brauche deine Hilfe, Molly, jedenfalls so lange, wie du tust, was ich dir sage.« Thea nippte an ihrem Kaffee, um ihre Erheiterung über diese Vorstellung zu verbergen. Sie konnte Molly ebenso wenig herumkommandieren wie Molly fähig war, ins Bett zu gehen, ohne vorher unzählige Cremes aufgetragen zu haben.
Sie waren ein gutes Team. Thea unterzeichnete die Verträge, und Molly unterzeichnete die Schecks, und zwischendurch lehrten sie alle, die mit der Sache zu tun hatten, das Fürchten, bis Thea schließlich zwei Sätze Schlüssel für die Räume besaß, aus denen eine Galerie werden sollte. Einen Schlüsselbund gab sie Molly, während sie zur Feier des Tages einen Kaffee tranken und Thea ein Stück Cremetorte aß. »Du wirst die Schlüssel brauchen. Ich habe vor, die Studenten zur Mitarbeit einzuteilen. Sie sollen mir beim Saubermachen und Renovieren helfen. Ich muss sie natürlich bezahlen. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob Petal mitmachen wird. Im Unterschied zu den anderen ist sie nämlich auf das Geld nicht angewiesen.«
»Lass sie die Arbeit der anderen organisieren. Mit bestimmenden Menschen wird man fertig«, erwiderte Molly und sah Thea direkt an, ohne eine Miene zu verziehen, »indem man ihr beherrschendes Wesen lenkt und es sich zu Nutze macht. Das hat Derek mir erklärt.«
Thea hatte Derek nie richtig kennen gelernt. Aber je mehr sie von ihm erfuhr, desto besser gefiel er ihr, und sie nahm sich vor, sich an ihn zu wenden, wenn sie
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