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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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gefüttert und Lara auf einem ungenutzten Grundstück in der Nähe ausgeführt hatte, zog Thea sich bis auf BH, Slip und ein altes Hemd aus, das ihr bis zu den Oberschenkeln reichte. Dann machte sie sich mit der Rolle ans Werk.
    Sie legte Van Morrison auf und war bald zügig bei der Arbeit. Nach einer Weile richtete sie sich auf, um ihrem Rücken etwas Erholung zu gönnen, und entdeckte dabei an der Decke einen Fleck, der noch nicht gestrichen worden war.
    Thea fluchte leise und entschloss sich dann, die Stelle sofort auszubessern. Eine Leiter besaß sie - irgendjemand hatte Molly davon überzeugt, dass es genau diese sein musste. Thea hatte sie nicht besonders gefallen, aber laut Mollys Ratgeber war sie im Einsatz so flexibel wie keine andere, ließ sich als kurze oder lange Leiter gebrauchen, mit oder ohne Stellfläche, konnte einfach alles, außer selbst die Farbe auftragen. Jetzt baute Thea die Leiter sehr sorgsam auf und achtete genau darauf, was wo eingehakt werden musste. Sie brauchte eine halbe Ewigkeit dafür und hätte ein Königreich für eine ganz normale Stellleiter gegeben. Schließlich schien alles zu halten, und sie kletterte behutsam die Sprossen hinauf, den Farbtopf am Arm, den Pinsel in ihren Ausschnitt gesteckt. Sie würde keine Kunstgalerie führen können, wenn sie vor einer Leiter Angst hatte; sie musste sich wie eine Erwachsene benehmen.
    Als sie die oberste Sprosse erreicht hatte, stellte sie fest, dass sie die Leiter zu weit von der Fehlstelle entfernt aufgestellt hatte. Ihr gefiel die Aussicht nicht, oberhalb der Knie keine Stütze mehr zu haben, aber wenn sie wieder hinunterkletterte, die Leiter versetzte und dann wieder hinaufstieg, würde das Ganze nur umso länger dauern. Obwohl sie wusste, dass es dumm war, beschloss sie, einfach den Pinsel in die Farbe zu tauchen und sich dann so weit wie nötig vorzubeugen. Mit ausgestrecktem Arm langte es vielleicht gerade.
    Thea tauchte den Pinsel in die sehr dickflüssige, fast feste Farbe. Der Topf war schwer, und nachdem ihr Pinsel sich mit Farbe voll gesaugt hatte, hing sie den Eimer über die Leiter. Dann beugte sie sich ganz vorsichtig, mit einer Hand fest an der Leiter, nach vorn und versuchte, die Stelle an der Decke mit dem Pinsel zu erreichen.
    Ihr Arm war lang genug, wenn auch knapp. Den Übergang bekam sie zwar nicht ganz sauber hin, aber ein paar kleine Borstenstriche zu viel würde hier oben niemand bemerken. Sie brauchte noch einen kleinen Klecks Farbe, um die Sache abzuschließen. Der Pinsel verschwand gerade mit einem saugenden Geräusch in der Farbe, als Thea hinter sich einen Laut hörte. Erschrocken fuhr sie herum. Es war Ben. Gleichzeitig spürte sie, wie die Leiter schwankte und zu kippen begann.
    Ihr blieb keine Zeit mehr, um ihr ganzes Leben vor ihrem inneren Auge ablaufen zu sehen, aber doch so viel, um sich zu fragen, ob sie sich noch von der umstürzenden Leiter retten konnte, was um Himmels willen Ben hier wollte und ob sie die Farbe jemals wieder vom Boden würde entfernen können. Sie schlug mit einem Fuß zuerst auf, ein scharfer Schmerz zuckte durch ihr Gelenk, dann fing Ben sie auf. Sie riss ihn zur Seite, da sie noch keinen richtigen Halt gefunden hatte. Unter der Wucht ihres Aufpralls konnte er das Gleichgewicht nicht halten, sodass sie beide zusammen auf dem Boden landeten, sie atemlos auf einem seiner Arme, der Rest von ihm mehr oder weniger auf ihr.
    Für einen Augenblick bewegten und sprachen sie beide nicht. »Es ist alles in Ordnung. Versuchen Sie nicht aufzustehen; bleiben Sie ruhig liegen und atmen Sie ruhig durch. Gott sei Dank habe ich Ihren Sturz bremsen können.«
    Thea blieb liegen. Angesichts der Tatsache, dass ihr noch einen Augenblick zuvor gebrochene Knochen oder Schlimmeres gedroht hatten, war sie seltsam ruhig. Sie hatte das Gefühl, als wäre alle Spannung aus ihren Armen und Beinen gewichen. Sie fühlten sich schwer und entspannt an. Selbst der Schmerz in ihrem Knöchel war nur noch ein dumpfes Pochen. Dann merkte sie, dass ihr das Hemd halb den Rücken hinauf gerutscht war und dass Ben sich ein wenig von ihr heruntergeschoben hatte. Und dass außerdem seine Hand auf ihrer nackten Taille lag.
    Völlig nebensächliche Fragen schossen ihr durch den Kopf: Wann hatte sie sich zum letzten Mal die Beine enthaart? Hatte sich die Farbe auf dem ganzen Fußboden verteilt? Was für einen Slip hatte sie am Morgen angezogen? Hoffentlich keinen der alten, betete sie und fragte sich gleichzeitig, warum Ben

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