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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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sie aus Freundlichkeit zu küssen. Das war erniedrigend und herzzerreißend. Wie sollte sie ihm jemals wieder in die Augen sehen können? Sie hätte wetten mögen, dass Petal mit solchen Schwierigkeiten noch nie zu tun gehabt hatte - wahrscheinlich waren es eher ihre Verehrer, die dieses Problem hatten.
    Thea ließ sich von ihm aufhelfen, ohne ihn dabei anzusehen; sie hielt die Augen geschlossen. Als sie wieder stand, merkte sie auch, dass ihr Knöchel tatsächlich schmerzte. Sie kniff die Augen nur noch fester zusammen. Schmerz war ein perfekter Vorwand für ein paar Tränen, aber sie konnte sie sich selbst nicht zugestehen. Vorsichtig setzte sie den Fuß auf den Boden, immer noch an Ben geklammert, biss sich auf die Lippen und sog scharf die Luft ein. »Autsch.« Eigentlich hätte sie gern einiges mehr gesagt, und das in sehr deutlichen Worten.
    »Können Sie mit dem Fuß auftreten?«
    »Vielleicht.« Sie verlagerte zögernd ihr Gewicht auf den verletzten Fuß. Der Schmerz nahm zu. Mit einem »Autsch« konnte sie ihn nicht länger abtun. Nachdem sie eine Weile die Luft angehalten hatte, erklärte sie: »Tut höllisch weh.«
    »Meinen Sie, wir sollten Sie in ein Krankenhaus schaffen?«
    »Nein!« Thea war so erschrocken, dass sie ihn sogar wieder ansehen konnte. »Ich habe noch einen Boden zu lackieren, und bevor ich anfange, muss ich ihn erst mal von der Farbe befreien. Ich kann jetzt nicht stundenlang in einem Wartezimmer sitzen und in irgendwelchen alten Zeitschriften blättern. Wir brauchen nicht viel Aufhebens darum zu machen. Es wird schon wieder werden. Ein kalter Umschlag und ein Verband genügen sicher.«
    »Und beides haben Sie in ihrer Erste-Hilfe-Tasche?«
    »Sie brauchen jetzt nicht sarkastisch zu werden. Wir können ein paar Lappen als Verbandszeug nehmen. Können Sie denn gar nicht improvisieren?« Er nahm ihren Ärger mit beunruhigendem Gleichmut auf, so, als kenne er den wirklichen Grund dafür. »Nebenan liegt ein Laken, dass wir zum Abdecken benutzt haben.«
    Ben nickte. Dann bückte er sich und hob sie hoch.
    Thea war wider Willen beeindruckt. Sie war eine gesunde Frau und vermutlich nicht leicht hochzuhieven, aber er nahm sie nicht nur mühelos auf seine Arme und hob sie auf, sondern trug sie gleich ins Nebenzimmer. Dort setzte er sie vorsichtig auf einem Sessel ab. Dann riss er einen Streifen von einem alten Laken ab, mit dem Thea den Boden abgedeckt hatte, und ging damit hinaus, um es nass zu machen.
    Nachdem er zurückgekehrt war, hob er vorsichtig ihren Fuß an. Er behandelte ihn sehr sanft, und sie musste daran denken, wie behutsam er mit den neugeborenen Welpen umgegangen war. Vermutlich sah er sie so ziemlich im gleichen Licht: etwas, für das man sorgen und um das man sich kümmern musste, aber nicht mehr.
    »Wenn ich doch bloß nebenan den Boden abgedeckt hätte«, murmelte sie, um ihm ihren tiefen Seufzer zu erklären und sich selbst von den Gefühlen abzulenken, die seine Finger auf ihrem Fuß und Knöchel in ihr auslösten. Sie hatte sehr empfängliche Füße, und obwohl ihr Knöchel wie verrückt schmerzte, hatte selbst der Schmerz einen merkwürdig erotischen Effekt. Es war nicht günstig, solche Gefühle für einen Mann zu empfinden, der einen nicht wollte. Eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel und lief ihr die Wange hinunter.
    Sie spürte, dass Ben sich versteifte, öffnete die Augen und sah, dass er jetzt ebenfalls ärgerlich war. »Wenn Sie doch nur die Leiter ein Stück weitergeschoben hätten! Wie konnten Sie bloß so dumm sein, sich auf einer Leiter so weit vorzubeugen? Das ist unglaublich gefährlich. Das müssen Sie doch wissen. Wenn ich Sie nicht aufgefangen hätte, hätten Sie sich ernsthaft verletzen können. So wie es aussieht, haben Sie sich das Fußgelenk zumindest schwer verstaucht.«
    Ben klang furchtbar väterlich, und obwohl er wahrscheinlich nicht anders konnte, war sie nicht bereit, sich von einem Mann, der sie gerade mehr verletzt hatte, als es hundert verstauchte Fußgelenke vermocht hätten, wie ein ungezogenes Kind behandeln zu lassen. »Hinterher ist man immer klüger. Sie haben kein Recht, so mit mir zu sprechen.«
    »Wenn ich glaube, dass Sie unglaublich dumm und leichtsinnig waren, dann werde ich das nicht für mich behalten. Wissen Sie denn nicht, dass viele Stürze von der Leiter tödlich enden? Sie haben also ganz allein für sich ihr Leben riskiert. Sie hätten stundenlang hier liegen können, ohne jede Möglichkeit, Hilfe herbeizurufen.

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