Sommernachtsgeflüster
»Darf ich zusehen? Der Anblick Ihres Hinterteils ist mir inzwischen ganz lieb geworden.«
Sie spürte, wie sie errötete. Diese Bemerkung enthielt definitiv eine sexuelle Note. Sie bemühte sich, dies zu ignorieren. »Nehmen Sie Fisch und Pommes mit. Ich komme nach.«
»Sind Sie sich sicher? Wenn Sie vorgingen, könnte ich Ihnen im Notfall immer einen kleinen Schubs geben.«
»Ich gebe Ihnen gleich einen Schubs, wenn Sie nicht aufpassen«, brummte sie.
Thea schleppte sich mühsam die Treppe hinauf. Den Gedanken, sich die Jeans doch anzuziehen, verwarf sie, als sie oben ankam und merkte, wie heiß es dort immer noch war. Im Untergeschoss war es angenehm kühl gewesen -oben herrschte noch die Hitze der Sommernacht. »Gott, ist es heiß hier oben«, stöhnte sie und ließ sich wieder auf ihren Stuhl fallen.
»Aber es ist eine trockene Hitze. Umso schneller geht es mit dem Lackieren. Was möchten Sie denn? Kabeljau oder Scholle? Ich habe mir Salz und Essig separat geben lassen, weil ich nicht wusste, wie Sie den Fisch am liebsten essen.«
»Geben Sie mir ein kaltes Bier und das nächste beste Stück Fisch.« Sie öffnete die Dose und nahm einen guten Schluck. »Das tut gut! Ich komme mir vor wie in einem Werbespot für Bier.«
»Ich habe mal den Boden begutachtet, während Sie sich heraufgeschleppt haben. Er ist fast trocken. Wenn wir gegessen haben, können wir die nächste Schicht Lack aufbringen.«
»Gut. Ich wollte insgesamt etwa fünf Mal lackieren.« Sie aß einen Bissen von dem Fisch und merkte, dass sie sehr hungrig war.
»Und Sie wollten die ganze Nacht durcharbeiten?«
»Ich finde, in dieser Hitze kann man sowieso nicht richtig schlafen«, antwortete sie mit vollem Mund, »schon gar nicht, wenn man nur einen Schlafsack hat und auf dem harten Boden liegt. Ich würde also ohnehin nur daliegen, Radio hören und Däumchen drehen. Sie essen ja gar nicht. Habe ich etwas Falsches gesagt?«
Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Zu heiß.«
»Was, das Wetter oder die Pommes?«
Ben ignorierte ihre Frage. »Sie engagieren sich sehr für diese Galerie, nicht wahr?«
Sie nickte. »Das ist das erste Mal seit Jahren, dass ich wirklich das Gefühl habe, das Richtige zu tun. Ich habe natürlich den künstlerischen Aspekt des Fotografierens auch gemocht, aber kaltblütiger Journalismus war einfach nicht mein Fall. Und wenn ich das einmal hinbekommen habe, dann war es künstlerisch nicht mehr befriedigend. Und diese Sache hier macht mir wirklich Freude.« Sie seufzte. »Ich hoffe nur, dass Rory keinen Rückzieher macht.«
»Das wird er vielleicht tun.«
»Ich weiß. Und er hätte jedes Recht dazu. Im Moment verlasse ich mich darauf, dass er die Londoner Kunstszene immer noch genug hasst, um an mir festzuhalten.« Sie biss sich auf die Lippen und lächelte schwach. »Toi, toi, toi.«
»Wie würden Sie sich fühlen, wenn er Sie auflaufen ließe, nachdem Sie sich die viele Mühe gemacht haben?«
»Furchtbar, doch die Sache ist von mir ausgegangen, sodass ich ihm keinen echten Vorwurf machen könnte. Deshalb haben Molly und ich auch beschlossen, nicht allein auf Rory zu setzen.« Sie nahm noch einen guten Schluck Bier. »Zuerst wollte ich die Galerie seinetwegen eröffnen, aber nachdem ich jetzt so tief drinstecke, habe ich eingesehen, dass es reine Verschwendung wäre, es dabei zu belassen. Selbst wenn ich mit dem Geld, das ich an Rorys Bildern verdiene, meine Schulden bei Molly begleichen könnte, dürfen wir es nicht einfach damit bewenden lassen.«
»Molly ist also auch beteiligt?« Er runzelte die Stirn. Gefiel es ihm nicht, dass seine Cousine ihr Geld in ein hirnrissiges Projekt steckte?
»Ich konnte nicht rechtzeitig eine Hypothek bekommen, um die Kaution zu bezahlen und so weiter. Deshalb hat Molly mir das Geld geliehen. Aber sie ist außerdem so etwas wie meine Partnerin, denn sie übernimmt allerhand Verwaltungskram. Darin ist sie unschlagbar.«
»Ist sie Ihnen nicht zu dominant?«
Thea schüttelte den Kopf. »Derek hat mir erklärt -beziehungsweise von ihr ausrichten lassen -, dass ich ihre Energie kanalisieren muss. Das funktioniert wunderbar. Ich hatte schon gedacht, wir würden uns über die Frage entzweien, welche Bilder wir ausstellen sollen. Ich glaube, ihr wären nette Landschaftsbilder und Aquarelle von Wildblumen am liebsten gewesen. Als sie begriff, dass meine Vorstellungen andere waren und sie die Wahl hatte, mir entweder die künstlerische Leitung zu überlassen oder die Galerie ganz
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