Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommernachtsschrei

Sommernachtsschrei

Titel: Sommernachtsschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
hatte mein Vater auf eine Alarmanlage verzichtet, da wir so nah an der Tankstelle wohnten. Hinter der Kasse gab es einen Safe, dort lagen die Tageseinnahmen, die meine Mutter oder er am nächsten Tag dann immer zur Bank brachten.
    Ich schloss die Hintertür auf, gab acht, dass der Schlüsselbund nicht rasselte oder gegen die Tür schepperte. Eine Taschenlampe hatte ich nicht dabei. Zu riskant. So musste ich mit dem wenigen Laternenlicht auskommen, das durch die große Glasscheibe der Eingangstür hereinfiel. Dort hing eine Glocke, die klingelte, wenn die Tür aufging.
    Ich brauchte eine Weile, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ich mehr als nur Schatten erkennen konnte. Vorsichtig, um nicht gegen die Eiskühltruhe und den Zeitungsständer zu stoßen, tastete ich mich hinter die Theke mit der Kasse.
    Ich streckte den Arm aus und nahm eine der beiden J&B-Flaschen aus dem Regal. So würde es nicht so schnell auffallen, wenn nur eine fehlte. Daneben standen hintereinander drei Johnny Walker, von denen nahm ich auch eine und dann noch einen Wodka Absolut und einen Tequila mit gelbem Etikett. Ich packte alles in meinen Rucksack, der ganz schön schwer war, und schlich zur Hintertür hinaus, schloss ab und ging zur Waschanlage, neben der unser roter Opel Astra parkte.
    Mein Herz hämmerte laut und meine Kehle fühlte sich ganz trocken an, als ich zu unserem Haus hinübersah. Doch dort war alles dunkel, nur das Licht am Eingang über der Haustür leuchtete. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und zog die Fahrertür auf. Meine Hände zitterten und waren eiskalt und ich musste ein Zähneklappern unterdrücken. Den Rucksack legte ich in den Fußraum des Beifahrersitzes, dann stieg ich ein und ließ leise die Autotür zufallen. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Ganz ruhig, sagte ich mir. Du hast das schon tausendmal gemacht, Franziska, versuchte ich meinen hämmernden Herzschlag zu beruhigen. Dann trat ich die Kupplung, nahm den Gang heraus, ließ die Kupplung los und drehte den Schlüssel. So laut war mir der Motor noch niemals vorgekommen. Bestimmt würde gleich das Licht im Schlafzimmer angehen und mein Vater käme aus der Haustür gerannt…
    Ich legte den ersten Gang ein. Sonst schaffte ich das mit Leichtigkeit, doch jetzt wollte er einfach nicht reingehen. Beim dritten Versuch klappte es endlich, nur jetzt die Kupplung nicht zu schnell kommen lassen. Nerven behalten. Das Licht, ach ja, das würde ich später einschalten. Geschafft. Langsam fuhr der Wagen an, aber irgendein rotes Licht brannte noch. Und es piepste. Der Sicherheitsgurt, klar. Ich schnallte mich an. Mein Gott, würde ich irgendwann hier wegkommen? Doch da brannte immer noch ein Licht. Was konnte das sein, verdammt? Die Handbremse natürlich!
    Endlich. Es war geschafft.
    Ohne den Motor abzuwürgen, rollte ich auf die Straße. Rasch warf ich noch einen Blick hinauf zum Schlafzimmerfenster meiner Eltern. Dunkel. Immer noch. Zum Glück.
    Langsam tuckerte ich die Straße hinunter. Sie wollten doch hier warten. Genau halb zwei zeigte die Uhr am Armaturenbrett. Die wollten dich doch nur verarschen, Franziska, und du bist drauf reingefallen…
    Ich blieb am Fahrbahnrand stehen, vor der Einfahrt unserer Nachbarn. Fünf Minuten würde ich ihnen noch geben, länger nicht.
    Es klopfte an die Scheibe. Ich drehte mich nach hinten. Leonie riss die hintere Tür auf, Maya die vordere. Vivian rutschte neben Leonie auf die Rückbank. Alle drei kicherten.
    »He, leise!«, zischte ich.
    »Man, entspann dich mal, hier drinnen kann uns doch niemand hören!«, kam es von Vivian.
    Ich seufzte. »Schnallt euch wenigstens an, damit diese blöden Lichter hier ausgehen.«
    »Aye-aye Sir!« Vivian kicherte wieder.
    Ich war sicher, sie hatten irgendwas genommen. Gras oder Ecstasy oder sonst was. Ich kannte mich da nicht aus.
    Noch ein tiefer Atemzug, dann gab ich Gas, fuhr an, schaltete die Scheinwerfer ein, zum Glück wusste ich, wie das ging, schaltete in den zweiten Gang und dann sogar in den dritten. Konzentriert hielt ich mich an den weißen Mittelstreifen und betete, dass die Polizei heute Nacht irgendwo anders unterwegs war. Nur ein Wagen begegnete uns und auch zu Fuß war niemand unterwegs. Dennoch, die zehn Minuten zum Parkplatz am Wald waren die längsten meines Lebens.
    »Und jetzt?«, fragte ich und atmete auf, als der See in Sichtweite war.
    »Da in den Feldweg!«, kam es von Vivian.
    Gut, da würde uns niemand sehen, dachte ich

Weitere Kostenlose Bücher