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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Anzug ist der beste « – dann verlangsamte sie ihre Rede und streckte den Arm in Richtung des weißblonden Mädchens, das im Schatten hinter ihr stand:
    »Doch ich bitt dich, liebe Amme, lass mich nun für diese Nacht allein; denn viele Gebete tun not mir, um den Himmel zu bewegen, dass er auf meinen Zustand gnädig lächle, der, wie du weißt, verderbt und sündhaft ist …« Ben sah sie an. »Seid Ihr geschäftig? Braucht Ihr meine Hilfe?«
    Johannes runzelte die Stirn. Wer war denn dieser Typ bitte – Romeo etwa? Und warum trug er dieses schwarze Leder? In seinem Nacken stellten sich augenblicklich die Haare auf und er wurde kurz zornig über sich selbst: Würde ihn die Erinnerung an Georg Steiner je loslassen? Vielleicht war es ja mittlerweile wieder ganz okay, schwarzes Leder und dicke Stiefel zu tragen. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und musterte den anderen missmutig.
    Bens Stimme war tief und voll. Seine braunen Haare hatten einen Stich ins Kupferfarbene, auf seiner mindestens zweimal gebrochenen Nase tummelten sich Sommersprossen und sein breiter, voller Mund lachte sicher gern. Er sah gut aus, musste Johannes zugeben. Nicht wie ein Gentleman, eher wie ein Bauernbursche. Aber manche mochten das ja.
    Die Mädchen in den Kulissen ließen ihn zumindest nicht aus den Augen. Auch die Blonde mit den sehr roten Lippen, dort im Schatten hinter Caroline, starrte ihn unverhohlen an.
    Nur diese Caroline sah durch ihn durch, als sie mit den Schultern zuckte und mit fügsamem Gehorsam sagte:
    »Nein, gnädige Mutter, wir wählten schon Zur Tracht für morgen alles Zubehör. Gefällt es Euch, so lasst mich jetzt allein, und lasst zur Nacht die Amme mit Euch wachen; denn sicher habt Ihr alle Hände voll bei dieser eiligen Anstalt.«
    Ben sah nicht in seinen Text, sondern direkt zu Caroline. Er blickte ihr tief in die Augen und sagte sanft: »Gute Nacht! Geh nun zu Bett und ruh; Du hast es nötig.«
    Johannes’ Blick saugte sich an Caroline fest. Er dachte an Judith, als sie in der letzten Nacht seines Lebens vor vollem Haus den Monolog sprach, den Caroline nun begann.
    Er hatte als Romeo dabei in den Kulissen gelehnt und seiner Julia zugesehen, die sich vollen Herzens des Verrats bewusst war, den sie an ihrer Erziehung und ihrer Familie beging. Judith, die niemals einen Verrat dulden würde. Am wenigsten bei der Liebe. Das hatte er doch gewusst, oder?
    Er lauschte Caroline. Die Worte flossen auf ihrer überraschend tiefen rauchigen Stimme dahin und überdeckten seine Erinnerung. Wie war das möglich? Seine Traurigkeit von eben verebbte, wie er es noch nie erlebt hatte. Sonst konnte ihn dieses Gefühl tage- und nächtelang quälen. Er hörte nur noch Carolines Worte.
    Auch auf Carlos’ Unterarmen bemerkte er eine leichte Gänsehaut. War ihm kalt oder lag das an Carolines Darstellung? Vielleicht hatte dieser Typ, der eben noch so rumgeschrien und gemotzt hatte, doch mehr auf dem Kasten. Im Zweifel für den Angeklagten, entschied Johannes und stand auf.
    Er ging nun wieder zur Bühne, stieg hinauf und setzte sich neben die leere Muschel des Souffleurs auf die Bretter. Er war Caroline ganz nah, so nah, dass er beinahe ihren Atem auf seiner Haut spürte. In seinem Nacken prickelte es, und er musste sich mit allen Sinnen darauf konzentrieren, sich wieder in den Griff zu bekommen. Sie sprach nun die letzten Worte, ihr imaginäres Hochzeitskleid an die Brust gedrückt, sank sie auf die Knie.
    »Nein, du darfst nicht wissen, wie ich aussehen werde. Nur eins: wunderschön!«, hatte Judith ihn damals geneckt. »Es ist weiß. Standesamt hin oder her.«
    Johannes hatte nie vorgehabt, zu konvertieren und Judith hatte es auch nicht von ihm verlangt. Sie würden weder in der Kirche noch in der Synagoge heiraten. Ezra Goldmann hatte ihm auch so bei der Verlobung seinen Arm um die Schultern gelegt und ihn mein Sohn genannt. Johannes war warm ums Herz geworden. Er spürte diese Wärme noch heute. Zum ersten Mal hatte er wirklich zu jemandem gehört, statt wie als Kind von seiner Mutter versteckt und dann als junger Mann auf Festen als Trophäe mitgenommen zu werden!
    Er zwang die Erinnerung zurück und sah wieder zu Caroline. Sein Geist und seine Seele öffneten sich für sie und ihr Spiel: Ihre leidenschaftliche Miene brannte sich in sein poetisches Gedächtnis, als ein Zittern durch ihren Körper lief. Caroline verstummte.
    Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn und Schulter, und Johannes saß nahe genug bei ihr, um ihren raschen,

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