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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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weißt ganz schön viel«, gab sie zu.
    »Über dich? Ja. Das tue ich.«
    »Lauerst du mir auf?«
    »Glaubst du das?«, fragte er leise und sah auf sie herunter. Er stand ihr so nah, dass sie den Hauch eines
Eau de Toilette
erahnte. Aus irgendeinem Grund war Rasierwasser hier nicht das richtige Wort. Sie roch Sandelholz, Moschus und Jasmin. Es roch sehr männlich, aber auf eine Gentleman-Art altmodisch. Tief in ihr verknotete sich etwas angenehm. Ihr Atem ging schneller, als sie nun doch zu ihm hochsah. Seine blauen Augen glitzerten und ihre Farbe erinnerte Caroline an einen Bach im Sonnenlicht. In seinem Blick wohnte die Funkelfee, von der ihr Vater immer vor dem Zubettgehen erzählt hatte. Sommernachtszauber …
    »Woher weißt du dann so viel?« Ihre Stimme zitterte.
    »Ich will dir helfen.«
    Helfen? Sie brauchte keine Hilfe! »Das wird mir jetzt zu bunt. Was machst du hier? Wer bist du? Wie kommst du hier rein? Und das ausgerechnet heute?« Ihre Stimme war lauter geworden und überschlug sich beinahe.
    »Heute Abend ist nur einer von unzähligen, Caroline. Ich bin immer da.«
    »Jetzt mach doch nicht auf Phantom der Oper, bitte«, sagte sie, doch der Spott in ihrer Stimme war aus irgendeinem Grund nur eine dünne Schicht über etwas, das sie nicht benennen konnte. Furcht? Aufregung? Faszination? Sie sah wieder auf den Fleck auf seinem Wams.
    Ihr Blick glitt zum Geisterlicht an der Wand hinter ihm. Was hatte Mia ihr davon erzählt? Das war doch Wahnsinn. Ihr schauerte.
    Er schien ihre Gedanken lesen zu können, denn er legte rasch die Hand vor seinen Bauch. Doch nicht schnell genug: Caroline sah, dass in seinem Körper eine tiefe Wunde klaffte, deren Ränder von verkrustetem Blut umgeben waren. Echtes Blut oder Theaterpampe? Hatte ihn dort jemand mit einem Dolch verletzt? Was hatte das alles zu bedeuten?
    Sie schluckte schwer, denn er sah sie noch immer ruhig an, so, als wartete er auf ihre Reaktion wie auf ein Urteil. Sie zog die Luft ein und streckte ihre Finger behutsam in Richtung der Wunde aus. Kurz vor seinem Körper verharrten sie. Er hinderte sie nicht an ihrer Bewegung oder Berührung, aber sie ließ die Hand dennoch sinken.
    Was immer sie gedacht hatte – es war nur Einbildung. Die Wunde gehörte zu seinem Kostüm. Schließlich hatte Romeo ein Duell gegen Tybald zu bestehen. Doch klar, alles Schminke, alles für den schönen Schein.
    Caroline sah in sein Gesicht. Wie blass er war. Aber irgendwie gut aussehend blass: edel. Seine Haut erinnerte sie an teuren Marmor. Sie ließ seine Augen noch tiefblauer schimmern, beinahe wie den antiken Saphirring, den Mias Mutter an ihrem Finger trug. Seine Lippen waren voll und rot. Er lächelte plötzlich, als teilten sie ein geheimes Wissen, und auf seinen Wangen formten sich Grübchen.
    Caroline wandte den Blick ab. Er sah zu gut aus. So, wie heute niemand mehr aussah. Unwillkürlich dachte sie an Ben und seinen zerstrubbelten, gelebten Look, der ihm bei den Mädchen so viel Erfolg bescherte.
    Johannes hier dagegen war vollkommen. Wie ein Traum aus lang vergangener Zeit.
    »Also, was ist? Sollen wir anfangen?«, fragte er ruhig, hob den Text auf, der ihr aus Hand geglitten war, und reichte ihn ihr.
    »Wir? Warum – wir?«
    Er sah sich kurz um und lachte dann. »Wer denn sonst? Ist noch jemand da?«
    Sie schwieg und er seufzte.
    »Darum bist du doch hier, Caroline, oder? Du willst gut sein. Nein, besser als gut. Du willst die Julia für dich knacken. Ich kann dir helfen. Und ich will dir helfen. Lass uns miteinander proben. Glaub mir, ich könnte dir eine Menge beibringen.«
    »Kannst du den Text denn?«
    Er lächelte wieder, doch dieses Mal wirkte es traurig. »Wenn ich alles so gut könnte wie den Text von
Romeo und Julia …
«
    »Also dann …«, sagte sie unentschlossen.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht also dann. Das ist mir nicht genug. Dafür muss ich mir keine Mühe geben. Ich will mehr.«
    »Was denn?«, fragte sie leise.
    Er schien abzuwägen. »Du musst mir vertrauen. Auch wenn dir das gerade am schwersten fällt. Ich weiß, was bei dir zu Hause los ist. Und ich weiß, was mit deinem Vater passiert ist. Eine schreckliche Geschichte.«
    Sie wurde erst flammend rot und dann sehr blass. In ihrem Kopf jagte ein unsinniger Gedanke den anderen. Konnte das wirklich sein? Das war doch völlig unmöglich. Oder?
    »Also?«, fragte er sanft.
    »Ja«, flüsterte sie. »Lass uns anfangen.«
    »Vertrau mir«, sagte er wieder.
    Caroline straffte die Schultern

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