Sommernachtszauber (German Edition)
Caroline.«
»Du kennst meinen Namen?«
»Ja.« Seine Stimme klang endgültig.
Ihr wurde noch heißer. »Und – wie heißt du?«
»Johannes. Johannes Steiner.« Er machte eine kleine Verbeugung und lächelte sie dabei von unten an.
Ihr Herz machte einen Sprung. Wie viel Charme und Witz können in einem Lächeln liegen? Wie machte er das? Aber sie riss sich zusammen.
»Aha. Johannes Steiner. Nie gehört.« Sie zwang sich, gleichgültig zu klingen. Cool bleiben war noch immer das Beste in den meisten Situationen, die das Leben einem so hinwarf.
»Das erstaunt mich nicht«, sagte er geduldig. »Kennst du vielleicht Marika Steiner?«
»Ja. Also kennen ist zu viel gesagt. Aber ich habe ihren Namen schon gehört. Hat die nicht Tanzfilme im Zweiten Weltkrieg gedreht?«
»Im Zweiten Weltkrieg …« Er sah nachdenklich aus, ehe er rasch mit den Schultern zuckte. »Hat sie das? Wie dem auch sei. Eigentlich war sie eine Dramatikerin ersten Ranges. Aber, ja, genau.
Die
Marika Steiner.«
»Hm. Nicht mein Fall, diese Geschichten. Zu viel Puderzucker, wenn du mich fragst. Mir gefallen eher die geheimnisvollen, coolen Heldinnen dieser Zeit, so wie Zarah Leander oder eben Greta Garbo. Aber sorry, ich will dir nicht auf die Zehen steigen. Seid ihr etwa verwandt, diese Marika Steiner und du?«
»Ja.«
»Dann muss sie deine Urgroßmutter sein, so lange wie das schon her ist. Du hast also Theaterblut, hm? Und jetzt kommst du zum Üben hierher, so wie ich?« Sie überlegte kurz und musterte ihn. Wie alt mochte er sein? 20, 21 Jahre vielleicht? »An welcher Schauspielschule lernst du?«
»Ich habe meinen Abschluss bereits gemacht. Bei Max Reinhardt.«
»Was? In Wien? Wie toll …«
»Nein, nein. Hier in Berlin.«
Sie lachte kurz und ungläubig. »Das kann nicht sein.«
»Weshalb denn nicht?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ganz einfach: Weil Reinhardt hier in den Dreißigern natürlich seine Zelte abgebrochen hat.«
Johannes sah sie, wie sie fand, unergründlich an. »Natürlich. Wenn du das so sagst, dann hat er das sicher getan. Ich selbst weiß davon nichts.«
Caroline wurde seine Rätselhaftigkeit plötzlich zu viel. Das war doch hier kein heiteres Beruferaten und sie auch kein dummes Schulmädchen mehr. Was sollte das alles?
»Sorry, aber ich kann meine Zeit nicht mit Rätselraten verschwenden. Nett, dich kennengelernt zu haben. Pack deine Sachen. Ich werde Carlos nichts von dir erzählen, okay? An den Schlüssel für das Theater bist du ja kaum auf legale Art und Weise gekommen. Eine Vorstrafe wegen Hausfriedensbruch will niemand haben.«
»Hausfriedensbruch? Wenn es nur das wäre! Nein, Caroline. Es war Mord«, sagte er mit einem traurigen Lächeln.
»Mord?«, flüsterte sie und trat einen Schritt zurück. Eine Gänsehaut überzog ihre Arme. Was sollte das alles? War er doch ein Wahnsinniger, der ihr gefolgt war? Aber irgendwie konnte sie das nicht glauben. Wieder wurde ihr bewusst, wie allein sie hier mit ihm war. Sie sah sich rasch um. Wie viele Schritte brauchte sie zum Rand der Bühne, um aus dem Saal zu rennen? Ihr Herz schlug nun wieder schneller.
»Nur ein dummer Witz, Caroline. Wie schon gesagt: Hab’ keine Angst. Bitte …«
Seine Stimme klang weich und in seiner Bitte lag ein seltsamer Zauber. Ein schlichtes Wort, in dem sie Frage und Antwort spürte. Er löste sich von der Wand. Das warme Leuchten des Geisterlichtes umgab ihn wie ein Schein.
Caroline zwinkerte. Wie konnte das sein? War sie so erschöpft, dass sie Halluzinationen hatte? Sie wich weiter zurück und stolperte über ein loses Bühnenbrett. Fast wäre sie gefallen, doch in ein, zwei Schritten war er bei ihr, griff nach ihrem Ellenbogen und stützte sie. Sie starrte auf seine feste starke Hand. Eine Hand, die man halten wollte. Da lag sie, auf ihrem Arm. Er hielt sie, ganz klar. Aber sie
spürte
ihn nicht.
Ihr Herzschlag stolperte. Sie suchte nach Gleichgewicht und bewegte vorsichtig ihren Arm von ihm weg. Er ließ sie los. Dann erst atmete sie aus. Es klang wie ein Keuchen.
»Lauf nicht weg«, bat er sie. Seine Stimme war wieder so warm und angenehm, eine Liebkosung. Sie hatte noch nie einen so gutaussehenden Mann gesehen, doch was ihn ausmachte, kam von innen. Aber was? Sie verschränkte die Arme schützend vor dem Oberkörper.
»Nein. Ich meine … Ich … ich muss jetzt proben.«
»Ich weiß, Caroline. Die
Julia
.«
Sie stand reglos da. Er überragte sie um ein ganzes Stück. Caroline wagte es nicht, ihn anzusehen.
»Du
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