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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Licht. Wer zuerst dort ist!« Er lachte wieder und die Schwingtüren zum Saal öffneten sich einladend. Caroline ließ sich das nicht zweimal sagen: Sie warf ihren Beutel von sich und raste über das Parkett, an Carlos’ Campingstuhl vorbei, die Treppen zur Bühne hoch und über die ausgetretenen Dielen hin zum Geisterlicht. Sie schlug an die Wand und rief atemlos: »Erste! Gewonnen!«
    Im selben Augenblick erschien Johannes neben ihr. Sie sah ihn Form annehmen, doch es war nicht erschreckend. Eher sah es aus, als ob flüssiges Gold sich verfestigte. Dann war er da, noch immer lachend, mit Grübchen auf beiden Wangen.
    »Du glühst. Das sieht schön aus«, sagte er. »Ganz, wie ich es erwartet habe.«
    »Du hast mich gewinnen lassen!«, begriff sie empört.
    Er nickte. »Ja. Ich dachte, ein kleines Erfolgserlebnis braucht der Mensch am Tag.«
    Caroline biss sich auf die Lippen. »Warst du heute mit dabei, als Carlos mich zur Schnecke gemacht hat?«, fragte sie ihn leise.
    Er nickte und sie ertrank im Blick seiner Augen: hellblau, voll Mitgefühl, aber doch auch ehrlich und geradeaus. Ihm konnte sie nichts vormachen. Aber war das nicht fantastisch: Er sah sie so, wie sie war. Er kannte sie und war dennoch hier für sie! Sie schluckte diese Erkenntnis hastig hinunter.
    »Warum hast du dann nichts getan?«, fragte sie.
    Er verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. »Was hätte ich denn deiner Ansicht nach tun sollen, Caroline? Carlos auf seinem Stuhl kreiseln lassen? Mit der Deko jonglieren? Simone eine Sturmfrisur verpassen? Und was hätte das genutzt?«
    Sie schwieg niedergeschlagen. »Nichts«, gab sie zu. »Es wäre nur schön zu wissen, dass …«
    »Dass?«
    Sie musste nach ihrer Stimme suchen. Plötzlich kamen alle Gefühle dieses grausigen Tages wieder in ihr hoch. Für sie stand alles auf dem Spiel, alles. »Dass … dass ich nicht allein bin.«
    Er blickte sie eindringlich an. »Das bist du nicht. Ich habe auf dich gewartet, Caroline.« Seine Stimme hatte wieder diesen weichen Tonfall, der sie so berührte. Sie hatte nicht gewusst, dass ein Mann so sprechen konnte.
    »Hast du das?« Das Geisterlicht gab seiner Haut einen warmen Schimmer und jagte Lichtreflexe über sein Haar, als er nickte. »Wusstest du denn, dass ich kommen würde?«
    Er sah sie nachdenklich an. »Gewusst habe ich es nicht. Aber …«
    »Aber was?«
    Nun schien er zur Abwechslung nach Worten zu suchen. Der gut aussehende, selbstsichere Johannes, der Meisterschüler bei Max Reinhardt war, wusste nicht, was er sagen sollte?
    »Ich habe es gehofft«, gab er dann zu.
    Sie schluckte. Was konnte sie darauf sagen? Caroline räusperte sich. »Gut, dass du nicht vergebens gewartet hast«, sagte sie leise.
    Er nickte. »Ja. Das ist gut.«
    »Und du hast recht. Was hättest du heute schon tun können, um den Tag zu retten? Das ist zu viel verlangt.«
    »Allerdings. Denn nicht ich, sondern nur eins kann dir helfen …«
    »Nämlich?«, fragte sie mit belegter Stimme. Was immer es war, sie wollte es tun, wollte es finden. Bitte, lieber Gott, was immer es war! »Der Märchenprinz vielleicht?«, versuchte sie zu scherzen.
    Er trat einen Schritt nach vorn, eine Bewegung, die eine anmutige Welle in der Luft schlug. Er neigte den Kopf. »Sieh mich an …«, verlangte er leise.
    Ihre Kehle wurde eng, aber sie gehorchte. Er kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe und irgendetwas an seinen festen weißen Zähnen und dem schönen vollen Mund machte sie sehr nervös. Dennoch hielt sie seinem prüfenden Blick stand.
    »Willst du es wirklich hören? Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole?«
    »Ja«, sagte sie leise. So leise, dass sie es selbst kaum hörte. Sie sammelte all ihre Kraft – weshalb war er ihr so nah? Aber bitte nicht weggehen. Von ihm floss eine Kraft, die sie geradezu körperlich spürte. Diese Kraft umfing sie, hob sie hoch, trug sie. Was war das nur an ihm?
    Er blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Hoffentlich merkte er nicht, wie sehr er sie verwirrte!
    »Komm mit«, sagte er plötzlich.
    »Wohin?«
    »In deine Garderobe.«
    »Was machen wir da?«
    »Den Märchenprinzen sehen.«
    Caroline runzelte verwundert die Stirn, folgte ihm aber in die dunkle Garderobe. Johannes schaltete die Lichter rund um den Spiegel an. Dann trat er hinter sie.
    Caroline atmete scharf ein: Nur sie war in dem Spiegel zu sehen. Ihm schien das keine Bemerkung wert zu sein. Es war wohl einfach normal für ihn. Er spiegelte sich schon so lange nicht

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