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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Locken, extravagante und leicht asiatisch anmutende Kleidung und ein breites Lächeln zu erkennen. Dann klickte sie auf gut Glück eines der Bilder an, auf dem Mickey eng umschlungen mit einem dunkelhaarigen Mann auf einer Cocktail-Party zu sehen war.
    Mickey Hansen mit ihrem Freund Karl Graf: Eines der mächtigsten Paare der Berliner Medienszene, stand darunter.
    Das also war Mias Agent, dachte Caroline. Er sah gut aus. Dunkel und auf eine seltsame Weise – gefährlich. Sie klickte auf die Galerie zurück und sah auf die Uhr an der Wand: Gut 20 Minuten blieben ihr noch.
    Caroline gab »Johannes Steiner« in die Suchbox bei Google ein – aber keiner der Links hatte irgendetwas mit ihrem Johannes zu tun.
    Sie überlegte kurz und tippte dann »Marika Steiner« ein – Johannes’ Mutter. Wie hatte Johannes wohl als kleiner Junge ausgesehen? Irgendwie fiel es ihr nicht schwer, sich ihn etwa in Michis Alter vorzustellen: alles nur Arme und Beine, Zahnlücken, viel Wollen und wenig Wissen, irgendwo im Cocktailshaker auf dem schwierigen Weg vom kleinen Jungen zum jungen Mann durcheinandergerüttelt. War er auch so gewesen? Bestimmt.
    Auf dem Bildschirm verschwand die kleine Sanduhr. Die ersten Bilder tauchten auf. Die meisten der Fotos waren gnadenlos glatt retuschiert: Caroline fand alte Filmplakate, Stills von Dreharbeiten und Propagandabilder der UFA.
    Marika Steiner war eine Blondine mit türkisfarbenen Augen, dichten goldenen Haaren und vollen Lippen gewesen. Wirklich eine Schönheit, und Johannes sah ihr so ähnlich, dass man denken konnte, sie hätte ihn ganz allein gezeugt. Eine Persönlichkeit war den alten Fotos natürlich nicht zu entnehmen. Da musste doch mehr gewesen sein als nur die Frau, die ihren Sohn verbarg, um Karriere zu machen. In jedem Fall ein eiserner Wille und sehr viel Härte gegen sich selbst.
    Caroline trank einen Schluck kalten Kaffee und schüttelte sich. Eklig. Sie hätte sich lieber einen Smoothie bestellen sollen. Dann ließ sie die Hand von der Maus sinken und zog nachdenklich die langen nackten Beine an. Ihr Blick ließ Marika Steiners auf den Bildschirm gebanntes Gesicht nicht los.
    Draußen badete Berlin im frühabendlichen Sonnenschein. Sie dachte kurz an Ben und an sein Angebot von gestern, nach der Morgenszene ein Glas trinken zu gehen. Ben, der sie mit seiner lebendigen Art oft an einen jungen Hund erinnerte.
    Wie der Teufel es wollte, piepte im selben Augenblick ihr Handy zwei Male: 1 neue Nachricht Ben , sagte ihr die Anzeige. Sie hatte ihm ihre Nummer doch gar nicht gegeben?!?
    Schade, dass du wieder nicht hier bist. Ohne dich glitzert der See lange nicht so schön.
    Caroline musste lächeln, aber steckte das Telefon weg. Sie wollte sich konzentrieren. Worauf? , fragte eine Stimme in ihrem Inneren. Sei ehrlich … ihr Herz begann schneller zu schlagen und ihr wurde heiß. Johannes.
    Weshalb bist du hier? Erinnerte sie sich an ihre Frage an ihn.
    Er hatte es ihr nicht sagen wollen.
Du musst mir vertrauen
, forderte er stattdessen von ihr. Warum also konnte er nicht auf ihre Frage antworten? Was war so schlimm, dass es sich für ihn nicht in Worte fassen ließ? Und wie konnte er da von Vertrauen reden? Irgendetwas zog sich in Caroline zusammen. Es schmerzte, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Die ganze Situation war einfach zu irre. Es gab dafür kein Beispiel. Sie bewegte sich mit Johannes auf absolutem Neuland.
    Sie zwang sich, auf den Bildschirm zu sehen, auf dem noch immer Google offen war. Wieder ein Blick zur Uhr und einige Wartende, die hinter ihr um die paar Computer kreisten wie Geier um Aas. Ihr kalter Kaffee gab ihr noch weitere zehn Minuten im Netz. Dann wollte sie zurück ins Bimah . Das Gesöff musste als Abendessen reichen – sie wollte jetzt nicht nach Hause gehen, um sich Michis anklagendem Blick auszusetzen oder sich von ihrer Mutter demoralisieren zu lassen. Sie brauchte Mut. Sie brauchte Johannes.
    Damit waren ihre Gedanken wieder da angelangt, wo sie sie nicht haben wollte. Doch je mehr sie sich wehrte, umso stärker wurde es. Sie legte sich die Hände an die Wangen und konzentrierte sich auf den Bildschirm, als fände sie dort eine Lösung zu dieser verrückten, beispiellosen Situation. Seine Wunde. Und seine Worte, als sie sich kennenlernten, an jenem ersten Abend. Hausfriedensbruch? Nein. Es war Mord .
    Mord. So ein kurzes, hässliches Wort. Eine Gänsehaut bildete sich auf Carolines Armen. Weshalb Mord? Wer konnte ihm so etwas

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