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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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Erst hatte man leicht aufgehorcht, in der Annahme, vielleicht einem Drogenbaron auf die Spur zu kommen, aber als Joss von Aromatherapie sprach, hatten die Polizisten nur noch abgewinkt. Seitens der Krankenhäuser wurde ihr erneut versichert, dass niemand eingeliefert worden sei, auf den Marvins Beschreibung zuträfe – und schon gar nicht wegen einer Überdosis Duftöl.
    Den Kindern hatte sie bislang noch nichts gesagt.
    An diesem Abend würde sie Marvin und das nervenzermürbende Grübeln beiseiteschieben müssen, das war ihr klar. Heute Abend musste sie ruhig und kompetent auftreten und Freddo beweisen, dass er für diesen Job die Richtige ausgewählt hatte. Das würde nicht leicht werden, aufgewühlt, wie sie war, aber wenn Marvin zurückkäme, müsste sie schließlich für sie beide die Brötchen verdienen. Sie wurde gebraucht und hatte Verantwortung zu tragen.
    Joss tigerte durch den Bungalow. Sie hatte noch einmal ein Zauberwald-Bad genommen – um die für den Abend erforderliche Ruhe und Gelassenheit zu erlangen – und es war einfach herrlich gewesen. Ebenso traumhaft wie das vorige, nur kam die Wirkung nicht mehr so unvorbereitet. Und nun, eingehüllt in eine Duftwolke aus Jasmin und Lavendel, merkte sie, dass sie – anstatt sich um Marvin zu sorgen – es kaum noch erwarten konnte, mit ihrer neuen Arbeit zu beginnen. Sie freute sich sogar richtig auf das Wiedersehen mit Freddo.
    Es war alles höchst eigenartig.
    Freddo hatte angerufen und gesagt, falls Marvin und sie nicht vorhätten, gemeinsam zu den Proben zu gehen, wäre es ihm ein Vergnügen, sie in The Close abzuholen, sofern sie das nicht in Schwierigkeiten brächte. Und Joss hatte – wahrheitsgemäß – geantwortet, Marvin sei nicht zu Hause und ja, danke, sie würde sich sehr freuen, wenn Freddo sie abhole.
    Nun, da sie wusste, dass er bestimmt schon unterwegs war, fühlte sie sich so aufgekratzt wie ein Teenager bei der ersten Verabredung.
    Valerie Pridmore, die, wie fast alle Leute aus Bagley-cum-Russet, auch zum Gemeindesaal von Hazy Hassocks kommen würde, ärgerte sich tierisch, dass sie die Abholszene verpasste.
    »Ich würd gern einen kurzen Blick auf ihn werfen«, hatte sie gesagt, »bloß um sicherzugehen, dass er okay ist. Du bist so ein Unschuldslamm, Joss, du solltest wirklich nicht zu fremden Männern ins Auto steigen.«
    Und Joss hatte gelacht und gesagt, Val rede ja wie ihre Mutter und Freddo Fabian sei doch alles andere als ein fremder Mann.
    Eigentlich, dachte sie nun, entsprach das ja nicht ganz der Wahrheit. Nun, sie hatte nicht die geringsten Zweifel, dass Freddo ehrlich und anständig war – aber seine äußere Erscheinung fänden manche sicher ein bisschen befremdlich, wahrscheinlich selbst Val.
    Bei dem Gedanken fing Joss an zu kichern und konnte gar nicht mehr aufhören. Ach, was war sie doch für ein sündhaftes Weib! Hier herumzukichern, während der arme Marvin womöglich in einem Pappkarton schlief oder in einem Hospiz für unheilbar Umnachtete – oder wo auch immer.
    Sie hatte Val von der Sache mit der Aromatherapie nichts erzählt – denn die hätte darüber womöglich gelacht. Den Gedanken, dass irgendjemand Marvin auslachte, konnte Joss aber nicht ertragen. Armer Marvin – er war im Grunde selbst sein schlimmster Feind gewesen und hatte seinen Fall selbst verschuldet. Erschreckend schnell gewöhnte sie sich an ein Leben ohne ihn. Seit er fort war, machte sie es sich meistens mit Fertiggerichten vor dem Fernseher bequem und sah sich Soaps oder Schöner-Wohnen-Sendungen oder Comedy-Shows an, angesichts derer Marvin in ihrem früheren Leben den roten Kopf mit den pulsierenden Schläfenadern aufgesetzt hätte.
    Außerdem hatte sie einige grundlegende Veränderungen in ihrem Kleiderschrank vorgenommen. Da sie das Bankkonto nicht anrühren wollte, weil Geld nun ein noch heikleres Thema war als je zuvor und Marvin immer die Finanzen verwaltet hatte, hatte Joss einige ihrer langweiligsten cremeweißen, beigefarbenen und mausgrauen Gewänder zu einem Tierschutz-Charity-Shop in Winterbrook gebracht, den Biff und Hedley Pippin betrieben, und über sich selbst gestaunt, als es ihr gelungen war, für einige andere Stücke im Austausch dagegen einen günstigen Preis auszuhandeln.
    Sie hatte den Laden mit mehreren Zigeunerröcken verlassen, die laut Biff vergangenes Jahr groß in Mode gekommen waren, ein paar fast neuen, leuchtend bunten Oberteilen von Marks and Spencer , einer Hippie-Schultertasche und einem Paar mit

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