Sommernachtszauber
Selbstvertrauen und ihrem Karrierestart gratuliert und war mit ihr zur Feier des Tages fein essen gegangen. Leider kam ihr das aber eher unwahrscheinlich vor. Wenn sie an Joss’ Stelle wäre, würde sie diesen Marvin augenblicklich verlassen. Warum blieb sie nur bei ihm? Nun, hoffentlich eröffnete ihr der neue Job endlich eine Chance zum Glücklichsein. Joss war so ein liebenswürdiger Mensch, sie hätte es wirklich verdient, dass sich ihr Leben mal zum Guten wendete.
In dem reichlich verwilderten und üppig blühenden Garten von Pixies Laughter duftete es herrlich. Sukie kannte inzwischen die meisten Pflanzen, die sie für ihr Sortiment an Essenzen benötigte, und bald vergaß sie das eheliche Elend der Joss Benson, während sie vergnügt im Sonnenschein Jasmin und Butterblumen und Tausendschön und Klee und Nesseln sammelte.
»Welch ländliches Idyll«, rief Derry lachend vom Gartentor her. »Lass dich nicht stören!«
»Mensch!« Sukie richtete sich auf und blinzelte über einen Arm voller Pflanzen hinweg gegen die Sonne. »Hast du mich erschreckt! Äh – Milla ist bei der Arbeit – sie ist schon in aller Frühe los.«
»Ich weiß.« Er öffnete die alte, quietschende Gartenpforte. »Ich habe gerade ein paar Straßen weiter einen Kostenvoranschlag gemacht und dachte, ich schau mal, ob du da bist – und ich hier vielleicht eine Tasse Tee bekommen könnte.«
»Keine Chance«, antwortete Sukie frech und verbarg ihre Freude und Verwirrung hinter einem Büschel aus Taubnesseln und wilder Petersilie. »Bin viel zu beschäftigt. Hat dein Kunde dir keinen Tee angeboten? Ich dachte, das sei ein absolutes Muss?«
Derry schüttelte den Kopf. »Ich durfte nicht mal am Teebeutel schnuppern.«
»Wie grausam.« Sukie grinste. »Aber wenn du hier eine Tasse Tee bekommen möchtest, musst du sie dir erst verdienen. Meinst du, du könntest in deinem Wissensschatz aus Omas Nähkästchen kramen und mir sagen, ob es hier irgendwo Vogelmiere gibt? Alles andere habe ich wohl – aber Vogelmiere fehlt mir noch für ein neues Rezept.«
»Können wir nicht vielleicht einen Kompromiss schließen?«, fragte Derry. »Da ich kurz vor dem Verdursten bin, mach ich erst Tee für uns beide und spiele dann den Blumen-Detektiv, einverstanden?«
»Einverstanden.«
Sukie sah ihn ins Haus gehen – ein Bild von einem Mann in ausgewaschenen Jeans und mit blondem Haar, das in der Frühlingssonne glänzte – und seufzte. Himmel, war er hinreißend. Und nett. Und warum auch nicht? Schließlich konnte er ja nicht ahnen, was sie für ihn empfand. Zum Glück.
An der Hintertür sortierte sie das dicke Büschel gesammelter Pflanzen in mehrere von Coras Erntekörben und reckte sich. Na schön, Chelsea hatte wahrscheinlich recht, es war wohl moralisch nicht ganz einwandfrei, bei Milla das Entfernungs-Liebeselixier anzuwenden, aber sie würde es dennoch tun. Oder nicht? Ach verdammt – wenn Derry nun Milla wirklich liebte? Wenn eine Wiedervereinigung von Milla und Bo-Bo ihm das Herz bräche? Würde sie damit leben können, ihn unglücklich gemacht zu haben?
Nein, das würde und könnte sie nicht. Ach verflixt!
»Es gibt Tee aus der Kanne, weil er dann besser schmeckt. Ich habe Milch, Zucker, zwei Tassen – Untertassen oder Kekse konnte ich nicht finden …« Derry erschien mit einem Tablett auf der Schwelle. »Und wenn du versprichst, mich nicht zu hauen, Vogelmiere ist das bodendeckende Zeug da drüben, das mit den kleinen weißen Blüten.«
»Tatsächlich? Das hättest du ja auch gleich sagen können!«
»Hätte ich -«, Derry setzte das Tablett auf einem wackeligen Korbtisch unter dem üppigen Rosenbogen ab und setzte sich vorsichtig in einen ebenso wackeligen Korbsessel, »- aber dann hättest du wahrscheinlich ›Danke und auf Wiedersehen‹ gesagt, und ich hätte keinen Tee bekommen.«
»Bestimmt nicht.« Sukie lächelte, bückte sich und rupfte mehrere Hand voll jener Pflanzen aus, die sie immer unter dem Namen Sternenkraut gekannt hatte. »Aber für deine Frechheiten bekommst du womöglich doch noch Haue!«
Sie grinsten einander an.
»Liebe Güte, ist das ein pappiges Zeug. Gut, ich glaube, das reicht.« Sukie brachte den klebrigen Haufen Vogelmiere zu den anderen Pflanzen bei der Hintertür und setzte sich zu Derry an den Tisch. Er hatte den Tee schon eingeschenkt. »Wohl bekomm’s – und danke. Ach, ist das schön.«
»Der Tee, das Wetter, der Garten oder die Gesellschaft?«
Sie sah ihm über den Tassenrand in die blauen
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