Sommernachtszauber
nicht über die Arbeit sprechen, aber ich fragte mich nur eben, ob Valerie – Mrs Pridmore – mit Ihnen schon den Termin für eine Massage bei ihr zu Hause ausgemacht hat?«
»Valerie? Ach, vom Cancan! Ja, hat sie, ich glaube, wir haben uns für Freitagnachmittag verabredet, so um zwei Uhr, aber ich wollte sie sowieso noch mal anrufen, weil ich nun auch in meinem Haus einen Raum für Massagen einrichte, vielleicht wäre es Ihnen dort ja angenehmer?«
»O ja, auf jeden Fall«, antwortete Joss rasch. Es war ihr sehr viel lieber, wenn die Massage so weit wie möglich von The Close entfernt stattfand. »Ich werde es ihr ausrichten. Am Freitag also, wie schön, vielen Dank.«
Bei der Planung dieser Heimlichkeiten fühlte sie sich wunderbar verrucht. In der Hoffnung, dass Marvin von ihrem Umweg nichts gemerkt hatte, wollte sie gerade umkehren, da schlang sich plötzlich ein Arm um ihre Taille, und sie wurde erneut zu den Toiletten hinübergezerrt.
»Komm mit!«, schrie ihr eine große Frau in einem Kostüm, das aussah wie ein leuchtfarbenes Nachthemd, ins Ohr. »Fern schenkt jetzt die rosa Brause aus! Und wir tanzen alle! Na, Kleine, du hast dir mit deiner Verkleidung ja nicht sonderlich viel Mühe gegeben.«
»Ich gehör gar nicht zu der Party!« Joss versuchte, sich zu entwinden. »Ich wollte nur …«
Aber die Menschenmenge um sie herum trug sie einfach davon, und sie sah, dass auch Sukie und einige andere bekannte Gesichter kichernd zu der winzigen Tanzfläche gedrängt wurden.
Ach, was soll’s, dachte Joss, jetzt kommt es sowieso schon nicht mehr darauf an, lehnte den Champagner aber ab, weil sie fahren musste und trotz allem noch ein gewisses Verantwortungsgefühl besaß.
Und mit überschäumender Begeisterung hüpfte sie ausgelassen zu Dave Edmunds Behauptung »I Knew The Bride When She Used To Rock’n’ Roll«, Elton Johns Aufforderung »Kiss The Bride« und auch noch zu einem frechen Lied von Chuck Berry über eine Teenagerhochzeit. Ringsum von rosa Feen eingequetscht, tanzte sie immer weiter.
Es war einfach herrlich.
Doch wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich gehen. Fern und Amber, schwindelig vom Herumwirbeln, sanken in einem Knäuel zu Boden. Mehrere andere Feen hatten ihre Flügel verloren und waren leicht grün im Gesicht. Joss, immer noch lachend und ziemlich außer Atem, bahnte sich keuchend einen Weg aus dem Gewühl.
Der Tisch am Kamin war leer.
»Jocelyn!«, blaffte Marvin aus der dunklen Kaminecke. »Ich habe deinen Mantel geholt! Wir gehen!«
»Sind Sonja und Simon schon fort?« Joss nahm ihren Mantel und vermied es, Marvin anzusehen. Sie wusste genau, er hatte jetzt wieder dieses puterrote Gesicht mit der verdrießlichen Unterlippe und den pulsierenden Schläfenadern. »Ich hab sie wohl verpasst.«
»Sie haben die Flucht ergriffen, sobald sich eine Lücke in diesem – diesem debilen Pöbel auftat. Ich war ebenfalls zum Aufbruch bereit. Seit Ewigkeiten warte ich schon auf dich. Wo zum Teufel warst du denn so lange?«
»Vor der Damentoilette war eine Warteschlange.« Das stimmte schließlich. »Wie auch immer, jetzt bin ich ja da, sollen wir gehen?« Als sie sich den Weg zum Ausgang des Weasel and Bucket bahnten, lächelte sie Marvin beglückt an: »Das war wirklich ein wunderbarer Abend.«
Marvin schauderte. »Bist du von Sinnen, Weib? Es war die Hölle auf Erden!«
Sukie taumelte, noch immer ganz berauscht vom wilden Tanzen, zu ihrem Tisch und ließ sich auf den Stuhl plumpsen. Wow! Was für ein toller Abend! Vor allem, wenn man bedachte, dass sie eigentlich gar keine Lust gehabt hatte! Sie grinste zu Chelsea, Phoebe und Clemmie hinüber, zu denen sich inzwischen auch Ambers Freundinnen gesellt hatten. Sie sahen, wie auch Sukie, alle reichlich zerzaust und entblättert aus. An ihrem Tisch sah man wahrscheinlich mehr nackte Haut als in jedem Stripteaselokal.
Entspannt und glücklich rückte Sukie den Stuhl vom Tisch ab und fläzte sich unschicklich in das süße Nichts ihres knappen Röckchens.
Da flog die Tür auf und ein erfrischender Windstoß wehte kalte feuchte Luft über die Massen erhitzter Leiber.
»Ach du lieber Himmel!« Milla, eine elegante Erscheinung im kleinen Schwarzen, das ganz eindeutig nicht aus einem Billig-Kaufhaus stammte, sah sich erstaunt um. »Was ist denn hier los?«
Sukie versuchte, unter den Tisch zu rutschen.
»Ich hab dich schon gesehen, Sukie!«, kicherte Milla. »Du hast mir gar nicht erzählt, dass du heute hierhergehst. Gehörst
Weitere Kostenlose Bücher