Sommernachtszauber
gepackt, weißt du nicht mehr?«
»Was für kleine Fläschchen? Ich hab ihr doch Hautcreme gekauft. Wovon redest du eigentlich?«
»Hautcreme? Nee – du hast ihr kleine Fläschchen mit exotischem Massageöl geschenkt. Ziemlich viele. Schönes Geschenk, Sukie – kein Wunder, dass sie so begeistert war. Das wird ihrem Liebesleben mit Timmy die rechte Würze geben.«
Ach du Schande!
»Chelsea! Du hast doch nicht etwa die Fläschchen aus meinem Aromatherapie-Koffer genommen? Sag bitte, dass das nicht wahr ist!«
»Tja, doch. Pack das Geschenk ein, hast du gesagt. Auf dem Tisch in der Diele, hast du gesagt. Und das hab ich gemacht – all die Fläschchen mit, äh, Geranie und Jasmin und Lavendel und Rose … Auweia!«
Auweia, in der Tat. Chelsea hatte gerade das ganze exklusive und wahnsinnig teure Aromatherapie-Set weggegeben.
»Du kannst sie wohl kaum zurückverlangen«, jammerte Chelsea. »Schließlich war es ein Geschenk, und sie hat sich so sehr darüber gefreut. Bitte entschuldige, Sukie. Hoffentlich reißt du mir jetzt nicht den Kopf ab?«
»Ich nicht«, sagte Sukie und dachte an Jennifer Blessings alttestamentarischen Zorn, »aber jemand, den ich kenne …«
9. Kapitel
A m nächsten Morgen traf von Chelsea per SMS eine Reihe zunehmend inständiger Bitten um Vergebung ein, doch Sukie, die sich mit dem soundsovielten Becher schwarzen Kaffees in Händen und einem fürchterlichen Kater in Coras Lieblingssessel vor das Feuer gekuschelt hatte, war unversöhnlich gestimmt.
Die pfirsichfarbenen Lederköfferchen waren verheerend ausgeplündert. Zum Glück hatte Chelsea weder die Basisöle noch die leeren Ersatzfläschchen mit den Edelsteinstopfen herausgenommen, aber auch so war der Großteil ihrer Öle und Essenzen, ihres Handwerkszeugs, weg.
Sukie konnte nur hoffen, dass Fern und Timmy während ihrer Flitterwochen auf den Malediven auch wirklich ausgiebig Gebrauch davon machten.
Aber was in aller Welt sollte sie jetzt tun? Schließlich handelte es sich nicht um gewöhnliche Massageöle, sondern um ganz spezielle, hochwertige Mischungen. Sie konnte nicht einfach mal eben in den nächsten Drogeriemarkt springen, um sich Ersatz zu beschaffen. Auch sie selbst besaß keinen eisernen Vorrat an Essenzen, und Nachschub aus Jennifers Salon zu entwenden, kam erst recht nicht in Frage. Erstens würde Jennifer garantiert Wind davon kriegen, bevor sie überhaupt anfing, irgendetwas abzufüllen, und zweitens umfasste der Bestand in Beauty’s Blessings nur den Grundstock und war bei Weitem nicht umfangreich genug, um die zahlreichen eigens zusammengestellten Essenzen zu ersetzen, die so teuer waren, dass es einem die Tränen in die Augen trieb.
So ein verdammter Mist aber auch.
Ein trüber grauer Sonntagmorgen im März wie dieser war vermutlich genau der richtige Zeitpunkt für einen Selbstmord, dachte Sukie. Beim Gedanken an Jennifer Blessings flammenden Zorn über den Verlust einer wahrscheinlich mehrere hundert Pfund teuren Ausrüstung, noch ehe sie mit den mobilen Massagen überhaupt angefangen hatte, fand Sukie diesen Ausweg durchaus verlockend.
»Ist noch heißes Wasser da, Sukie?« Milla platzte ins Wohnzimmer, ihren zitronengelben Seidenschal gerade in formvollendete Schlingen legend – ärgerlich, dass manche Leute immer genau wussten, was man mit Schals machen musste. »Ich bin spät dran und kann nicht warten, bis der Kessel kocht, aber ich brauche dringend eine Dosis Koffein. Süße, du siehst ja ganz schön mitgenommen aus. Na ja, nachdem ich dich gestern Abend in Aktion gesehen habe, überrascht mich das nicht.«
Sukie war bequem gekleidet – sie trug ihre gammeligste Jeans und ein uraltes ausgeleiertes Sweatshirt, das vom Waschen ganz weich geworden war – und funkelte Milla gereizt an, die natürlich wieder wie aus dem Ei gepellt aussah, in Designerjeans und einer rehbraunen Lederjacke und, nicht zu vergessen, dem formvollendet geschlungenen Schal.
»Du könntest ruhig selbst in die Küche wandern, um nach dem Kessel zu sehen«, grummelte Sukie und rappelte sich aus den Tiefen des Sessels hoch. »Du magst daran gewöhnt sein, dass alle immer gleich springen, wenn du pfeifst, aber …«
Doch sie wollte sowieso in die Küche. Es war leichter, sich dort beim Kaffeekochen zu verstecken, als Derry gegenübertreten zu müssen, der jeden Augenblick die gewundene Treppe herunterkommen konnte, hinreißend verstrubbelt und mit sexuell befriedigtem Lächeln.
»Da.« Sie drückte Milla den Becher in die
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