Sommernachtszauber
uns ein Plätzchen frei!«
Phoebe und Clemmie waren frühere Schulkameradinnen und deuteten mit blinkenden Zauberstäben an, dass an ihrem Tisch noch Platz war. Sukie merkte, wie ihr Stimmungsbarometer in die Höhe schnellte – es gab doch nichts Besseres als einen Weiberabend, um alle Weltuntergangsstimmung hinter sich zu lassen. Sie hielt ihr blinkendes Krönchen fest und winkte mit ihrem Zauberstab zurück. Es sah aus wie ein silbernes Leuchtsignal.
Alle durcheinanderredend, quetschten sie sich um den Tisch, schenkten Wein aus, bewunderten mit Begeisterungsrufen gegenseitig ihre Kostüme und tauschten die neuesten Klatschgeschichten aus. Sukie trank einen Schluck Chardonnay und merkte, wie sich ihre innere Anspannung auf wundersame Weise verflüchtigte.
Die Niedergeschlagenheit und der Zorn nach Topsys Enthüllungen verblassten zusehends. Und was auch immer Cora in Pixies Laughter zusammengebraut hatte oder nicht und welche Beweggründe sie dafür gehabt haben mochte, legte man am besten unter der Rubrik »Geschichten von gestern« ab. Obwohl sie angesichts all der Frauen, die sich hier so prächtig amüsierten, doch ein wenig Mitleid mit jenen anderen Frauen bekam, die Generationen zuvor unter weitaus weniger glücklichen Umständen im Weasel and Bucket gesessen haben mussten.
Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, Chelsea von Topsy und Cora zu erzählen, sich dann aber dagegen entschieden. Chelsea war nett, hatte aber wenig Fantasie und lebte fröhlich im Hier und Jetzt. Sie könnte sicher nicht nachempfinden, wie die Frauen aus Coras und Topsys Generation gelitten hatten, und wäre wohl kaum in der Lage, sie sich als junge Mädchen vorzustellen, die leidenschaftlich verliebt waren und um die jungen Männer trauerten, die nie wieder nach Hause kommen würden.
Nein, besser, sie dachte gar nicht weiter darüber nach und suchte nicht länger nach den Rezepten für die Liebestränke. Vielleicht gab es sie, wahrscheinlich aber nicht. Das alles gehörte der Vergangenheit an. Und so sollte es auch bleiben.
»… aber was er an ihr findet, ist mir wirklich ein Rätsel …«
»… sie ist so eine schreckliche Zimtzicke …«
»Ihr Vater hat eine Porsche-Niederlassung.«
»Sag bloß …«
Sukie entspannte sich und klinkte sich unbeschwert wieder in den aktuellen Weibertratsch ein.
Plötzlich packte Chelsea sie am Arm. »Mensch! Seht euch die an! Sind eben gekommen … Schaut mal! Wer ist das?«
Folgsam betrachtete Sukie die Neuankömmlinge: vier fantastisch gut aussehende Mädchen, alle groß, schlank, attraktiv und verführerisch wie Fotomodelle, die ultrakurzen Röckchen ihrer Feengewänder ließen lange, sonnengebräunte Beine sehen, und in ihren diamantenbesetzten Krönchen spiegelte sich seidig glänzendes Haar.
»Liebe Güte! Wer ist das denn?«
»Freundinnen von Amber«, zischte Clemmie, »von weit aus dem Norden. Sie sind extra für diese Party hierher zu Besuch gekommen. Gestern Abend waren sie auch schon da, äh, Emma und Jemma, Kelly und Bex, glaube ich, und sie sind wirklich unheimlich nett. Wie Amber. Schön und nett. Einfach unfair. Zu dumm aber auch, denn eigentlich möchte man sie doch am liebsten dafür hassen, dass sie so sexy sind, oder?«
Sukie grinste. Als sie Amber zum ersten Mal begegnet war, hatte sie fest vorgehabt, sie zu verabscheuen, aber es hatte nicht geklappt. Es war unmöglich, Amber nicht zu mögen. Außerdem hatten Amber und sie vieles gemeinsam, da sie ja beide für eine Mrs Blessing arbeiteten: Amber als Mitzis Assistentin bei Hubble Bubble und Sukie bei Jennifer. Durch die Rivalität zwischen der früheren und der jetzigen Gattin von Lance Blessing waren Sukie und Amber zu engen Verbündeten geworden.
Clemmie füllte die Gläser nach. »Wenn man vom Teufel spricht … Da kommt Amber ja schon. Sieht sie nicht toll aus in diesem winzigen rosa Feenkleid? Und so glücklich.«
Allerdings, das musste Sukie zugeben. Und das sollte sie auch. Seit sechs Monaten lebte sie nun mit Lewis Flanagan zusammen. Das reichte bestimmt, um auf das Gesicht jeder Frau ein Lächeln zu zaubern.
»Hattest du nicht vor ihrer Zeit auch mal was mit Lewis, Sukie?«, fragte Phoebe.
»Ach, das war nur für einen Abend«, sagte Chelsea. »Die gute arme Sukie, gegen so eine Konkurrenz hatte sie einfach keine Chance, nicht wahr?«
Sukie schüttelte gutmütig den Kopf. »Die beiden waren füreinander bestimmt. Ich finde schon noch den Richtigen. Lewis war es jedenfalls nicht, das war echt ein Reinfall.
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