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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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es spannend. Für neue Ideen bin ich immer aufgeschlossen. Ich würde einen Gedanken nie von vorneherein abtun, nur weil er ein bisschen, na ja, sonderbar erscheint. Aber sehr viel sonderbarer kann es jetzt ja kaum noch werden. Also, wonach suchen wir denn?«
    Sie hatten die Gedichte von Coras Stickbildern abgeschrieben, obwohl Sukie, nachdem sie ihr wieder eingefallen waren, wahrscheinlich alle auswendig konnte. Für sie waren es immer nur Coras Gedichte gewesen. Nie wäre ihr daran irgendetwas merkwürdig vorgekommen, nie hatte sie auch nur darüber nachgedacht, was diese vertrauten und oft gesprochenen Worte zu bedeuten hatten. Und nie im Leben hätte sie ihr Kinderspielzeug, das immer griffbereit in Coras Handarbeitskorb lag, mit den unauffindbaren Rezepten in Verbindung gebracht.
    »Brauchen wir Myrte?« Derry hockte vor einem besonders unansehnlichen Haufen Gestrüpp. »Falls ja, dann könnte das wohl welche sein.«
    »Wirklich? Hervorragend. Ja, ja, von Myrte ist in einem der Verse die Rede.« Sukie blickte auf die feuchten Seiten in ihrer Hand. »Hat etwas mit Brautkränzen zu tun, in Verbindung mit Rosmarin. Ich weiß noch, dass ich das Gedicht damals zunächst nicht verstanden habe, weil ich dachte, Myrte und Rosmarie wären die Brautjungfern bei einer Hochzeit …« In glückliche Kindheitstage zurückversetzt, brach sie ab, als sie sich an Coras liebes Lächeln und ihre sanfte Stimme erinnerte. Sie schluckte. »Ja, aber als ich Cora danach fragte, wies sie mich darauf hin, dass sich in dem Gedicht Myrte auf Gefährte reimt und folglich Myrte die Braut sei.«
    »Myrte und Gefährte? Lieber Himmel! Das war ja nicht gerade ein Gedicht von Wordsworth.« Derry lachte. »Na schön, hier haben wir also die gute Myrte und die Brautjungfer Rosmarie ist sicher auch nicht weit. Wen brauchen wir denn sonst noch? Eine ganze Hochzeitsgesellschaft?«
    »Machst du dich etwa über mich lustig?« Rasch sah sie zu ihm hinüber. »Wenn das so ist …«
    »Nein, wirklich nicht.« Er schüttelte sich ein paar Regentropfen aus den nun dunkel gesträhnten Haaren. »Meine Oma hat mir auch allerhand Kinderreime und Gedichte beigebracht. Die meisten könnte ich wahrscheinlich heute noch aufsagen. Schau nicht so, keine Sorge, ich tu es ja nicht. Also, was brauchen wir sonst noch?«
    »Tja, in beliebiger Reihenfolge: Veilchen, Wildrose, Weißdorn, Nesseln, Wegrauke, Borretsch, Himmelschlüssel, Tausendschön, Thymian, Basilikum, ach, es sind so viele.« Sie seufzte. »Selbst wenn all diese Pflanzen in dieser Wildnis hier wirklich wachsen sollten, woran erkennen wir sie bloß?«
    »Nun, ich bin zwar kein Gartenprofi, aber meine Oma war eine begeisterte Hobbygärtnerin und hat mir über Wildblumen und Kräuter so einiges beigebracht. Es gab auch immer ein kleines Biotop in ihrem Garten, lange bevor das in Mode kam. Die meisten Pflanzen, die dort wuchsen, kannte ich.«
    Sukie sah ihn erstaunt an. Ein Mann mit vielen Talenten, der offenbar seine Oma ebenso geliebt hatte wie sie Cora. Wirklich schade, dass er eine feste Beziehung mit Milla hatte. So ein Pech aber auch, das war ja mal wieder typisch. »Ach so? Gut, gibt es irgendetwas davon bereits jetzt im März?«
    »Schon möglich. Einiges wahrscheinlich schon. Ich vermute, dass Cora für jede Jahreszeit verschiedene Gedichte geschrieben und verschiedene Tränke gebraut hat, je nachdem, was hier draußen gerade zur Verfügung stand. Im Moment müssen wir uns am späten Winter und zeitigen Frühjahr orientieren. Wenn diese Annahme stimmt, kannst du in ein paar Monaten aus dem Vollen schöpfen. Schau mal, hier, das ist eindeutig Wegrauke. Unter diesem Haufen da«, Derry hievte eine umgedrehte Schubkarre und mehrere Steinbrocken hoch, die im Schlamm hässlich schmatzten, »das könnte Borretsch sein. Und das hier«, er hockte sich mitten in das nasse, kalte Gestrüpp, »sind eindeutig Veilchen.«
    Sukie strahlte ihn mit grenzenloser Bewunderung an. Und voller Verlangen. Was für ein Mann!
    »Steh nicht untätig rum, Frau.« Er grinste sie an. »Hol die Schaufel, und fang an zu graben.«
    Eine glitschige Stunde später, nachdem sie sich den Schlamm von den Händen gespült und die Haare geföhnt hatten, sichteten sie in der Küche von Pixies Laughter ihre Ernte. Die Pflanzenbüschel wurden gewaschen, und dann sortierte Derry sie passend zu Coras Versen in verschiedene Haufen.
    »Die nächste Frage«, sagte Derry und strich sich das noch leicht feuchte Haar aus dem Gesicht, »ist, wie wir

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