Sommernachtszauber
Kräutern und Blumen und dem frischen Geruch von Regenwasser hing in der Luft.
Tatsächlich, dachte Sukie träumerisch, wenn sie die Augen schloss, sah sie lauter winzige bunte Sternchen und Blumen und Schmetterlinge durch die Küche schweben...
»Ich glaube, wir brauchen gar keine Magie«, grinste Derry, der es sich auf einem der bunt zusammengewürfelten Küchenstühle bequem gemacht hatte. »Ich bin schon vom Einatmen der Dürfte so high, als würde ich fliegen. Und das da« – er nickte zu Jennifer Blessings kleinen Flaschen mit den Edelsteinstopfen hinüber, die nun wieder bis zum Rand gefüllt und ordentlich etikettiert in Reihen auf dem Tisch standen – »sieht doch wirklich professionell aus.«
Sukie, müde, zerzaust, aber triumphierend, grinste zurück. »Stimmt, das finde ich auch. Vielen, vielen Dank! Ohne dich hätte ich das niemals geschafft. Garantiert nicht.«
»War mir ein Vergnügen. Das hat sehr viel mehr Spaß gemacht, als meine Buchhaltung auf den neuesten Stand zu bringen oder darauf zu warten, dass einer meiner Freunde vom sonntäglichen Familienglück genug hat und sich auf einen Sprung in den Pub davonstiehlt.« Derry räkelte sich und sah dabei unerträglich verführerisch aus. »Sollen wir jetzt aufräumen?«
»Ach, wir packen einfach das ganze Durcheinander in die Mülltonne und die Schüsseln in die Spülmaschine …« Sukie zwang sich, den Blick von seinem Körper abzuwenden. »Und über alles Übrige wische ich schnell mit dem Lappen drüber. Das ist in fünf Minuten erledigt.«
»Und die anderen Räume?«
»Darum kümmere ich mich später – bevor Milla zurückkommt. Im ganzen Haus ist sowieso ein Frühjahrsputz fällig – und ich muss das Esszimmer ausräumen, weil ich dort einen Massagetisch aufstellen will, um ab kommender Woche von hier aus arbeiten zu können.«
»Damit?« Derry zeigte auf die Früchte ihrer Arbeit.
»Ja. Warum?«
»Weil ich glaube, du hast da noch etwas vergessen.«
Sukie dachte im Stillen gerade darüber nach, ob sie wohl zu weit ginge, wenn sie Derry zu einem gemeinsamen Piks-und-Ping-Abendessen einlüde, und blinzelte ihn unter ihren Stirnfransen hervor an. »Was denn? Wir sind doch fertig. Was fehlt denn noch?«
»Mit den Flaschen ist alles in Ordnung, aber woher willst du wissen, ob die Essenzen auch wirken? Wir brauchen ein Versuchskaninchen.«
Sukie bemühte sich mit aller Kraft, die lüsternen Gedanken zu verdrängen, in denen sie Derry auf den Küchentisch drückte und seinen wundervollen sonnengebräunten, muskulösen Körper mit einer der neuen Lotionen massierte. Sie versuchte, ein schlaues und aufmerksames Gesicht zu machen, doch im nächsten Moment überlagerte leider eine noch viel tückischere, köstlichere Fantasie die erste, in der er sie mit seinen schönen, feingliedrigen und kräftigen Händen massierte.
Sukie riss sich zusammen, so gut sie konnte, um diesen Bildern Einhalt zu gebieten, merkte aber, dass sie kläglich scheiterte.
»Versuchskaninchen?« Ihre Stimme war auf einmal ganz piepsig, sie hüstelte und setzte dann neu an. »Ähem, du willst doch nicht etwa vorschlagen, dass wir uns in einem Probelauf gegenseitig massieren?«
»Aber nein!« Derry lachte.
Mist. So endeten zwei Tagträume auf einen Schlag. Und er hatte gelacht … mal wieder.
Derry reckte sich. »Ich meine nur, es wäre vielleicht eine ganz gute Idee, jemanden zu suchen, den du gut kennst, der eine Massage brauchen kann und dich – oder Jennifer Blessing – nicht gleich verklagt, falls irgendetwas schiefläuft.«
»Hm, dachtest du an Milla?«
»Auf keinen Fall! Ich weiß ja nicht sonderlich viel über Milla, aber ich nehme doch an, sie besucht diskrete kleine Schönheitssalons in London, wo sie ein Vermögen dafür ausgibt, dass irgendeine Camilla oder Sophie ihr alle Anzeichen von Managerstress hinwegzaubert. Und ich habe so das Gefühl, sie könnte ziemlich ungnädig reagieren, wenn sie mit irgendwelchen Gartenkräutern falsch behandelt würde. Insbesondere von dir, äh, uns.«
Da hatte er allerdings recht. Aber wer kam dann in Frage? Nun, natürlich wäre Chelsea eine ideale Kandidatin, aber Sukie wollte Chelsea ganz bestimmt nicht in den restlichen Nachmittag und das Piks-und-Ping-Abendessen mit einbeziehen.
Dann war da noch Valerie Pridmore, die ja bereits eine Massage gebucht hatte – aber Valerie Pridmore war eine schreckliche Tratschtante, und wenn sie auch nur ansatzweise auf den Gedanken käme, dass dieser Probelauf irgendwie nicht
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