Sommernachtszauber
momentan zupasskommt, das Mädel vom Dorf zu spielen, bin ich im Herzen doch eine Großstadtpflanze und werde es immer bleiben. Meine Hobbys bestehen eher aus so was wie Schuhe oder Handtaschen zu kaufen und in europäischen Metropolen zum Essen zu gehen – aber nicht darin, in irgendeinem zugigen Gemeindesaal herumzutoben und sich von einer steinalten Irren ausbuhen zu lassen, die sich vermutlich für die heimliche Tochter von Anna Pavlova und Christiaan Barnard hält.«
»Tja, ich verstehe, so gesehen erscheint es natürlich nicht sonderlich verlockend.« Ein wenig schuldbewusst, weil ihr ein großer Stein vom Herzen fiel, konzentrierte sich Sukie darauf, die ölige Arbeitsplatte sauber zu wischen. »Ich hab hier eine ziemliche Sauerei angerichtet – hoffentlich wolltest du noch nicht so bald frühstücken. Aber wenn ich mit den Kartenspielern fertig bin, hab ich um elf einen Termin bei einer meiner Stammkundinnen in Winterbrook, dann hast du hier deine Ruhe.«
»Alles kein Problem!« Milla umschloss den Kaffeebecher mit den Händen. »Lass dir nur Zeit. Es ist dein Haus, deine Arbeit. Es steht mir nicht zu, hier herumzumeckern. Was ist? Schau mich doch nicht so an. Ich kann durchaus auch nett sein, wenn mir danach ist. Ich bin nicht immer nur die Prinzessin auf der Erbse, weißt du.«
»Ich weiß.« Sukie grinste und korkte die Fläschchen fest zu. »Du bist schwer in Ordnung. Findet Derry ja offenbar auch.«
Milla lächelte. »Hmmm. Wir verstehen uns gut. Er ist so ein netter, geradliniger Typ. Gut aussehend, humorvoll, anständig, ehrlich. Und ein erstaunlich guter Liebhaber. Aber -«
»Aber?« Sukie unterbrach ihre Überlegungen, welche Essenz sie bei Topsys Kartenspielern ungefährdet anwenden könnte, ohne eine Rentnerorgie zu entfachen. »Gibt es ein ›Aber‹ nach diesem Loblied auf seine Vollkommenheit?«
»Ach, kein großes Aber … aber ein Aber schon …«
Sukie hielt den Atem an. »Milla, du denkst doch nicht etwa daran, mit ihm Schluss zu machen?«
»Himmel, nein! Ich bin doch nicht blöd!«
Sukie hoffte, sie hatte nur innerlich und nicht laut aufgestöhnt. »Wo ist denn dann das Problem? Stört es dich, dass er kein Geschäftsmann ist, der ein siebenstelliges Kontoguthaben mit Scheckbuch bei einer Schweizer Bank und eine eigene Insel im Indischen Ozean hat?«
Milla hockte auf der Tischkante und nippte an ihrem Kaffee. »Nein, natürlich nicht. Solche Oberflächlichkeiten hab ich hoffentlich hinter mir, und abgesehen von all den vorhin aufgezählten Eigenschaften ist Derry noch dazu unheimlich talentiert. Liebe Güte, Sukie, hältst du mich etwa wirklich für so einen materialistischen Snob?«
Sukie drängte sich an Milla vorbei und versuchte, mit dem Ellbogen die Küchentür zuzustoßen, damit die alternden Pokerspieler beim Anblick ihrer langen nackten Beine keinen kollektiven Schlaganfall bekämen, jedoch vergebens.
»Als du zum ersten Mal herkamst, um das Cottage zu besichtigen, hatte ich den Eindruck, du wärst eine reiche, attraktive, schrecklich effiziente Geschäftsfrau, und das bist du auch. Aber ich halte dich weder für eine Blutsaugerin noch für einen unverbesserlichen Snob.«
»Danke.«
»Gern geschehen. Wenn es dich also nicht stört, dass Derry Tischler ist, worin in aller Welt besteht denn dann das Problem?«
Milla zuckte die Achseln. Dabei rutschte ihr das T-Shirt von der Schulter. Im Wohnzimmer wurde hörbar die Luft angehalten. »Ich hab das Gefühl, dass wir in diese Beziehung einfach so reingeschlittert sind. Alle beide. Wie wir uns kennen gelernt haben und zusammenkamen – es bot sich einfach an, dass wir uns weiterhin treffen. Wenn wir uns aber auf einer Party oder in einem Club oder bei der Arbeit begegnet wären, hätten wir einander wahrscheinlich zwar attraktiv gefunden und uns vielleicht eine Weile nett unterhalten – aber mehr wäre nicht gewesen, weder für ihn noch für mich. Es kommt mir fast so vor, als würden wir nur als Paar so weitermachen, weil uns beiden kein guter Grund einfällt, es nicht zu tun. Verstehst du, was ich meine?«
»So in etwa.« Sukie füllte ihre Essenzen um und bemühte sich, ein neutrales Gesicht zu machen. »Ja, ich schätze schon. Du bist also gar nicht in ihn verliebt?«
»Lieber Gott! Keine Ahnung! Ich glaube nicht. Aber ich verstehe einfach nichts von Männern. Es gab so viele nach Bo-Bo, und alle waren wirklich nett, aber sie waren nicht -«
»Bo-Bo?«
»Genau.«
»Und ihn liebst du? Noch immer?«
Milla zuckte
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