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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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– aber den Winterbrook Advertiser solltest du dir wirklich ansehen.«

16. Kapitel
    J ocelyn!« Marvins ärgerliche Stimme übertönte die Begleitmusik von Model Maniacs , seiner neuesten Lieblingssendung im Vormittagsprogramm über Modellbau-Fanatiker. »Hast du den Winterbrook Advertiser gesehen?«
    Joss, die in der Küche gerade auf ihrem Stift herumkaute und überlegte, ob RSA-Zertifikate Stufe I, II und III im Maschinenschreiben sowie erstklassige Kenntnisse in Pitmans Kurzschrift wohl geeignete Qualifikationen für die Arbeit an einer Supermarktkasse darstellten, zog die Augenbrauen hoch und schob das halb ausgefüllte Bewerbungsformular von Big Sava unter ein Küchenhandtuch.
    »Jocelyn!«
    Sie hatte die Zeitungen vor gut einer Stunde gleich nach deren Eintreffen hereingeholt und neben Marvins Stuhl gelegt. Sie wusste zwar genau, dass Abonnements auf seiner Liste der »Dinge, auf die wir verzichten können« standen, ebenso wie ihr Auto, ihr monatliches Taschengeld, ihre Friseurtermine und unzählige andere Dinge, die seine Bequemlichkeit nicht die Bohne beeinträchtigen würden, aber irgendwie hatte sie sich noch nicht dazu durchringen können, die Zeitungen tatsächlich abzubestellen. Wie hätte sie denn sonst überhaupt noch irgendeinen Kontakt zur Außenwelt?
    »Er liegt neben deinem Stuhl, Marvin! Bei den anderen Zeitungen.«
    »Ich weiß, wo er ist! Ich hab dich gefragt, ob du ihn gesehen hast!«
    Jetzt ist es so weit, dachte Joss, jetzt ist er durchgedreht. Die letzten Wochen haben endlich doch ihren Tribut gefordert. Kein Bezug mehr zur Wirklichkeit. Jetzt ist er einer all dieser traurigen und verblendeten Menschen, die ihre überflüssige Zeit mit dem Tagesprogramm der Fernsehanstalten totschlagen. Leute, die sich nicht nur mit diesem Unfug das Gehirn verrußten, sondern in Marvins bevorzugten Sendungen den ganzen Tag über auch noch selbst auftraten; Leute, die ihr Leben damit vertaten, sich über Kornkreise aufzuregen oder über eine mögliche Invasion aus dem Weltall oder sexuelle Orientierungskrisen oder die Frage, ob ihre Nachbarn im Gästezimmer vielleicht an nuklearen Sprengköpfen bastelten.
    Joss vergewisserte sich, dass ihr Bewerbungsformular gut versteckt war, und machte sich vorsichtig auf den Weg ins Wohnzimmer.
    Marvin hockte, wie immer die Hände auf den Knien zu Fäusten geballt und leicht nach vorne gebeugt, vor dem ewig flimmernden Bildschirm. Er blickte nicht auf.
    Soweit Joss aus den ständig wiederkehrenden Zusammenfassungen schließen konnte, die wohl für Zuschauer mit der Aufmerksamkeitsspanne einer Mücke gedacht waren, ging es in der Sendung um einen ehemaligen Polizisten namens Russell, der fünf Jahre damit verbracht hatte, in seinem Gartenhäuschen aus Eierschachteln und Streichhölzern mühsam ein riesengroßes Modell des Unterseeboots Nautilus zusammenzubauen, und dann hatte feststellen müssen, dass es nicht durch die Tür passte. Während ein Moderator unablässig aufgesetzt heitere und dümmliche Kommentare von sich gab und Russell nervös zuschaute, waren drei dicke Männer in leuchtfarbenen Westen mit Hilfe eines Krans gerade dabei, das Dach des Schuppens zu entfernen. Eine graugesichtige Frau – vermutlich Russells Gattin – stand mit gequältem Gesicht im Hintergrund.
    Marvin war wie gebannt.
    »Hier bitte!«, sagte Joss ebenso gekünstelt heiter wie der Fernsehmoderator. »Da ist der Winterbrook Advertiser ! Neben deinem Stuhl!«
    »Ich weiß, wo er ist«, knurrte Marvin und weidete sich weiter mit grimmiger Befriedigung an Russells Unbehagen. »Ich wollte nur wissen, ob du ihn gelesen hast.«
    »Ach so. Nein.« Joss schüttelte den Kopf. »Hatte noch keine Zeit, vor lauter Frühstück und Abwasch und alldem. Ich wollte später bei einer Tasse Kaffee einen Blick darauf werfen.«
    Marvin riss sich für einen Moment von Russell und seinem Unterseeboot los und sah sie mit kaltem Blick an. »Du stehst drin.«
    »Ich? Was in aller Welt sollte ich denn getan haben – Oh! Du meinst den Artikel über die Aromatherapie und das Cancan-Tanzen! Natürlich!«
    »Es steht dein Name darunter, und es ist ein ganz erbärmliches Geschreibsel!« Marvin starrte sie immer noch an. »So machst du uns nur noch mehr zum Gespött der Leute. Wie bist du bloß auf die Schnapsidee gekommen, du könntest für das hiesige Käseblatt schreiben? Diese lächerlichen Aufsätzchen, die du, in der Annahme, ich würde es nicht merken, in den Bugle geschmuggelt hast, waren schon schlimm genug,

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