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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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Hilfe?«
    »Tja, eigentlich«, Amber wischte die Hände an ihrem Rock ab, »könntest du doch etwas für mich tun – falls du es nicht gerade rasend eilig hast.«
    »Kein Problem, ich bin auf dem Heimweg und hab erst später am Nachmittag wieder Termine. Worum geht es?«
    Mit Jems Unterstützung ruckte Amber noch einmal am Rad. Es fiel scheppernd auf die Straße. »Ich bin auf dem Weg zu einer Kinderparty in der Tagesstätte des Industriegebiets – hab das ganze Essen hintendrin -, weil Mitzi bei einer Trauerfeier zu tun hat. Lewis fährt Fern und Timmy für ihre Insel-Flitterwochen gerade zum Flughafen und -«
    Jem sah Amber an, machte rasche Rollbewegungen mit den Händen und zog eine Grimasse.
    »Ja gut, ich komm schon zum Punkt. Könntest du vielleicht Jem zur Arbeit bringen, während ich hier den Reifen wechsle? Er kommt ungern zu spät und -«
    »Natürlich«, sagte Sukie und sah Jem skeptisch an. »Wenn Jem einverstanden ist?«
    Jem zwinkerte und nickte.
    »Ach prima.« Amber richtete sich auf und hievte das Ersatzrad aus dem Heck des Wagens. »Du bist die Retterin in der Not. Nachher hol ich ihn natürlich wieder ab, aber -«
    »Wo müssen wir denn hin?«, fragte Sukie Jem. »Ist es weit?«
    Jem schüttelte den Kopf, machte einige ausholende Bewegungen und nickte mit dem Kopf zur Mitte des Gewerbegebiets hin.
    Amber lachte und schaute Sukie verschmitzt an. »Hast du das etwa vergessen? Jem hat ein paar Häuserblocks weiter seine Praktikumsstelle. In der Tischlerei …«

17. Kapitel
    J oss holte tief Luft und betrat den von Chrom, Glas und dickfleischigen Grünpflanzen geprägten Empfangsbereich des Winterbrook Advertiser . Zuvor war sie, um diesen Moment hinauszuschieben, mehrmals im Kreis durch die engen Straßen des Gewerbegebiets gefahren, stundenlang, wie ihr schien. Abwechselnd war ihr übel gewesen, und dann wieder hatte sie sich gerade deswegen ganz furchtbar über sich selbst geärgert.
    Was war sie doch für eine jämmerliche Figur! Nein, Korrektur: Zu was für einer jämmerlichen Figur hatte Marvin sie gemacht?
    Warum empfand sie sich als so unzulänglich? Es ging doch nur um eine ganz einfache Angelegenheit. Sie fühlte sich geradezu krank.
    Immer wieder hielt sie sich vor Augen, dass sie nur sich selbst schadete, wenn sie an diesem Punkt die Nerven verlor und aufgab. Sonst war niemand davon betroffen, es ging nur um sie und ihr Selbstwertgefühl. Wenn sie jetzt kneifen würde, dann hätte Marvin sie durch jahrelange Unterdrückung und fortwährende gehässige Bemerkungen tatsächlich kleingekriegt.
    Vielleicht war es ja nur ein Kampf gegen Windmühlenflügel, aber immerhin hatte sie sich an diesem Morgen schon zweimal gegenüber Marvin behauptet und ihren Willen durchgesetzt – aller guten Dinge waren bekanntlich drei. Für die meisten anderen Frauen, normale Frauen mit Selbstvertrauen und Realitätssinn, wäre es ja wohl ein Klacks, in ein fremdes Bürogebäude zu gehen und nach jemandem zu fragen. Andere Frauen taten so etwas alle Nase lang, ohne groß darüber nachzudenken.
    Dann konnte sie das ja wohl auch … oder nicht?
    Als sie ihr Spiegelbild in der Glasscheibe sah, nickte sie halbwegs zufrieden. Sie machte keinen verängstigten oder verhuschten oder sonst wie bemitleidenswerten Eindruck. Ihre heutige Erscheinung entsprach dem, was sie war: eine Frau mittleren Alters, sorgfältig frisiert und gut gekleidet, wenn auch ein wenig blass und ziemlich unscheinbar.
    Der Empfangsbereich war leer. Es gab keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Joss schluckte.
    »Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?« Eine Frau ungefähr ihres Alters in hellblauem Pullover und Tweedrock lächelte sie von dem schmalen, in Buche und Silber gehaltenen Tresen her an. »Haben Sie einen Termin?«
    Nun war es zu spät, um sich umzudrehen und davonzulaufen.
    »Nein, nicht wirklich.« Joss erwiderte das Lächeln. Das war ein gutes Zeichen. Die Empfangsdame war weder zickig noch aufgetakelt oder blutjung und sprach auch nicht hochgestochen. Ganz normal. »Der Redakteur, äh, Mr Brewster, hat mich vorhin angerufen. Ich sagte ihm, dass ich persönlich vorbeikomme. Mein Name ist Jocelyn Benson. Ich habe einen Artikel für die aktuelle Ausgabe geschrieben.«
    Falls sie erwartet hätte, dass die Empfangsdame daraufhin aufspringen und sie quer über den Tresen ziehen würde, um sie unter Begeisterungsrufen wie einen Literatur-Nobelpreisträger zu umarmen, wäre sie bitter enttäuscht worden.
    »Ach ja? Wie schön. Er hat sie

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