Sommernachtszauber
richtiges Bild zu machen. Hätten Sie morgen Zeit? Um zwei Uhr rum?«
»Ja, aber lässt sich das nicht auch am Telefon klären?«
»Das ist nicht meine Art in geschäftlichen Dingen, Schätzchen. Ich mag es lieber live und in Farbe, falls Sie verstehen, was ich meine.« Der brummende Berkshire-Dialekt ging in ein heiseres Lachen über. »Also – sehn wir uns morgen?«
»Ach … ich weiß nicht …« Joss sah auf ihren Ehering und hörte im Geiste schon Marvins Gemecker. Sie schluckte. »Ja. Ja, morgen um zwei Uhr passt es mir gut.«
»Prima, S chätzchen. Sie kennen sich doch in Winterbro ok aus, oder? Mein Büro ist in der High Street rechts neben der Bank. Grüne Tür. Hängt ein Namensschild dran. Nicht zu verfehlen.«
Joss zögerte einen Moment. Mr Brewster war anzusehen, dass er sich wünschte, sie möge das Gespräch beenden und endlich gehen. Und zumindest hatte Mr Fabian – selbst wenn er ein Westentaschenchoreograf war oder völlig falsche Vorstellungen von den Massagen hatte – nicht vorgeschlagen, sie solle zu ihm nach Hause kommen. Ein Treffen im Büro dürfte wohl unverfänglich sein. Marvin würde so was unter allen Umständen verbieten.
»Schön, ja. Morgen um zwei.«
»Prima, Schätzchen. Freu mich schon. Bis dann!«
Joss legte den Hörer auf und fühlte sich – liebe Güte – ängstlich, begeistert, tollkühn, krank?
Das alles und noch viel mehr.
Sie stand auf und streckte die Hand aus. »Danke. Ich bin Ihnen sehr verbunden.«
»Ach so?« Mr Brewster sah immer noch verwirrt aus und schüttelte ihr die Hand. »Also schön. Gut. Ich hoffe, Ihr Treffen verläuft positiv. Freut mich, wenn ich behilflich sein konnte. Und denken Sie daran, was ich über die Einsendung weiterer Artikel gesagt habe.«
»Unentgeltlich?« Joss grinste beinahe, als sie die Tür erreichte. »Nur eine Verfasserzeile – so haben Sie es doch genannt, nicht wahr? Mal sehen … Und nochmals vielen Dank.«
Sie schenkte der Empfangsdame ein strahlendes Lächeln und trat hinaus in den warmen, goldenen Sonnenschein.
Am anderen Ende des Gewerbegebiets hielt Sukie vor der Tischlerei und betrachtete interessiert die drei ausladenden Gebäude. Schön. Sehr schön. Geräumige, gepflegte Gewerbeeinheiten eines offenbar florierenden Unternehmens; mehrere Autos parkten auf dem weitläufigen Hof, darunter Derrys verdreckter Jeep und eine Nobelkarosse mit beeindruckendem Markenemblem. Die Rolltore der beiden größeren Gebäude waren geöffnet, das eine schien die Werkstatt zu sein und das andere eine Art Ausstellungsraum. In der dritten, kleineren Einheit befand sich wohl das Büro.
Sukie half dem zappelnden Jem, den Sicherheitsgurt zu lösen und die Wagentür zu öffnen. Sie lächelte ihn an. »Willst du, dass ich mit reinkomme? Oder kommst du alleine klar? Da musst du mir helfen, Jem – ich bin nicht Amber. Ich will dich nicht kränken – oder irgendetwas Falsches tun.«
Er zwinkerte ihr zu und streckte die Hand aus, während sein Kopf in Richtung Werkstatt ruckte.
»Okay.« Sie nahm seine Hand. »Ich komme mit und bring dich sicher hin – oh, hallo!«
Sie blinzelte, als Derry im Eingang der Werkstatt erschien. O Gott – ihr Herzschlag schaltete auf Turboantrieb. Er trug ausgewaschene Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit verblasstem Logo. Seine blonden Haare waren verstrubbelt und glänzten in unterschiedlichen Goldtönen in der Sonne. Er war wirklich der schönste Mann, den sie je gesehen hatte.
»Hallo.« Er grinste. »Amber rief eben an und sagte, dass ihr unterwegs seid. Ich wär auch selbst rübergefahren, um Jem abzuholen, aber da wart ihr schon weg.« Er sah Jem an. »Du Glückspilz hast heute gleich zwei schöne Frauen als Begleitservice!«
Jem sagte etwas in Zeichensprache und zeigte Derry zwei nach oben gerichtete Daumen.
»Ja – stimmt.« Derry grinste. »Keine Chance. Okay, geh ruhig mit Pauly rein«, er zeigte auf einen kräftigen älteren Mann, der aus der Werkstatt auf sie zukam, »und fang schon mal an. Ich komme gleich. Du weißt ja, was heute ansteht, oder?«
Jem nickte.
»Erzähl es Sukie.«
Jem machte flatternde Bewegungen mit seinen Ellbogen und verhakte dann seine verschränkten Finger ineinander.
Sukie runzelte die Stirn. »Nein, tut mir leid, Jem. Ich kann nicht gut raten. Bitte versuch’s noch einmal.«
Jem wiederholte die Vorführung, diesmal wedelte er hinter seinem Rücken mit den Armen.
»Flügel? Schwanz?«, mutmaßte Sukie. »Vögel? Fliegen?«
Jem schüttelte den
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