Sommerprickeln
Sophies Augen wurden groß. »Was hast du da gemacht?«
»Ich hab versucht, ihnen nachzulaufen, weil ich den Karren wiederhaben wollte«, berichtete Annajane. »Aber ich hatte diesen blöden großen Pixie-Kopf auf und konnte nicht gut sehen, außerdem hatte ich diese dummen Schuhe an, die fünf Nummern zu groß waren. Deshalb bin ich hingefallen. Ich hab mir das Knie aufgeschlagen, und so bin ich an diese Narbe gekommen.«
»Du hast vergessen zu erwähnen, dass ich im roten Flitzer des Weges kam und dich gerettet habe.«
Mason. Annajane hatte ihn nicht hereinkommen hören.
Sie drehte sich nicht um. »Genaugenommen, habe ich mich selbst gerettet. Aber dein Vater hat mich an dem Tag nach Hause gebracht.«
»Vergiss nicht, dass ich dir ein Hotdog und Pommes frites gekauft habe«, sagte Mason. Er ging zum Sofa und gab seiner Tochter einen Kuss auf den Kopf. In der Hand hatte er eine weiße Papiertüte. »Rat mal, was ich hier habe!«
»Eis!«, rief Sophie.
Mason holte eine runde Pappschachtel aus der Tüte. »Ist von deiner Großmutter. Erdbeer-Cookies-Eis. Willst du was?«
Sophie nickte so begeistert, dass die Zöpfe über ihren Ohren wackelten.
»Ich mache das schon«, erbot sich Annajane und nahm Mason die Tüte ab.
In der Küche gab sie gerade das Eis in Schälchen, als er dazu kam. »Ich mache euch das eben noch fertig, dann bin ich weg«, sagte sie.
Mason lehnte sich mit dem Rücken gegen die Arbeitsfläche, verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete Annajane mit demonstrativer Gleichgültigkeit.
Erzähl ihr von dem Baby, dachte er. Erzähl es ihr, damit sie Reißaus nehmen kann. Tu es jetzt. Doch er konnte nicht. Nicht an diesem Abend.
»Irgendwas Neues?«, fragte er.
Annajane warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Pokey hat dir erzählt, dass mit Shane Schluss ist, oder?«
»Sie hat es erwähnt. Tut mir leid, Annajane. Das heißt, er hat die Nachricht von unserem … ähm … Treffen nicht gut aufgenommen?«
»Nicht so, wie ich erwartet hatte«, sagte sie, ohne auf Details einzugehen. »Wie sich herausstellte, war es ein Tag voll unangenehmer Überraschungen.«
Mason fasste sie an den Schultern und drehte sie zu sich um. »Der Reihe nach. Zuerst musst du wissen, dass ich keine Ahnung hatte, dass Davis die Werbeagentur feuern und dich praktisch arbeitslos machen würde. Mir hat er es erst mitgeteilt, als es schon passiert war.«
»Was hat er sich nur dabei gedacht?«, fragte Annajane.
»Keine Ahnung«, sagte Mason mit düsterem Blick. »Momentan kommunizieren wir nur per E-Mail. Aber das wird sich sehr bald ändern. Es wird sich nämlich so einiges ändern.«
»Hast du dich mit Sallie getroffen?«
»Ja«, bestätigte Mason. »Wir hatten ein ziemlich langes, offenes Gespräch über alles Mögliche. Sie ist immer noch nicht völlig überzeugt, dass die Familie Quixie behalten sollte, aber das ist momentan sowieso nicht die Frage.«
Annajane schaute auf das Eis. »Hört sich an, als wäre das eine längere Geschichte. Ich bringe das nur schnell rüber zu Sophie, bevor es schmilzt, dann komme ich wieder.«
Annajane kehrte in die Küche zurück. »Wo warst du stehen geblieben?«
»Mein Bruder und ich, wir können uns nicht länger bekämpfen«, sagte Mason. »Es tut der Firma nicht gut, und der Familie auch nicht. Heute Morgen haben wir zumindest eine vorübergehende Übereinkunft getroffen.« Er holte tief Luft und sah Annajane in die Augen.
»Ich habe Davis gesagt, dass wir eine Möglichkeit finden müssen, dich weiter in der Firma zu halten.« Er legte seine Hände auf ihre. »Wir brauchen dich, Annajane. Deine Begabung, deine Energie, dein Engagement. Davis und ich sind uns nicht in vielem einig, aber der Punkt ist zwischen uns unstrittig. Was sagst du dazu? Würdest du zurückkommen?«
Annajane schaute auf ihre Hände und seufzte.
»Bitte!« Mason machte ein gequältes Gesicht.
Annajane wandte den Blick ab, suchte nach der richtigen Antwort, nach den richtigen Gründen.
»Fertig!« Sophie stand in der Küchentür, ihre zerzausten blonden Locken leuchteten im durch das Fenster fallenden Sonnenschein. Ihr rosa Täschchen hatte sie sich um den Körper gehängt wie einen Patronengurt. Barfuß tapste sie in die Küche und stellte ihr Schälchen auf den Tisch, wo Mason und Annajane saßen. Ohne ein Wort schob sie sich auf den Schoß ihres Vaters.
»Was macht ihr da?«, fragte die Kleine und schaute auf die verschränkten Hände auf dem Tisch.
Annajane zog ihre Hand
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