Sommerprickeln
vor nur ein paar Tagen mit diesem Mann beinahe heißen Sex im Auto gehabt?
»Morgen«, brummte Mason.
»Stimmt was nicht?«
Er rieb sich das Kinn und schaute beiseite. »Keine guten Nachrichten. Ich habe Davis gebeten vorbeizukommen, ich sage dir Bescheid, wenn er hier ist.«
Er hielt eine Dose Quixie hoch. »Auch eine?«
Annajane erschauderte. »Es ist noch ein bisschen früh für mich, um mit dem roten Zeug anzufangen. Um was geht es denn?«
Mason trank einen großen Schluck. »Will nur wieder näher an die Marke heran, so wie wir es gestern besprochen haben. Mir war gar nicht klar, wie lange es her war, dass ich unser Produkt wirklich mal bewusst geschmeckt habe.«
»Bist du zu irgendeinem Schluss gekommen?«
»Ehrlich gesagt: ja«, erwiderte Mason und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Zum einen finde ich, dass es ein verdammt gutes Aufputschmittel ist.«
»Besser als Kaffee?«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich denke, das können wir nicht behaupten, wenn man weiß, wie wenig Koffein in Quixie ist, aber es ist genauso gut wie diese hochpreisigen Energy Drinks, die uns bei den Kunden das Wasser abgraben.«
»Das halten wir fest«, sagte Annajane und nahm einen Stift und einen Block von seinem Schreibtisch. »Was noch?«
»Du hattest recht mit dem Geschmack. Ich glaube, Quixie erinnert die Leute an gute Zeiten, an schöne Erlebnisse, Bootsfahrten auf dem See, Sommer am Strand, Zelten unter den Sternen. An Spaß und gesunde Sachen. So wurde es anfangs verkauft, und dahin müssen wir wieder zurück.«
»Gut«, sagte Annajane. »Das kann ich bisher alles unterschreiben.«
Es klopfte an der Tür, dann räusperte sich jemand.
Davis steckte den Kopf herein und blickte von seinem Bruder zu Annajane. »Du wolltest mich sehen?«
Mason stand auf, ging um den Schreibtisch herum und nahm die Hand seines Bruders. »Komm herein!«
»Wir reden später«, sagte Annajane und wollte gehen.
»Nein, bleib hier«, sagte Mason. »Aber mach bitte die Tür zu.«
Es war Davis offensichtlich unangenehm, mit Annajane in einem Raum zu sein. Er zupfte an dem zu steif gestärkten Kragen seines blassblauen Button-down-Hemds und wählte bewusst einen Stuhl, der so weit wie möglich von ihr entfernt war.
Sein feistes Gesicht war sonnengebräunt, in seinem dunklen Haar, das allmählich schütter wurde, sah man noch die feuchte Spur des Kamms. Anders als Mason, der zur Arbeit meistens eine khakifarbene Freizeithose und ein Hemd mit dem Quixie-Logo trug, war Davis wie immer tadellos gekleidet in einem teuren maßgeschneiderten dunklen Anzug, einer rot gestreiften Seidenkrawatte und schwarzen Budapestern, die frisch poliert glänzten. Goldene Manschettenknöpfe blitzten unter seinem Sakko hervor. Er sah aus wie ein Abgesandter der Madison Avenue.
Als die drei saßen, verteilte Mason feierlich Quixie-Dosen an seine Gäste.
»Ist das irgendein Trick?«, fragte Davis und stellte die Dose am Rand des Schreibtischs ab.
»Ganz und gar nicht«, sagte Mason und schob die Dose wieder in Richtung seines Bruders. »Komm, Davis, trink wenigstens einen Schluck davon. Es wird dich nicht umbringen. Mensch, das hast du doch dein Leben lang getrunken.«
Davis verdrehte die Augen, nippte an der Dose und stellte sie zurück auf den Tisch. »Zufrieden? Ehrlich gesagt, konnte ich das Zeug nie ausstehen. Ich trinke lieber Sprite oder Ginger Ale.«
Mason lehnte sich zurück. »Tja, das ist eine der Wurzeln unseres Problems.«
»Das weise ich zurück«, fuhr Davis ihn an.
»Das sollte keine persönliche Kritik sein. Ich weiß bloß nicht, wie du etwas verkaufen willst, was du nicht magst und woran du nicht glaubst«, sagte Mason mit sanfter Stimme.
»Ich glaube an die Firma«, sagte Davis. »Ich glaube an den Gewinn. Und ich brauche keine Nachhilfe in Marketing von dir, vielen Dank auch.«
Mason beugte sich vor und hob kapitulierend die Hände. »Können wir bitte einfach ein einvernehmliches geschäftliches Gespräch führen?«
»Du bist der Chef«, sagte Davis. »Um was geht es denn?«
»Um unser Marketingkonzept«, sagte Mason. »Beziehungsweise um unsere Suche danach.«
Davis’ Gesicht wurde rot. »Hör zu, wenn du mir in den Rücken fallen und Farnham-Capheart wieder engagieren willst, kannst du das wahrscheinlich tun, schließlich bist du der Vorstandsvorsitzende. Aber ich sehe keinen Sinn in so einer Kehrtwende…«
»Ich falle dir nicht in den Rücken«, unterbrach ihn Mason. »Und ich habe nicht die Absicht, deine Entscheidung
Weitere Kostenlose Bücher