Sommerprickeln
Süßigkeiten-Automaten. »Hmm. Mandel- oder Erdnussriegel?«
»Für mich nicht«, sagte Annajane. »Für mich nur eine Flasche Wasser.« Sie sah sich die anderen Automaten an. »Auch wenn ich was gegen meine Kopfschmerzen gebrauchen könnte.«
»Dicker Kopf?« Pokey sah sie fragend an.
Annajane war so gut wie nie krank und trank auch so gut wie nie etwas. Sie seufzte. »Ich habe mir einen Bourbon genehmigt, bevor ich heute Nachmittag zur Kirche gegangen bin. Hätte wissen müssen, dass sich das noch rächen würde.«
Pokey schob Münzen in den Getränkeautomaten und zog zwei Wasser, dann ging sie an den nächsten Automaten und zog eine Packung Schmerztabletten für Annajane.
»Setzen wir uns hier rein!«, sagte sie und wies auf die halbdunkle Cafeteria.
Sie wählten einen Tisch in der Nähe der Tür, und Annajane spülte dankbar zwei Tabletten mit Wasser hinunter.
»Ich muss dich noch was fragen«, sagte Pokey und beugte sich über den Tisch vor. »Und mach mir nichts vor, ja? Dafür kennen wir beide uns zu lange.«
»O Gott«, sagte Annajane argwöhnisch. »Was kommt jetzt wieder?«
»Ich habe heute in der Kirche deinen Blick gesehen, als Celia zum Altar ging. Ich habe auch Masons Gesicht gesehen. Und ich kenne ihn genauso gut wie dich.«
»Und?« Annajane ärgerte sich, mit ihrer Freundin das Wartezimmer verlassen zu haben. Sie war in Pokeys Falle getappt.
»Und ich hatte eindeutig das Gefühl, dass du was ganz Entscheidendes machen wolltest, kurz bevor Sophie zusammenbrach.«
»Das ist doch Blödsinn!« Annajane lachte voller Unbehagen. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Und ob«, sagte Pokey. »Du hast mich in den Gang gedrängt. Da kannst du sagen, was du willst. Ich kenne dich, Annajane Hudgens. Und ich weiß, dass du nicht über ihn hinweg bist. Du bist immer noch in meinen Bruder verliebt.«
»Ganz und gar nicht«, leugnete Annajane automatisch. »Ich bin in Shane verliebt. Der Rest liegt hinter mir.«
»Du bist überhaupt nicht über Mason hinweg. Und ich habe Neuigkeiten für dich. Er empfindet noch immer was für dich.«
»Du phantasierst«, sagte Annajane und trank einen Schluck Wasser. »Oder du hast was geraucht. Hey, was hast du vor der Hochzeit getrunken?«
»Magermilch. Ohne alles. Nach einer Eisentablette«, sagte Pokey. »Ich bin schwanger.«
Fast hätte Annajane das Wasser ausgespuckt. »Schon wieder? Du liebe Güte, Pokey, bist du dir sicher?«
Pokey biss von ihrem Erdnussriegel ab und kaute eine Weile. »Beim vierten Mal weiß man so was einfach. Und der Schwangerschaftstest am Montag hat es bestätigt. Yep. Nenn mich Göttin der Fruchtbarkeit. Wieder einen Braten in der Röhre.«
Annajane nahm Pokeys Hände in ihre. »Ach, Süße, das ist doch super. Ich meine, sicher, Clayton ist noch keine zwei Jahre alt, aber du bist wirklich wie geschaffen fürs Mutterdasein. Findest du das denn in Ordnung? Und was sagt Pete dazu?«
Pokey lachte. »Ich hab wirklich nichts dagegen, eins nach dem anderen zu bekommen. Eins, zwei, drei und jetzt vier. Was Pete angeht, der hat angedeutet, er hätte nichts dagegen, wenn es auch mal ein Mädchen wäre. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass er derjenige ist, der bisher seine männlichen Gene durchgedrückt hat. Aber egal, versuch nicht, das Thema zu wechseln. Wir haben gerade darüber gesprochen, dass mein Bruder und du immer noch blind vor Liebe zueinander seid.«
Annajane seufzte. »Ich gebe zu, dass es heute in der Kirche schon hart war, sich das so klarzumachen, das alles. Mason war meine erste große Liebe. Ja, ich bin auf der Highschool auch mit anderen gegangen, aber an ihn kam nie einer ran. Wahrscheinlich war ich so verliebt wie niemand sonst auf der Welt. Aber verheiratet zu sein, ist was anderes. Das ist das wahre Leben, kein Märchen. Irgendwann ist man nicht mehr verliebt, dann passieren unschöne Dinge, dann verletzt man sich gegenseitig. Man betrügt sich und ist nicht mal ehrlich genug, es auch zuzugeben. Wenn Mason sich einfach nur entschuldigt hätte, wenn er einfach dazu gestanden hätte, wäre vielleicht alles anders gelaufen. Aber darüber möchte ich nicht länger nachdenken. Ich habe einen Mann gefunden, den ich liebe und dem ich vertrauen kann. Shane würde mich niemals betrügen. Ausgeschlossen.«
»Hör auf damit!«, rief Pokey. »Mason hat nie eine andere als dich geliebt. Kann sein, dass er’s verbockt hat, dass es ein Ausrutscher war. Schließlich ist er ein Mann, und kaum einer ist perfekt, weiß Gott
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