Sommerrot
in der Zusammenarbeit mit den Technikern. Wir teilen die Leute für verschiedene Aufgaben der Vorbereitungen ein und als der Feierabend anbricht, sind alle zufrieden mit dem Ergebnis. Wir haben über zweihundert Einladungen an Kaufentscheider versendet, die schon am Telefon Interesse gezeigt haben und wenn nur ein drittel der Interessenten die neue Software kauft, ist die Firma gerettet.
In der folgenden Woche sind alle Mitarbeiter voll in die Vorbereitungen eingebunden. Ich sehe Tino nur selten, und wenn, dann vermeidet er Blick- wie Körperkontakt mit mir. Das ist nur schwer für mich zu ertragen. Würde ich ihm doch am liebsten ständig um den Hals fallen.
An einem Tag bin ich so vollgestopft mit Arbeit, dass ich bis sp ät abends im Büro sitze, bevor ich mich auf den Heimweg mache. Als ich gerade auf mein Fahrrad steige, bemerke ich, dass ich meine Tasche im Büro vergessen habe. Ich fahre mit dem Fahrstuhl nach oben und gehe ins Büro zurück. Da höre ich plötzlich Musik. Jemand spielt Geige. Ich habe die Lampe noch nicht angeknipst, aber unter der Tür zu Tinos Büro erhellt ein Lichtstreifen den Teppich darunter und wirft einen fahlen Lichtstrahl bis zu meinen Schuhen. Ich gehe zu Tinos Tür, um sie vorsichtig zu öffnen. Ganz behutsam drücke ich die Klinke herunter und schiebe die Tür lautlos einen Spalt breit auf, gerade so weit, dass ich ihn gerade noch sehen kann. Ein Dutzend Kerzen flackern in seinem Büro und er hält die Augen geschlossen, während er vollkommen aufgeht in seiner Musik. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und lausche den Tönen. Die Melodie klingt melancholisch und gefühlvoll. Sie bohrt sich ihre Bahn bis tief in mein Herz und es ist mir unmöglich, mich von der Stelle zu rühren. Tinos Gesichtsmuskeln zucken und entspannen sich, während der Bogen sanft über die Saiten seiner Geige gleitet. Eine traurige Melodie erzählt von Liebe und Leid, Schmerz und Tränen. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich so dastehe und seiner Musik lausche. Es ergreift mich in meinem Innersten und durchbricht jede Schutzmauer die mich vor neuen Verletzungen durch ihn bewahren soll. Erst als Tino seine Augen wieder öffnet und die Geige in den Kasten zurücklegt, erwache ich aus meiner Starre. Ich schließe vorsichtig die Tür und schleiche mich zum Aufzug. Plötzlich packt mich jemand unsanft am Arm und reißt mich herum. Es ist düster im Vorraum in ich kann Tinos Konturen gerade noch so erkennen.
« Le..., Frau Sommer?», ruft er überrascht aus.
« Was machen sie noch hier?»
Ich schlucke und versuche verlegen meine Sprache wiederzufinden. Gut, dass er in der Dunkelheit meinen roten Kopf nicht sehen kann.
«Ich hab meine Tasche vergessen und bin noch einmal zurückgekommen, um sie zu holen», antworte ich schließlich wahrheitsgemäß. Seine dunklen Augen mustern mich prüfend, aber ich bezweifle, dass er im Dämmerlicht viel erkennen kann.
« Sie haben nicht zufällig die Tür zu meinem Büro geöffnet?», fragte er kritisch. Mist! Er hat es also doch bemerkt. Aber ist das denn ein Verbrechen? Er umfasst noch immer meinen Arm als müsste er sich daran festhalten.
« Nun ja, ich habe ein Geräusch aus ihrem Büro gehört und wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist», gebe ich unsicher zu.
« Aha! Ein Geräusch!», wiederholt er und eine unausgesprochene Frage schwingt darin mit. Er mustert mich schweigend, dann lässt er meinen Arm los.
« Dann sollten sie sich jetzt beeilen, nach Hause zu kommen. Es ist ja schon dunkel draußen.»
Ich nicke und wende mich zum Gehen. Tino schaut mir noch immer nach, als sich die Aufzugt üren vor mir schließen.
Einbruch
Zwei Tage sp äter erwache ich um drei Uhr Morgens und sogleich beginnen die altbekannten Gedanken um Tino wieder ihre Kreise zu ziehen. Als ich eine Stunde später noch immer hellwach die dunkle Decke des Zimmers anstarre, beschließe ich aufzustehen. Ich muss mich irgendwie ablenken, um nicht verrückt zu werden und da im Büro einen riesiger Stapel Arbeit auf mich wartet, werde ich heute eben mal eine Frühschicht einlegen. Ich bewege mich leise durchs Haus, um Mira nicht zu wecken. Nach einem spartanischen Frühstück lege ich ihr einen Zettel auf den Esstisch, damit sie sich nicht über meine Abwesenheit wundert.
« Liebe Mira,
ich w ünsche Dir einen wundervollen guten Morgen. Die schlaflose Nacht hat mich aus dem Bett getrieben und so lege ich deshalb heute mal eine Frühschicht ein.
Alles Liebe, Lena. »
Obwohl
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