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Sommerrot

Sommerrot

Titel: Sommerrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Moorfeld
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die letzten Sommertage warm und sonnig waren, fröstele ich auf meinem Fahrrad. Über das Sommerkleid habe ich eine Jacke gezogen, die aber nicht genug Wärmeschutz bietet. So beschleunige ich mein Tempo, in der Hoffnung, dass  die Bewegung in meinen Muskeln genug Wärme freisetzt. Die Sonne blinzelt gerade erst über den Horizont und taucht die ausgestorbenen Straßen in oranges Licht. Der Fahrtwind saust durch meine Haare und ich fühle mich plötzlich leicht und frei. So wünsche ich es mir jeden Morgen. Als ich im Büro eintreffe, friere ich nicht mehr. Ich stelle mein Rad in der Garage ab und nehme den Aufzug nach oben. Auch hier ist alles menschenleer und ruhig. Ich will gerade die Tür zu meinem Büro öffnen, als ich ein Geräusch höre. Ich halte erschrocken inne. Wer könnte um diese Uhrzeit schon im Büro sein? Vielleicht Tino? Mein Herzschlag beschleunigt sich, als ich vorsichtig die Klinke herunterdrücke und die Tür öffne. Durch den Spalt kann ich einen Teil des Innenraumes sehen, aber da ist niemand. Stattdessen bemerke ich, dass die Tür zu Tinos Büro offensteht. Ich trete vorsichtig ein und stelle entsetzt fest, dass überall aus Schubladen und Schränken Papiere hervorquellen. Einige Aktenordner verteilen sich über den Fußboden und mein Schreibtisch gleicht einem Schlachtfeld. Aus Tinos Büro höre ich, wie jemand einen Schrank öffnet und durchwühlt. Angst steigt in mir auf. Es könnte sich um einen Einbrecher handeln. Ich will mich gerade wieder umdrehen, um mich leise davonzuschleichen, als in Tinos offener Tür eine Gestalt erscheint. Ein ganz in schwarz gekleideter Mann steht vor mir und aus zwei Löchern einer Gesichtsmaske starrt mich ein graues Augenpaar an. Panik ergreift mich. Ich drehe mich um und flüchte aus der Tür zum Empfang. Hinter mir höre ich die trampelnden Schritte meines Verfolgers. Das Adrenalin kribbelt in allen meinen Gliedern und mein Gehirn läuft auf Hochtouren. Während ich den Gang entlang renne suche ich fieberhaft nach einem Fluchtweg. Mit dem Aufzug würde ich nicht entkommen können, in der Zeit bis dieser seine Türen auf- und wieder zu schließt könnte mich der Verfolger im Spaziergang einfangen. Ich erreiche die Tür zum Treppenhaus und ziehe hastig daran. Bestürzt muss ich feststellen, dass sie nicht nachgibt. Warum, verdammt noch mal schließen sie die Türen zum Treppenhaus ab? Der Mann in Schwarz ist fast bei mir und ich stecke in der Falle, denn von hier aus geht es nur in die Büros der Vertriebsmannschaft. In dem Augenblick, als mein Verfolger seinen Spurt verlangsamt, um mich zu packen, stoße ich mich von der Tür hinter mir ab, während ich in einem großen Satz nach vorne sprinte, an dem Mann vorbei. Er versucht nach mir zu greifen und berührt mich, aber er bekommt mich nicht richtig zu fassen und rutscht ab, als ich mit aller Gewalt fortrenne. Das Pochen meines Herzens schmerzt in meiner Brust. Ich renne auf mein Büro zu, wieder verfolgt von dem Einbrecher. Wie lange soll ich das noch durchhalten? Als ich am Aufzug vorbei haste, drücke ich schon mal auf den Pfeil nach unten. Vielleicht bekomme ich ja doch irgendwie eine Chance, hinabzufahren. Ich laufe durch die Tür meines Büros. Das Keuchen meines Verfolgers klingt ganz nah. Ich will in Tinos Büro flüchten, aber mein Fuß verheddert sich in einem der Aktenordner am Boden, ich stolpere und knalle mit dem Kopf gegen die halb geöffnete Tür. Ich sacke zu Boden und dann versinkt alles um mich herum in schwarzer Dunkelheit.
     
    Jemand ruft meinen Namen. Es kommt von weit her, wie hinter einem langen Tunnel. Ich schwebe darauf zu. Die Dunkelheit gibt nur in der Ferne ein kleines Licht preis. Es kommt näher und wird größer, aber es verschwimmt vor meinen Augen. Darin bewegt sich etwas, ich sehe ein Gesicht und die Stimme, die meinen Namen ruft, wird klarer. Ich spüre ein Hämmern im Kopf und blinzle. Jemand hält mich im Arm. Plötzlich schaue ich in Tinos besorgte Augen. Er ist mir so nah, dass ich seinen Atem spüren kann.
    « Lena, wach auf!», flüstert er mit einem gequälten Unterton. Es klingt wie Musik in meinen Ohren, wie er meinen Namen ausspricht. Ich schließe die Augen wieder, um mich dem wundervollen Gefühl in seinen Armen hinzugeben.
    « Lena!»
    Es klingt verzweifelt. Er dr ückt mich an sich und verharrt in dieser Position. Ich spüre seinen kräftigen Herzschlag und die Finger, die sanft über mein Haar streicheln. Plötzlich reißen mich weitere Stimmen aus meinen

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