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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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bisher kann niemand wirklich sagen, ob sie verstanden haben, wie nahe sie ihrem Ziel in der letzten Zeit gekommen sind. Einige könnten verwirrt erscheinen und ängstlich, während andere Vertrauen fassen und Neugier zeigen. Für uns sind sie noch immer unberechenbar, denn obgleich sie alle einer Rasse angehören, ist jeder Einzelne von ihnen dennoch ein Individuum, das es zu verstehen gilt. Die Perchten, die uns hier zur Seite stehen um uns zu schützen, sind zu wenige, um jeden Einzelnen im Auge zu behalten. Mussten sie gestern nur eine überschaubare Anzahl Männer und Frauen beschützen, sind es heute auf einmal Hunderte geworden. Und sie werden uns auch weiterhin, so gut es geht, zur Seite stehen, aber sie können sich nicht um alle kümmern.
    Doch bei allen Gefahren, die ein Wiedersehen mit ihnen in sich birgt, habe ich euch natürlich nicht hierher eingeladen, um in den Mauern dieses Schlosses zu warten, bis sich eine geeignete Lösung findet. Ihr seid hier, weil wir es ohne euch nicht schaffen, und wenn ich sage ‘ohne euch‘, dann meine ich jeden Einzelnen. Denn nur ihr könnt die Individuen zwischen diesen Bäumen kennenlernen und herausfinden, welche Ziele sie verfolgen. Ihr könnt ihnen helfen, sich wieder in dieser Welt zurechtzufinden und ihnen ein Zuhause geben. Deshalb ist die Ausgangssperre mit Anbruch des morgigen Tages für alle Schlossbewohner aufgehoben.“
    An der Tafel huschten vielsagende Blicke von einem zum anderen. Große Jubelschreie blieben aus. Seltsamerweise war Arrow darüber jedoch nicht enttäuscht, sondern hatte sogar damit gerechnet. Sie waren ihren Gegenstücken eben doch nicht so unähnlich, wie ein Außenstehender vermuten könnte. Denn ihre Herzen schlugen für dieselbe Sache. Und auch, wenn sie sich nichts sehnlicher gewünscht hatten, so würde sich ihr Leben dennoch von Grund auf ändern. Vielleicht würde alles gut und genauso werden, wie sie es sich immer erträumt hatten. Vielleicht waren ihre Tage aber auch gezählt und der nächste Sonnenstrahl nur der Anfang vom Ende. Es war alles so ungewiss und wenngleich sie die bevorstehenden Veränderungen glücklich stimmten, fürchteten sie sie auch.
    „Natürlich liegt es nicht in meiner Absicht, euch vollkommen schutzlos in die Wälder zu schicken und euch ganz euch selbst zu überlassen. Deshalb habe ich jene, die wir schon seit einer ganzen Weile unsere Gäste nennen und die ich bisher sträflich versäumt habe, willkommen zu heißen, um ihre Mithilfe gebeten. Aus diesem Grund ist es längst überfällig, sie an unsere Tafel zu bitten.“
    Der Boden erzitterte und aus dem Schatten der Dunkelheit traten die Riesen hervor. Sie blickten freundlich in die Runde, doch niemand traute sich, etwas zu sagen. Die meisten saßen wie versteinert auf ihren Plätzen und Arrow verspürte plötzlich Erleichterung, denn es war kaum zu übersehen, dass sie mit ihrer Angst vor Riesen offenbar nicht allein war.
    Bon schaute vollkommen entgeistert in die Menge und nach einem Moment des Zögerns erhob er endlich seinen Kelch und rief: „Willkommen in Nebulae Hall!“
    Die anderen Zwerge taten es ihm gleich und kurz darauf ertönte dieser Gruß auch von den übrigen Bewohnern.
    „Meine liebe Freundin“, sagte Bon gerade so laut, dass nur Arrow ihn hören konnte, „dieser Tag wird in vielerlei Hinsicht in die Geschichte eingehen. Denn du bist die erste Person, die es je geschafft hat, mich derart zu überraschen, dass ich kaum weiß, was ich sagen soll. Mutig warst du schon immer, doch die Courage, die Riesen betreffend über deinen Schatten zu springen, hätte ich dir in einer Million Jahren nicht zugetraut.“
    „Was soll ich sagen?“, entgegnete sie geschmeichelt. „Deine Worte haben mich nachdenklich gestimmt und ich habe sie mir zu Herzen genommen. Denn du hast das getan, was ein wahrer Freund tun sollte. Du bist da, wenn ich dich brauche, baust mich auf, wenn es mir schlecht geht, bestärkst mich in den guten Dingen und gibst mir einen Schubs, wenn ich einen Fehler mache.“
    „Nun, die meisten empfinden letzteres ja nicht unbedingt als sonderlich freundschaftlich.“
    „Ich tue das aber, und ich wünsche mir, dass sich das niemals ändert.“
    Der Riese lächelte. „Wie schon gesagt, mutig, mutig.“
    „Sag mir das bitte noch einmal, wenn ich nicht kurz davor bin, mir in die Hosen zu machen“, erwiderte sie und sah anschließend wieder zu den Riesen.

    Mein geliebter Sohn,
    der heutige Tag war ein ganz besonderer für mich,

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