Sommerzeit
schläft.«
»Darf ich reinkommen?«
»Nein.«
Sie kreuzte die Arme vor der Brust.
»Bitte, ich bin extra aus der Stadt gekommen, um mit dir zur reden.«
»Und wieso? Dazu gibt es doch wohl keinen Grund?«
»Aber was ist denn los mit dir?«, fragte er unsicher.
»Was mit mir los ist?«, wiederholte sie. »Mit mir ist nichts Besonderes los. Die Frage ist, was ist mit dir los? Du hast doch eine neue Freundin, oder was? Was hast du also hier zu suchen? Nichts.«
»Aber beruhige dich doch erst mal!«
Er versuchte, sich an ihr vorbeizudrängen, aber Emma versperrte ihm weiterhin den Weg. Sie musterte ihn mit kaltem Blick, und ihre Stimme hatte sich in ein Fauchen verwandelt.
»Du wirst dieses Haus nie wieder betreten, ist das klar? Und von jetzt an holst du Elin in der Krippe oder an einem anderen neutralen Ort ab, komm nicht wieder hierher. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.«
In Johan loderte Wut auf. Alles, was er schon so lange mit sich herumschleppte, brach jetzt aus ihm heraus.
»Jetzt hör gefälligst auf«, schnaubte er und schob sie in die Diele. »Beruhige dich. Was ist falsch daran, dass ich mit einer anderen zusammen war? Du hast mich doch abgewiesen, du behandelst mich, als ob ich die Pest hätte. Und warum machst du das, Emma, warum? Weil ein Geisteskranker Elin entführt hatte? Habe ich sie verschleppt? Hatte ich damit etwas zu tun? Nein, aber offenbar war es trotzdem meine Schuld, und nur meine. Und warum hast du das so gesehen? Ja, weil ich meinen verdammten Job gemacht habe. Glaubst du wirklich, ich würde etwas tun, was Elin schaden könnte? Oder dir?«
Emma wich verängstigt in die Küche zurück, mit dieser heftigen Reaktion hatte sie nicht gerechnet. So wütend hatte sie ihn noch nie erlebt.
»Aber eins sag ich dir, Emma, ich habe es satt, mich nach dir zu sehnen, satt, zu hoffen, dass alles wieder gut wird. Es reicht. Seit drei Jahren habe ich alles versucht, um mit dir zusammen sein zu können, aber was hat mir das gebracht? Jetzt will ich einfach nicht mehr. Und du kannst hier sitzen bleiben und dich in Selbstmitleid suhlen.«
Emma konnte ihn nicht mehr ansehen. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und drehte den Kopf weg. Hielt sich die Ohren zu und kniff die Augen zusammen, um ihn auszusperren. Sie wollte einfach so dasitzen, bis er aufhörte und wegging. Sie wollte nur, dass er verschwand. Auf eine seltsame Weise wurde sie innerlich ganz ruhig. Sie hatte das Gefühl, dass sich jetzt alles bestätigte. Dass zwischen ihnen alles gelaufen war, dass endgültig Schluss war. Ein für alle Mal. Als Johan ging und mit der Tür knallte, blieb sie in dieser Haltung sitzen.
Für sehr lange Zeit.
D er Mann starrte ihn an.
»Who are you?«
»I am a police officer«, sagte Knutas in stockendem Englisch.
Der Blick des jungen Mannes wurde unsicher.
»Police?«
Er packte Knutas am Arm und zog ihn aus dem Kleiderschrank. Rief nach seinen Kumpels.
Sofort war Knutas von den dreien umringt. Mit zitternden Fingern zog er seinen Dienstausweis hervor.
Der am meisten Tätowierte, der offenbar der Anführer war, musterte den Ausweis und drehte ihn um. Warf den anderen einen Blick zu und murmelte etwas Unverständliches.
»Can I sit down?«
Knutas’ Beine zitterten.
»Yes, of course.«
Sie führten ihn die Treppe hinunter hinter das Haus, wo einige Gartenmöbel standen.
»What are you doing here?«, fragte der Anführer.
»Just checking«, sagte Knutas. »Routine.«
»On a Sunday?«
Die drei musterten ihn zweifelnd. Aus der Nähe wirkten sie nicht sonderlich bedrohlich. Zwei von ihnen hielten Knutas an den Armen fest. Jetzt folgte eine lebhafte Diskussion in ihrer fremden Sprache.
»Where are you from?«, wagte er zu fragen.
Der Anführer starrte ihn wütend an, ohne zu antworten, und die Diskussion wurde noch lebhafter. Sie schoben Knutas auf die Füße und streckten seine Arme so weit wie möglich seitwärts aus, während der Anführer seine Taschen durchwühlte. Brieftasche, Schlüssel, Pfeifentabak – er steckte alles ein. Dann brüllte er den anderen etwas zu, und sie zerrten Knutas zurück ins Haus. Er versuchte, sich ihrem Griff zu entziehen, und setzte sich nach besten Kräften zur Wehr, aber er hatte keine Chance.
»What are you doing?«, schrie er. »Let me go! I am a police officer!«
Mit verbissener Miene zogen die Männer ihn weiter.
»Was zum Teufel soll das hier?« Knutas war ins Schwedische übergewechselt. »Ich bin Polizist, verdammt noch
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