Sommerzeit
Bovide mit seinen illegalen Geschäften zu tun hatte.«
»Sicher, so kann man das sehen«, stimmte Knutas zu. »Aber zugleich halte ich die Typen nicht für Mörder.«
»Wie meinst du das?«
»Zuerst hatte ich natürlich Angst, ich ging ja davon aus, dass sie Peter Bovide erschossen haben könnten. Einige Sekunden lang habe ich geglaubt, sie würden mich umbringen. Aber was ist dann passiert? Sie haben mich in einen Schrank eingeschlossen und sich noch dazu entschuldigt.«
»Was?«
»Als Letztes haben sie gesagt, ›We are very sorry!‹ Kannst du dir das vorstellen?« Knutas grinste.
»Hört sich nicht gerade wie kaltblütige Mörder an.«
»Nein, eben.«
»Aber wenn der Mord nichts mit den Schwarzarbeiten zu tun hat – was zum Teufel ist dann los?«
»Das frage ich mich auch, wieder und wieder.«
Montag, 17. Juli
K nutas erwachte in seinem Bett zu Hause in der Bokströmsgata und schaute Lines sommersprossigen Rücken an. Sie atmete tief und regelmäßig. Vorsichtig küsste er sie auf die Schulter, und sie brummte vor sich hin.
Der Vorabend war wunderbar gewesen. Er und Line hatten in der lauen Sommernacht auf der Veranda gesessen, Weißwein getrunken und miteinander geredet, wie sie es schon lange nicht mehr getan hatten.
Nachdem Line von den Ereignissen auf den Furillen gehört hatte, hatte sie entschlossen die Koffer gepackt, den Urlaub abgebrochen, und war mit den Kindern ins nächste Flugzeug zurück gestiegen. Knutas war froh, sie wieder bei sich zu haben. Erst als er mit ihr über die Ereignisse des Tages sprach, schien er richtig zu erfassen, welches Glück er gehabt hatte. Dass das ganze Drama ein so gutes Ende genommen hatte, auch wenn die drei Männer mit ihrer Beute entkommen waren. Knutas musste daran denken, was er und Line alles teilten. Welche Rolle spielte da ein etwas eintöniges Sexualleben, wenn er an ihre Nähe und Loyalität dachte? Sie fühlten sich wohl miteinander, lachten oft, und er liebte ihre offene Art. Es war so leicht, mit Line zusammenzuleben.
Er wollte sich zusammenreißen, versuchen, der Liebe wieder Leben einzuhauchen. Eigentlich waren doch gar keine großen Veränderungen vonnöten. Er hatte schon am vergangenen Abend damit angefangen. Dafür gesorgt, dass sie ins Bett gingen, lange, ehe sie beide müde waren.
Als er einige Stunden später den Versammlungsraum auf der Wache betrat, lag eine ganz besondere Spannung in der Luft. Obwohl er einige Minuten zu früh kam, waren schon alle da. Knutas eröffnete die Besprechung.
»Die Hauptverdächtigen sind drei Männer, die, das sagt Peter Bovides Kompagnon Johnny Ekwall, aus Estland stammen. Da sie ohne Papiere hier gearbeitet haben, hat die Baufirma nur eine Mobilnummer eines der Männer, er heißt Andres, und über diese Nummer suchen wir jetzt in Estland. Ich habe auch die Nummer ihres Lieferwagens notiert, ehe sie mich gefunden haben, und zum Glück haben sie den kleinen Zettel nicht entdeckt, als sie meine Taschen gefilzt haben. Das Auto ist auf einen gewissen Ants Otsa registriert. Aber der Wagen kann ja falsche Schilder gehabt haben, darüber wissen wir noch nicht mehr. Wir haben die estnischen Kollegen um Hilfe gebeten, und jetzt wird nach allen dreien gefahndet, sie stehen unter Verdacht des Mordes an Peter Bovide. Wir haben eine Zeugenaussage, dass drei Balten und ein großes weißes Auto gestern gegen Mittag auf der Fähre nach Nynäshamn gesehen worden sind, und wenn das stimmt, können sie inzwischen schon längst wieder zu Hause in Estland sein.«
»Was wissen wir über diese drei?«, fragte Wittberg.
»Ich habe mit Interpol gesprochen und einiges erfahren«, sagte Kihlgård, »Ants Otsa ist bei der Polizei in
Estland wegen Drogenkonsums und Beteiligung an einem Raubüberfall vor einigen Jahren registriert. Die beiden anderen sind unbekannt, wir haben ja nicht einmal ihre Nachnamen.«
»Wie lange haben sie für Slite Bygg gearbeitet?«
»Ungefähr ein halbes Jahr, sagt Jonnny Ekwall«, antwortete Knutas.
»Hat der eine Ahnung, was dahinterstecken kann?«, fragte Karin.
»Er bleibt bei seiner Aussage, dass er nicht viel weiß, dass er nur seine Arbeit getan hat und sich ansonsten in die Angelegenheiten der Firma nicht weiter eingemischt hat. Er sagt, dass ein Subunternehmer für die Villa auf Furillen zuständig war, aber den haben wir noch nicht erreichen können. Natürlich hatte er seinen Verdacht, dass nicht alles ganz redlich vor sich ging, aber solange die Firma lief, wollte er sich da nicht
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