Sommerzeit
Ordner.
»Mal sehen. L … wie in Larsson. Wissen Sie, wir registrieren alle nach den Nachnamen. Wenn wir den Namen wissen, können wir sagen, wer wann hier gewesen ist, wie lange, wo die Leute gewohnt haben und ob sie allein oder mit anderen zusammen angereist sind.«
»Aha.«
Karin merkte, wie ungeduldig sie wurde.
»Larsson, ja«, sagte der Mann zufrieden, als er endlich den Namen gefunden hatte. »Morgan. Er war zum ersten Mal 1990 hier. Und danach noch mehrere Male.«
»Ach was, und wie oft?«
Mattias Bergström zählte.
»Fünf Mal, ungefähr alle drei Jahre. Immer zum selben Datum.«
Karin hob die Augenbrauen und beugte sich ein wenig vor.
»Zum selben Datum, sagen Sie. Wann denn genau?«
»Er kam am 21. Juli und fuhr am 23. wieder ab. Immer an diesen Tagen.«
»Seltsam, das kann ja wohl kaum ein Zufall gewesen sein. Wissen Sie, warum er gerade dann kam?«
»Nein, keine Ahnung. Es ist ja leider zu spät, um ihn zu fragen.«
»Hat hier auch schon mal ein Peter Bovide übernachtet?«
Der Aufseher griff zu einem anderen Ordner und suchte diesen Namen.
»Anette Bovide haben wir und Stig und Katarina Bovide, aber keinen Peter.«
»Wann waren die hier?«
»Anette war mit ihrem Mann Anders Eriksson im Juni vor drei Jahren hier, und Stig und Katarina haben die Insel zweimal besucht. Zum ersten Mal im August 1991 und dann im vorigen Jahr, im Mai.«
»Haben Sie eine Liste über die anderen Personen, die gleichzeitig mit Morgan Larsson hier waren?«
»Sicher.«
Karin überflog diese Liste. Die Namen sagten ihr nichts. Sie verglich sie mit Morgans früheren Besuchen. Keiner der Namen schien mehrmals aufzutauchen.
»Kann ich die Listen kopieren?«
»Einen Moment.«
Er stand auf und verschwand in einem angrenzenden Zimmer. Es raschelte und klirrte eine ganze Weile, dann kam er mit einer rußigen Kopie zurück.
»Danke«, sagte Karin, als er ihr das Blatt reichte. »Können Sie mir erzählen, welchen Eindruck Sie von Morgan Larsson hatten und was er hier auf der Insel gemacht hat?«
Der Aufseher ließ sich zurücksinken und faltete die Hände.
»Er war immer allein, wenn er mir begegnet ist. Er wirkte ziemlich verschlossen.«
»Hat er sich seltsam verhalten?«
»Nein, nicht direkt. Aber er schien ein strenger Gewohnheitsmensch zu sein. Jeden Morgen nach seiner Ankunft verließ er ganz früh mit einem Rucksack das Lager,
ich nehme an, er machte denselben Gang um die Insel wie die meisten anderen.«
»Wie lange braucht man dafür?«
»Na ja, das sind ungefähr dreißig Kilometer, deshalb drehen nicht alle die ganze Runde. Es gibt auch andere Möglichkeiten. Manche gehen durch den Wald quer über die Insel und dann am Strand nach Hause. Andere fangen beim Leuchtturm an und spazieren über den Küstenweg oder biegen unten bei Tärnudden auf der anderen Seite ab und gehen durch den Wald zurück.«
»Wenn man auf dem Küstenweg um die ganze Insel wandert, wie lange braucht man dann dafür?«
»Neun, zehn Stunden, wenn man gut im Training ist. Die Strände sind stellenweise steinig und unwegsam, und an einigen Stellen muss man ausweichen, wie zum Beispiel draußen bei Säludden, einem Naturschutzgebiet.«
»Gibt es da nicht Seehunde?«
»Ja, die sieht man da fast immer. Die besten Chancen bestehen am Morgen oder Abend, wenn sie sich auf den Felsen im Wasser ausruhen.«
»Wissen Sie, welchen Weg Morgan Larsson genommen hat?«
»Ich bin ihm am Samstagmorgen auf dem Weg begegnet, der quer durch den Wald zum Strand Las Palmas auf der Ostseite führt. Und abends wurde er gesehen, als er auf der Westseite von Süden kam. Da er so ein ausgeprägter Gewohnheitsmensch zu sein schien, habe ich angenommen, dass er eine der gängigen Routen genommen hat, die sieben, acht Stunden dauert.«
»Können Sie mir das auf einer Karte zeigen?«
»Sicher.«
Abermals stand er auf und ging in ein anderes Zimmer, dann kam er mit einer Landkarte zurück. Er zeigte Karin den Weg.
»Wenn ich morgen diese Strecke gehe, worauf muss ich dann achten?«
»Stehen Sie früh auf und frühstücken Sie ausgiebig. Nehmen Sie leichtes Gepäck mit, aber denken Sie daran, dass Sie Wasser und Proviant für den ganzen Tag brauchen. Ziehen sie feste Schuhe an, dazu Shorts und einen Sonnenhut. Nehmen Sie den Badeanzug mit. Es kann anstrengend sein, wenn es so sonnig wird wie heute. Unten auf der Südseite, hier« – er kreiste mit einem Kugelschreiber eine Stelle auf der Karte ein – »gibt es eine Wasserstelle mit einer Pumpe und
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