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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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an ihren Arbeitsplatz zurück. Im nächsten Jahr, im Februar 1986, ging sie in Frührente. Sie zog um, in eine kleinere Wohnung in einem Hamburger Vorort, ohne ihre Tochter Vera. Die zog innerhalb der Stadt mehrmals um und
arbeitete weiter im Lebensmittelladen. Zwei Jahre nach dem Mord, im August 1987, nahm sie ihr Studium wieder auf. Nach dem Examen unterrichtete sie viele Jahre an einer Schule in Hamburg. Bis sie dann vor zwei Jahren nach Schweden übersiedelte.«
    »Warum ist sie hergekommen?«, fragte Knutas.
    Er überholte gerade einen Lastzug, der einfach kein Ende nehmen wollte, und die Sicht war alles andere als ausreichend. Kihlgård stöhnte auf, sagte dann aber:
    »Na, sie ist sicher hergekommen, weil sie Stefan Norrström heiraten wollte.«
    »Wie zum Teufel hat sie den kennengelernt?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sie im vorigen Sommer geheiratet haben. Und sie kriegen offenbar ein Kind.«
    »Jetzt sind wir fast da.«
     
    Kyllaj war nur zehn Kilometer von Slite entfernt, wirkte aber wie ein verlorener Winkel weit draußen im Meer. Jetzt wohnten dort fast nur Sommergäste, aber Kyllaj war jahrhundertelang für Steinindustrie und Seefahrt ein wichtiger Ort gewesen. Unten am Hafen lag eine Reihe von Bootshäusern und Anlegern. Oberhalb der am Hang zu Hafen und Valleviken errichteten Häuser lagen die kargen steinigen Hügel mit einem hinreißenden Blick auf das Meer und die kleinen Inseln Klausen, Fjögen und Lörgeholm. Dort war bereits im 16. Jahrhundert in Öfen Kalk gebrannt worden, Reste davon waren noch immer vorhanden.
    Die Streifenwagen erregten Aufmerksamkeit, als einer nach dem anderen vorfuhr und die Idylle unterbrach.
    Das Haus, das Stefan Norrström mit seiner Frau bewohnte, thronte in einsamer Majestät auf einer Anhöhe
mit einem schönen, weitläufigen Grundstück, das sanft zum Wasser hin abfiel. Weite Rasenflächen mit sorgsam gepflanzten Büschen und Bäumen umgaben das große weiße Kalksteinhaus. Bestimmt geerbt, dachte Knutas. Das Anwesen sah viel zu wohlhabend aus, um einem einfachen Kapitän gehören zu können.
    Als sie die Wagen in gebührender Entfernung abgestellt hatten, verteilten sie sich und umstellten das Haus. Sie hatten es mit einem Doppelmörder zu tun und konnten nicht wissen, was sie hier erwartete.
    Knutas und Kihlgård übernahmen die Führung und schlichen zur Tür. Knutas klingelte. Wartete. Keine Reaktion. Er klingelte noch einmal.
    Sie warteten eine Weile. Knutas schwitzte in der Hitze. Als nicht geöffnet wurde, gab er den Befehl, das Haus zu stürmen.

    K arin war verzweifelt. Sie war in ihrer Erschöpfung vorübergehend eingenickt, vor allem aufgrund von Flüssigkeitsmangel. Sie konnte sich nicht bewegen, sondern nur einige Zentimeter seitwärts rutschen. Das tat sie ab und zu, damit ihre Glieder nicht ganz abstarben. Sie fragte sich, wie lange sie das aushalten würde. Langsam verlor sie die Hoffnung, gefunden zu werden. Das Schiff lag noch immer still, und kein Geräusch war zu hören. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren, wusste nicht mehr, wie lange sie schon verschnürt und verklebt wie ein Paket hier hockte.
    Ihre Gedanken wanderten zu Knutas. Warum unternahm er nichts? Er musste doch begriffen haben, dass sie an Bord war, sie hatte doch gesagt, sie werde sich von dort aus melden? Vielleicht hatte der Kapitän ihnen irgendeine Lügengeschichte aufgetischt, und deshalb kam ihr jetzt niemand zu Hilfe.
    Seltsamerweise musste sie nicht mehr pinkeln. Als sei ihr Körper schon in Ruhestellung übergegangen. Habe seine Funktionen ausgeschaltet, sich um mehrere Umdrehungen verlangsamt, um dann nach und nach ganz aufzuhören. Nein, so durfte sie nicht denken.

    Es war pechschwarz um sie herum, und sie saß mit angezogenen Beinen und gefalteten Händen hier, wie zum Beten.
    Plötzlich hörte sie ein dumpfes Geräusch. Zuerst glaubte sie, sich das nur eingebildet zu haben. Dann gab es noch einen Knall und dann noch einen. Laute Stimmen. Sie versuchte mehrmals, sich gegen die Wand zu werfen, um irgendein Geräusch hervorzurufen, und trappelte so gut das ging mit den Füßen.
    Dann hörte sie, dass jemand den Riegel bewegte. Als sie Tür aufgerissen wurde, zwang das Licht sie, die Augen zuzukneifen.

    D as Haus in Kyllaj war leer. Auch Garten und Gartenschuppen wurden durchsucht, aber das Ehepaar Norrström war ganz offensichtlich nicht zu Hause. Knutas zog sein Telefon hervor, um Alarm zu geben. Gleich darauf klingelte es.
    »Hallo, hier ist Thomas«, hörte

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