Somnambul Eliza (German Edition)
zu sehen und so schloss Eliza die Tür
wieder hinter sich.
Die Tür des Raumes gegenüber stand einen
Spalt offen und so schaute Eliza hinein. Es musste sich um den Vorratskeller
handeln, doch war in den deckenhohen Holzregalen kaum etwas gelagert. Nebenan
war der Heizungskeller, aber auch dort wurde Eliza nicht fündig. Sie hatte
gerade beschlossen, auf der Chaiselongue Platz zu nehmen und auf Wilbert zu warten,
als dieser ihr von der anderen Seite des Ganges entgegenkam.
„Im Schwimmbad sind sie auch nicht“,
sagte er im Näherkommen. „Aber vielleicht möchten Sie es sich trotzdem ansehen,
wenn Sie schon hier unten sind?“
Der Pool war beeindruckend. Deckengewölbe
und Wände bestanden aus den gleichen archaischen Sandsteinblöcken wie im
Korridor, auf dem Boden waren farblich bestens harmonierende große,
cremefarbene Fliesen verlegt. Das eigentliche Schwimmbecken hatte eine
langgezogene Rechteckform mit einem halbkreisförmigen Abschluss, von dem aus
eine breite, bogenförmige Treppe ins Wasser führte.
Auch hier war die Beleuchtung äußerst
geschickt arrangiert und bestand aus kleinen Leuchtkörpern, die im
Deckengewölbe sowie unter Wasser angebracht waren und ein warmes, natürliches
Licht schufen, so dass man völlig vergaß, dass man sich in einem fensterlosen
Kellerraum befand. Am Beckenrand standen zwei Teakholzliegen sowie ein exotisch
anmutender Paravent aus leuchtenden Glas-Mosaiken. Es war ein Raum, der Urlaubsgefühle
weckte und Eliza wäre am liebsten gleich in das glitzernde, türkisblaue Nass
gesprungen, aber tatsächlich war auch hier von den Katzen keine Spur. Nun hatte
Eliza alle Kellerräume gesehen, bis auf denjenigen, der dem Schwimmbad genau
gegenüberlag und dessen zweiteilige, überbreite holzvertäfelte Tür mit den
großen bronzenen Türgriffen besonders beeindruckend wirkte.
„Haben Sie dort schon nachgesehen?“
fragte sie Wilbert und drückte die Klinke herunter.
Doch der Raum war verschlossen und Wilbert
erklärte schnell: „Das ist eine Art Gerümpelkeller .“
Als Eliza ihn stirnrunzelnd ansah, fügte
er hinzu: „Dort werden eine Reihe alter Möbel und Antiquitäten gelagert, für
die zur Zeit kein Platz im Haus ist, von denen sich der Baron aber nicht trennen
kann oder will.“
Eliza nahm sich vor, Valeriu bei
Gelegenheit zu bitten, ihr diese verborgenen Schätze einmal zu zeigen, dann
folgte sie Wilbert nach oben.
Das
Haus war riesig und Katzen äußerst erfinderisch bei der Wahl ihrer
Schlafplätze. Die Zeit drängte und Wilbert beruhigte sie, dass keine Tür nach
draußen offen gestanden habe und dass Felis und Cosmin nach ihrem Nickerchen ganz bestimmt von allein wieder
auftauchen würden. Eliza verließ ihre Wohnung nie, ohne zuvor nachzusehen, wo
Felis war und ging auch erst dann, wenn sie sie gefunden hatte. Doch Wilbert
war sich seiner Sache so sicher, dass sie sich schließlich überzeugen ließ und
er sie dann sehr knapp vor Beginn ihrer ersten Führung mit dem Porsche zum
Museum chauffierte, was Eliza sehr zu schätzen wusste, da es noch immer wie aus
Kübeln regnete.
Nach einer unterhaltsamen und recht
gelungenen Führung mit einer Schulklasse der sechsten Jahrgangsstufe, die sie
zusammen mit ihren Kolleginnen Corinna und Bianca geleitet hatte, verbrachte
Eliza ihre Mittagspause mit den beiden in einem der modernen Bistros im
Museumsquartier.
Nach einer gewissen anfänglichen
Missgunst darüber, dass Eliza Biancas oberstem Ziel, sich als Kunsthistorikerin
einen wohlhabenden, kultivierten Mann zu angeln, ein gutes Stück näher gekommen
war, als sie selbst bisher, ohne es überhaupt darauf angelegt zu haben, hatte
ihr liebenswertes und romantisch veranlagtes Wesen letztlich doch über den Neid
gesiegt und nun brannte sie bereits seit Wochen darauf, Elizas Baron endlich einmal
kennenzulernen.
Das erste Thema an diesem Mittag war,
dass Corinnas langjährige und preisgünstige Babysitterin ihr an diesem Morgen
eröffnet hatte, dass sie wegen einer Stelle bereits nächste Woche mit ihrem
Freund nach Salzburg gehen werde, was Corinna vor ein ernstes Problem stellte.
Anschließend erzählte Eliza von dem Überfall am vergangenen Abend und beide
Frauen waren ernsthaft schockiert. Dann kam das Essen. Eliza und Bianca hatten
sich für einen frischen, bunten Salat entschieden, während Corinna beim Anblick
ihres üppig belegten und kross überbackenen Baguettes sichtlich das Wasser im
Mund zusammenlief.
„Du machst dich in letzter Zeit ziemlich
rar. Nach
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