Somnambul Eliza (German Edition)
Laura-Ashley-Stil.
„Was hast du? Gefällt es dir nicht?“
fragte Valeriu ernsthaft besorgt.
„Doch. Es gefällt mir sogar sehr“, antwortete
sie etwas gedehnt. „Es ist ein herrliches Arbeitszimmer und eine
Paschen-Bibliothek war schon immer mein Traum.“
„Aber?“ Er schaute sie mit seinen
schönen bunten Augen prüfend an.
„Kannst du dir das wirklich nicht
vorstellen? Ich habe einen Job, eine Wohnung, Freunde. Du kannst so eine
Entscheidung doch nicht einfach über meinen Kopf hinweg treffen. Was glaubst du
nur, wer du bist?“
„Ich bin der Mann, der dich über alles
liebt, Eliza. Es ist meine Aufgabe, für dich zu sorgen und dich zu beschützen.“
„Woher hast du nur dieses antiquierte
Weltbild? Wir leben im 21. Jahrhundert. Da beschützt man Frauen nicht, indem
man sie mitsamt ihren Sachen auf sein Schloss entführt.“
„Ich habe dich nicht entführt, Eliza.
Ich würde dich niemals zu etwas zwingen“, entgegnete er ernst.
„Ich weiß. Bitte versteh mich nicht
falsch, Valeriu. Aber du hast einmal zu mir gesagt, du sähest an mir nichts
Kindliches. Warum behandelst du mich dann wie eins? Du lässt deinen Butler in
einer Nacht-und-Nebel-Aktion meine Wohnung ausräumen, während ich schlafe. Ich
weiß einfach nicht, was ich davon halten soll. Ich bin lieber hier bei dir als
irgendwo sonst auf der Welt, aber ich bin auch ein mündiger Mensch und ich bin
nicht bereit, meine Selbstständigkeit blindlinks aufzugeben.“
„Bitte verzeih mir, Eliza. Ich
wollte dich nicht kränken und dich auch nicht bevormunden. Es ist neu für mich,
mein Leben mit jemandem zu teilen und ich fühle mich verantwortlich für dich
und dein Wohlergehen.“
„Tatsächlich lässt du mich doch nur an
einem kleinen Teil deines Lebens teilhaben, aber von mir erwartest du, dass ich
alles andere hinter mir lasse und mich zu einhundert Prozent auf dieses
Beziehungsexperiment einlasse.“
„Beziehungsexperiment?“ wiederholte
Valeriu und zog dabei fragend eine Augenbraue hoch.
Eliza zuckte mit den Achseln: „Ich weiß
nicht, wie ich es sonst nennen soll. Jeden Tag bist du verschwunden und
verbringst nur die Nächte mit mir, in denen wir uns aber nicht zu nahe kommen
dürfen, weil ein ominöser Fluch auf dir lastet, der mir gefährlich werden
könnte. Und nun René. Nach allem, was ich über ihn weiß, ist er ein etablierter
Anwalt mit riesiger Kanzlei. Er ist mir zwar hochgradig unsympathisch, aber
ehrlich gesagt, wage ich zu bezweifeln, dass er über meine blühende Fantasie hinaus
eine ernsthafte Gefahr für mich darstellt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
er wegen eurem Zwist seine Zulassung aufs Spiel setzen würde.“
„Ich weiß, dass das alles aus deiner Perspektive
gleichermaßen mysteriös wie übertrieben erscheinen muss. Aber du hast dich für
mich entschieden und in meiner Welt herrschen nun einmal andere Spielregeln.“
„Du unterscheidest zwischen deiner Welt
und meiner Welt? Meiner Meinung nach leben wir in der gleichen Welt und es sind
deine ureigenen Regeln, nach denen du spielen willst. Aber dann sei bitteschön
auch ein guter Spielleiter und erklär mir das Spiel mit all seinen Regeln und
den konkreten Konsequenzen, wenn man gegen sie verstößt, damit ich entscheiden
kann, ob ich mitspielen will.“
Sie funkelte ihn angriffslustig an, aber
Valeriu schien sich auf keinen Streit einlassen zu wollen.
„Ich fürchte, dazu ist es leider zu
spät. Du bist schon mittendrin“, sagte er ruhig.
Eliza machte große Augen und wollte
etwas entgegnen, doch Valeriu fuhr bereits fort: „Eliza, du musst mir
vertrauen. Ich habe gelernt, die Gefahr, die von mir für dich ausgeht, recht
gut unter Kontrolle zu halten. Aber René ist unberechenbar. Bitte glaube mir,
dass es das Beste für dich ist, wenn du nicht mehr erfährst.“
Seine Stimme hatte samtweich geklungen
und der regelrecht flehende Unterton darin ließ Elizas Streitgelüste im Keim
ersticken.
„Es wäre so viel einfacher, wenn du
endlich auch mir vertrauen würdest“, sagte sie leise.
„Möchtest du sehen, wo Wilbert deine
Kleider untergebracht hat? Wenn es dir nicht zusagt, hängen sie morgen früh
wieder in deinem Schrank in der Mondscheingasse. Ich habe versprochen, dich
nicht in Fesseln zu legen“, sagte Valeriu, um einen sorglosen Ton bemüht.
Er führte sie über den Flur und öffnete
die Tür des Raumes neben dem Jugendstil-Bad.
„Ich hatte den Eindruck, du warst ein
bisschen neidisch auf mein Ankleidezimmer. Daher dachte
Weitere Kostenlose Bücher