Somnambul Eliza (German Edition)
machen,
was an dieser augenscheinlich banalen Information so bedeutsam sein sollte.
Trotzdem nahm sie Wilbert in Schutz: „Ich habe ihn gefragt, als wir auf der
Suche nach Felis waren. Aber er hat mir nicht aufgeschlossen.“
„Nein, entschuldige. Das ist natürlich
kein Geheimnis. Ich weiß, Katzen schätzen keine verschlossenen Türen. Aber da
drinnen ist nicht geheizt und du bist viel zu dünn angezogen. Lass uns ein
andermal auf Entdeckungsreise gehen“, schlug er vor und Eliza gab sich vorerst
geschlagen.
Wilbert hatte wieder ganze Arbeit
geleistet; nicht nur im Korridor brannten die Wandkerzen, sondern auch der Pool
wurde von zahlreichen züngelnden, lebendigen Flammen in ein nahezu magisches,
warmes Licht getaucht. Es waren mehrere antike vielarmige, hochbeinige
Kerzenleuchter aufgestellt worden und auf den beiden Teakholzliegen lagen
akkurate Stapel mit weichen, weißen Handtüchern bereit. Überwältigt blieb Eliza
in der Tür stehen, die Valeriu hinter ihr schloss.
Sie spürte ihn direkt hinter sich und
ohne ein Wort ließ sie sich den Bademantel abnehmen, wie man sich im Restaurant
die Jacke abnehmen lässt, und verschwendete keinen Gedanken mehr an die
Striemen auf ihrer Schulter. Alles war so unwirklich; das gedämpfte Licht, die
goldenen Flammen, die sich im dunklen Wasser spiegelten, die warme, feuchte
Luft und der Mann, dessen Präsenz sie geradezu körperlich in ihrem Rücken
spürte, obwohl sie einander nicht berührten. Der Kerzenschein malte verzerrte,
flackernde Schatten der Kandelaber auf Boden und Wände und abgesehen von dem
leisen monotonen Brummen der Umwälzanlage und dem gelegentlichen Knacksen der
Kerzen herrschte eine festlich andächtige Stille. Dann spürte Eliza Valerius
Atem wie eine kühle Brise in ihrem Nacken und gleich darauf seinen zärtlichen
Kuss auf ihrer verletzten Schulter.
„Du bist so schön, Liebste“, flüsterte
er ihr mit seiner zartherben Stimme ins Ohr.
„Dreh dich um zu mir.“
Es war keine Bitte, sondern eine
Anweisung; für einen Befehl war der Klang seiner Stimme zu verführerisch und zu
weich und doch fügte sich Eliza seiner Aufforderung gehorsam und zu ihrem
eigenen Erstaunen schlug sie im selben Moment die Augen nieder. Valeriu hatte
seinen Kimono noch nicht abgelegt und stand vor ihr, wie ein antiker
Hohepriester; würdevoll und respekteinflößend. Eliza fühlte sich wie ein Teil
eines geheimnisvollen Initiationsritus. Aber welche Rolle kam ihr dabei zu? Sie
genoss Valerius Blicke auf ihrer Haut, aber sie spürte auch das Ungleichgewicht
zwischen ihnen. Während er in den edlen Mantel gehüllt, äußerlich völlig ruhig
und erhaben wirkte, dazu stark und selbstsicher, stand sie mit gesenktem Blick
und nahezu unbekleidet in ihrem knappen Designer-Bikini vor ihm wie eine
Odaliske. Ihr Herz schlug, als wollte es zerspringen und das Blut pochte bebend
in ihren Adern. Sie erinnerte sich, wie sehr sie sich über sich selbst geärgert
hatte, als sie Aurica mit dieser unerklärlichen Demutsgeste begegnet war und
sie zwang sich, zu Valeriu aufzusehen. Sie sah in seine schönen, funkelnd
bunten Augen und er lächelte sie zärtlich an, als habe er genau diesen inneren
Kampf erwartet und diesen Sieg ihres Selbstbewusstseins erhofft.
„Du bist unbeschreiblich schön, Eliza“,
wiederholte er ernst und aufrichtig.
„Und du bist stark und stolz, pisică mea “, fügte er in
ebensolchem Ton hinzu. Dann entledigte er sich seines Kimonos und legte seinen
Mantel zu dem ihren über eine der Liegen.
Valeriu sah wahnsinnig gut aus. Er
wirkte auf Eliza wie der Inbegriff männlicher Schönheit und wie das
fleischgewordene Musterbeispiel jeder künstlerischen Harmonielehre. Seine alabasterfarbene Haut schimmerte im Kerzenlicht leicht wie
die einer Marmorskulptur und auch in Hinblick auf Wuchs und Statur brauchte man
den Vergleich mit den Bildnissen der antiken Götter nicht zu scheuen. Die
Muskeln und Sehnen seines trainierten Körpers waren langgestreckt und elegant
und wirkten harmonisch und wohlproportioniert zu seiner schlanken Gestalt und
seinem schönen, feinsinnigen Gesicht. Sein ansprechender, muskulöser Oberkörper
mit der sportlichen, nicht zu breiten Brust und dem markanten Schlüsselbein,
der harte, flache Bauch mit dem eindrucksvollen Sixpack sowie die langen, athletischen Beine waren völlig unbehaart und unterstrichen
den Eindruck, von Künstlerhand aus lebendigem Stein gehauen zu sein.
Valeriu trug schlichte, anthrazitfarbene
Badeboxer von Prada,
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