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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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mehr nach etwas Kräftigem oder nach etwas
Süßem?“
    Eliza musste grinsen: „Ich glaube, ich
habe mehr Lust auf etwas Kräftiges.“
    Valeriu war bemüht, den geöffneten
Kühlschrank mit seinem Körper vor Elizas Blick zu verdecken, doch er musste
selbst grinsen als er sagte: „Dann könnte ich dir ein Filetsteak mit Salat
anbieten oder einen Salat mit Black Tiger Garnelen.“
    Eliza schob ihn mit sanftem Druck
beiseite und der Anblick, der sich ihr bot, war der den sie erwartet hatte, nur
noch etwas schlimmer. Im Kühlschrank befanden sich ein auf einem Glasteller
gekonnt angerichteter Salat, eine kleine Auflaufform mit zwei Germknödeln , ein Teller, auf dem genau ein Steak lag, sowie
eine Schale mit vier großen rohen Garnelen. Ansonsten war der Kühlschrank leer,
er enthielt nicht einmal Getränke oder Grundnahrungsmittel wie Butter, Obst
oder Gemüse.
    „Da hat Wilbert aber gut für dich
vorgesorgt. Aber wir werden uns schon einigen. Für welches dieser tollen
Gerichte hättest du dich entschieden, wenn ich heute Abend nicht hier gewesen
wäre?“
    „Mit der Vermutung, dass Wilbert für das
hier verantwortlich ist, liegst du richtig. Ich möchte mich natürlich nicht mit
seinen Federn schmücken. Aber er hat das nicht für mich vorbereitet. Ich habe
schon gegessen.“
    Eliza schaute ihn verwirrt an: „Du hast
also gewusst, dass ich herkommen würde? Und du wirst wieder nicht mit mir
essen?“
    Valeriu schüttelte mit dem Kopf und eine
goldene Strähne fiel ihm ins Gesicht, während sich wieder dieses betörende
Lächeln auf seinen Lippen abzeichnete: „Nein, ich kann nicht hellsehen . Aber ich hatte die Möglichkeit in Erwägung
gezogen und Wilbert vorsorglich den Auftrag erteilt, etwas bereitzuhalten.“
    Nun war es Eliza, die ungläubig den Kopf
schüttelte: „Manchmal glaube ich, ich träume das alles nur. Du und Wilbert
können eigentlich nur meiner Fantasie entsprungen sein.“
     Valeriu zog eine Augenbraue hoch,
während er ihr sein strahlendes Lächeln schenkte. Doch dann verdüsterte sich
seine Miene schlagartig und er erwiderte in ernstem Ton: „Hoffentlich wandelt
sich dieser Traum nicht für uns beide zu einem Albtraum.“
    Eliza fröstelte, als er das sagte und
sie bekam ein bisschen Gänsehaut. Warum machte er ständig diese kryptischen
Andeutungen und sagte ihr nicht einfach, was ihn so belastete? Um die
eigenartige, gedrückte Stimmung zu vertreiben sagte sie: „Also schön. Wenn du
mich wieder allein essen lassen willst – und ich finde das, ehrlich gesagt,
nicht besonders romantisch – dann nehme ich die Garnelen.“
     Augenblicklich war die Düsternis
wieder aus Valerius Blick verschwunden und er deutete eine Verbeugung an: „Sehr
wohl, Madame. Einmal der Garnelenspieß auf Salatbett, kommt sofort.“
    Valeriu nahm eine der herrlich nostalgischen,
blank geputzten Kupferpfannen von der Wandhalterung und goss etwas Olivenöl
hinein. Dann zündete er die Gasflamme des Herdes an, der wie eine große Version
eines Puppenherdes aussah. Seine sonst so souveränen Handgriffe waren beim
Kochen wenig routiniert und Eliza konnte sehen, dass er das nur ihr zu Liebe
tat. Dann geleitete er sie ins Esszimmer, zündete einige Kerzen an und
servierte ihr das Mahl formvollendet mit einem gestärkten weißen Tuch über dem
Arm. Wieder musste Eliza grinsen. Dieser elegante, aristokratische Mann konnte
nur die Parodie eines Kellners abgeben.
    Valeriu brachte ihr noch einige Scheiben
Baguette, die er auf einem der blau-weißen Meißen-Teller arrangiert hatte und
ein Glas Weißwein. Dann setzte er sich ihr gegenüber an den Tisch und faltete
die Hände unter dem Kinn. Eliza war wie hypnotisiert von seinem Anblick. Im
flackernden Kerzenlicht traten seine edlen Züge noch markanter hervor und sein
blasser Teint wurde durch das schummrige Licht noch verstärkt. Wie schon in der
Oper hatte Eliza das Gefühl, seine weiße Haut würde regelrecht ein wenig
leuchten. Dann zwang sie sich, sich dem Essen zuzuwenden, statt weiter so
verträumt Valeriu anzustarren, bis die teuren Garnelen kalt und zäh sein
würden. Das Essen war fantastisch und sie aß mit großem Appetit, obwohl Valeriu
ihr gegenüber saß und sie mit großer Wahrscheinlichkeit beim Essen beobachtete.
Elizas Kennerblick entging auch nicht das wertvolle alte Tafelsilber im
Spatenmuster, mit dem Valeriu gedeckt hatte. Natürlich wäre es unschicklich
gewesen und allein von der Beleuchtung her auch kaum möglich, die Punzierung der Besteckteile

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