Somnambul Eliza (German Edition)
unterstellen, dass du mich mit deinen herrlichen
Augen hypnotisiert hast, damit ich dir das alles erzähle.“
Valeriu lächelte verschmitzt: „Das
war gar nicht nötig. Du scheinst mir lediglich zu vertrauen – wobei mir
wiederum nicht ganz klar ist, warum. Schließlich gibt es sicherlich
vertrauenerweckendere Männer als mich.“
Eliza dachte einen Moment darüber nach,
dann sagte sie: „Da hast du wohl recht. Schließlich gibst du dir alle Mühe,
geheimnisvoll und mysteriös zu erscheinen. Und in der Tat – ich vertraue dir.
Ich glaube, ich vertraue dir mehr, als irgendwem sonst. Aber wenn ich es recht
bedenke, weiß ich noch überhaupt nichts von dir, wohingegen du bereits meine
ganze Lebensgeschichte kennst.“
Schneller als Eliza es überhaupt hatte
wahrnehmen können, musste Valeriu sich aus seinem Sessel erhoben, zu ihr
hinübergekommen und vor ihr auf die Knie gegangen sein, denn dort kniete er
plötzlich und seine kühlen Hände umschlossen sanft ihr Gesicht. In seinem Blick
lagen Schmerz, Zärtlichkeit und Liebe, als er sagte: „Eliza, ich verdiene dein
tiefes Vertrauen nicht. Du solltest nicht hier sein, nicht in diesem Haus,
nicht bei mir. Du solltest dich von mir fernhalten. Ich bin für dich
gefährlich, auch wenn ich dich liebe.“
Seine feingliedrigen Finger streichelten
ihre Wangen, dann fügte er leise hinzu: „Und das tue ich. Von ganzem Herzen und
mehr als alles andere auf der Welt.“
Eliza war unfähig, sich auch nur zu
bewegen. Sie zitterte am ganzen Körper, so machtvoll, tragisch, drohend hatte
seine Liebeserklärung an ihrem innersten Selbst
gerüttelt. Valerius Hände hatten sie losgelassen, doch er kniete noch immer vor
ihr, wie versteinert, mit leerem, ausdrucklosem Blick, aus dem unermessliche
Qualen sprachen. Schließlich legte sie ihre Hände auf die seinen und wieder
überraschte es sie, wie kalt und blass diese schönen, feinsinnigen Männerhände
waren. Dann fuhr sie unendlich zärtlich jeden einzelnen Finger seiner Hände
nach und schaute dabei zu, wie das Leben in ihn zurückkehrte.
„Ich liebe dich auch Valeriu. Ich liebe
dich und ich möchte, dass du mir ebenso bedingungslos vertraust, wie ich dir
vertraue. Was ist falsch daran, wenn wir uns lieben? Ich kann nicht
akzeptieren, dass unsere Liebe keine Chance haben soll, wenn ich das Geheimnis
nicht einmal kenne, das der Grund dafür ist, dass du dich mir entziehst.“
Valeriu stöhnte auf. Dann fuhr er sich
mit der flachen Hand in einer allzu menschlichen, selbstvergessenen Geste über
das Gesicht, dass Eliza plötzlich bewusst wurde, dass sie eine solche Gebärde
bei ihm noch keinmal hatte beobachten können. Seine Gestik und seine ganzen
Bewegungen waren immer so perfekt gewesen – er hatte in ihrer Gegenwart noch
niemals gegähnt, geniest oder sich auch nur die Augen gerieben.
„Eliza, es gibt da etwas, das auf mir
lastet wie ein Fluch, der zu schrecklich ist, als dass ich ihn mit dir teilen
könnte. Wenn ich versuche, mich körperlich von dir fernzuhalten, dann nur, um
dich zu beschützen.“
„Du weißt, dass das nach den Worten
eines Triebtäters klingt“, entgegnete sie mit einem unsicheren Lächeln.
„Um Himmels Willen ,
nein.“ Valeriu klang ernsthaft schockiert. „Ich bin nur jemand, mit dem man
besser keine Beziehung eingehen sollte.“
Dann küsste sie ihn unvermittelt, nicht
auf den Mund sondern auf seine schöne weiße Stirn und sagte: „Ich liebe dich
und ich fürchte mich nicht vor dir. Erzähl mir deine Geschichte, wenn du die
Zeit für reif hältst. Aber lass mich bei dir sein und zieh dich nicht vor mir
zurück.“
Noch während sie das sagte, knurrte
Elizas Magen unüberhörbar, als wolle er sich am Gespräch beteiligen. Das
passierte immer in den unpassendsten Momenten, obwohl Eliza sonst nie hungrig
war.
Valeriu erhob sich in einer einzigen
flüssigen Bewegung, wie es für ihn typisch war und im gleichen Moment schien er
seine Selbstbeherrschung wiedererlangt zu haben. Er schüttelte entschuldigend
mit seinem schönen Kopf und sagte: „Du musst mir verzeihen. Ich bin ein
miserabler Gastgeber. Nun ist es schon fast zehn Uhr und ich habe dir noch
nichts zu essen angeboten.“
Eliza folgte ihm die Treppe hinab.
Er bat sie, im Esszimmer Platz zu nehmen, doch Eliza bestand darauf, ihm in der
Küche zu helfen. Offenbar war ihm das nicht besonders recht, doch er ließ sie
gewähren. Valeriu öffnete einen der beiden verchromten Kühlschränke, dann
fragte er: „Steht dir der Sinn
Weitere Kostenlose Bücher