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Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I

Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I

Titel: Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Varus
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Tür.
    Es dauerte eine Weile, bis geöffnet wurde. Hinter der Tür erschien ein blonder Engel, der lediglich mit einer weißen Hose bekleidet war. Aus seinen blauen Augen sah er die Wächter ärgerlich an. »Was fällt euch ein? Cato hat euch doch befohlen...«
    Sein arroganter Gesichtsausdruck fiel jäh in sich zusammen, als er den Gefangenen sah, dessen Augen ihn mit ihrem Blick durchbohrten. Der junge Mann wischte sich mit seiner rechten Hand, an der er einen weißen Handschuh trug, eine hellblonde Strähne aus der Stirn und versuchte vergeblich, wieder etwas Fassung in sein Mienenspiel zu bringen.
    Sejans blutverschmierte Lippen zuckten kurz im Anflug eines Lächelns. Die verräterische Unruhe im Gesicht des jungen Mannes belustigte ihn. Er schwieg jedoch, während Curio dem Blonden mit unverhohlener Verachtung in der Stimme Bericht erstattete: »Verzeih die Störung, Darius. Berichte unserem Herrn, dass wir einen Eindringling gefasst haben, der von sich behauptet, er sei Sejan. Er hat drei Männer umgebracht.«
    Darius nickte und verschwand hinter der Tür.
    Abermals vergingen einige Augenblicke, bis Darius die Tür öffnete, diesmal nicht nur einen Spalt breit, sondern vollständig, damit die beiden Söldner mit dem Gefangenen hindurchtreten konnten.
    Sejan löste seinen Blick von Darius und ließ ihn durch den großen, von hellen Marmorsäulen umrahmten Saal schweifen. Die gekalkten Wände waren mit allerlei Waffen verziert. In der Mitte des Saales befand sich ein Sockel mit einem Thron darauf. Das sah Cato ähnlich. Aber wo versteckte sich der Schweinehund?
    Ehe Sejan die Möglichkeit hatte, sich weiter nach Cato umzublicken, trat ihm Curio so kräftig in die Kniekehle, dass er mit den Knien auf den harten Fliesenboden fiel. Sejan wurde ärgerlich. Die Unversehrtheit seiner Knie war für seine Kampfkunst elementar wichtig. Er fluchte und bekam dafür einen Schlag auf den Kopf.
    Als er Catos Stimme hörte, verursachte es bei Sejan einen fast physischen Schmerz. Konnte er es Hass nennen? Es war mehr als das.
    »Da haben wir ihn ja. Sehr gut. Ihr könnt abtreten – bis auf Darius.«
    »Jawohl.«
    Während die Söldner sich entfernten, blickte Sejan widerstrebend zu der großen, in schwarzes Leder gekleideten Gestalt empor, die mit ausgreifenden Stiefelschritten auf ihn zukam. Der rote Mantel eines Triumphators schwang bei jedem Schritt um Catos Schultern.
    Das Bild, das Sejan von Cato im Gedächtnis hatte, entsprach dem Mann, der mittlerweile in den späten Dreißigern war, noch immer haargenau. Catos Äußeres war trügerisch. Sein makelloses Gesicht wirkte, als könne nicht einmal die Zeit an ihm unschöne Spuren hinterlassen. Seine grauen Augen aber waren hart und kalt. Catos kurz geschnittenes Haar war schon immer weiß gewesen, eine Anomalie, die er gern als Zeichen dafür auslegte, dass er genetisch über allen Mitmenschen stand. Cato war ein Fleisch gewordenes Götterbild. Wie ein seelenloser Golem bewegte er sich verächtlich zwischen den Lebenden.
    Zynisch lächelte Cato auf den vor ihm knienden Gefangenen herab. »Ah, Sejan, der König der Verbrecher. Ich hatte dich weit früher hier erwartet. Schließlich habe ich dich bereits dem Senat versprochen.«
    »Cato.«
    Sejans Stimme machte aus dem Namen einen regelrechten Fluch. Sofort erhob er sich von den Knien, um auf gleicher Höhe mit den Augen seines Erzfeindes brennende Blicke auszutauschen. Catos Augen überprüften dabei jeden Winkel in Sejans Gesicht. »Du hast dich verändert, Sejan. Diese Härte in den Zügen steht dir ausgezeichnet. So gefällst du mir noch besser.«
    Sejan meinte, diesem Blick keine Sekunde länger standhalten zu können. Er war kurz davor, Cato zu beißen wie ein tollwütiger Hund.
    »Allein schon deine Stimme bereitet mir Ohrenschmerzen, Cato. Ich bin nicht hergekommen, um mit dir zu reden.«
    Darius hatte bisher schweigend neben Cato gestanden. Nun trat er an Sejans Seite. Schließlich war der Mann, so wie er dachte, seinetwegen hier. Für sein Verhalten erntete er von Sejan jedoch bloß einen abfälligen Blick, während Cato eine Drohung aussprach: »Du weißt, was dich dafür erwartet, Darius.«
    Wie eine dämonische Maske legte sich die Arroganz über Sejans Gesichtszüge. »Kannst du nicht lesen, Cato? Der Mann trägt mein Zeichen. Wenn ihm irgendjemand etwas androht, dann bin ich das. Auf dich braucht er nicht zu hören.«
    »Irrtum.«
    Es schien, als lachte Cato freundlich, doch der Mann zeigte bloß seine gepflegten

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