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Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I

Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I

Titel: Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Varus
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Kommandant.«
    Gaius wollte etwas sagen, doch Sejan legte ihm die Finger auf den Mund. »Sag nichts mehr. Konzentriere dich darauf, möglichst ehrenhaft zu sterben.«
    Nahezu respektvoll zog er Gaius die Hose hoch und schloss ihm die Gürtelschnalle.
    Sejan selbst blieb unbekleidet. Er hob den Revolver auf und klappte die Trommel aus.
    »Ich zeige dir, wie man es macht.«
    Er nahm alle Patronen heraus bis auf eine, drehte die Trommel mit geschlossenen Augen herum und ließ sie in der Waffe einrasten.
    Gaius brauchte nicht zu fragen, was das sollte. Sejan spielte wieder und dabei schien ihm das eigene Leben nicht mehr wert zu sein als eine flüchtig hingeworfene Spielmarke auf dem Casinotisch.
    Er steckte sich den Lauf der Waffe in den Mund. Seine Miene blieb dabei vollkommen unberührt.
    Er drückte ab.
    Die Waffe klickte.
    Lächelnd zog er den Revolverlauf aus seinem Mund, ging zu Gaius herüber und stellte sich hinter ihn.
    Gaius wandte den Kopf. Es war, als wolle sich das Bild des nackten Mörders mit dem Revolver in der Hand kurz vor seinem Tod in sein Gedächtnis brennen wie eine boshafte Schablone.
    Sejan befahl ihm jedoch, ihn nicht weiter anzublicken. Er drückte ihm die Mündung der Waffe an den Hinterkopf. »Jetzt bist du am Zug.«
    Gaius schloss die Augen. Es kam ihm vor, als hämmere sein Herzschlag unüberhörbar laut durch den gesamten Raum.
     
    Dann der Knall der Feuerwaffe, so zerfetzend laut, dass Gaius meinte, ihm müsse das Trommelfell zerspringen.
    Danach war es still, nur ein konstantes helles Pfeifen ging durch seine Ohren.
    Gaius öffnete die Augen und starrte auf das Loch, das die abgefeuerte Patrone in die Wand gerissen hatte.
     
    Sejans Stimme klang belustigt: »Ich werde dich nicht erlösen, Gaius. Du sollst in meiner Hölle schmoren, Tag und Nacht.«
    Er löste Gaius die Handschellen. »Geh jetzt. Wir werden uns wiedersehen.«

EPILOG
     
    Die Überreste eines Bandenkriegs waren nie ein schöner Anblick. Und dieses Szenario hatte noch zusätzlich etwas Erschreckendes.
    »Das kann nicht sein. Nicht nach so kurzer Zeit. Wir hatten ihn zerschlagen.«
    Gaius schüttelte den Kopf und deutete auf einen der zahlreichen toten Körper, die unappetitlich über das Straßenpflaster verteilt lagen. Das Wasser in den Pfützen war zu einer dunkelroten Brühe geworden. Das unstete Licht einer Straßenlaterne, die einen jämmerlichen Wackelkontakt hatte, flackerte auf der Leiche. Der Tote lehnte mit dem Rücken an der Laterne, ein hübscher junger Mann. Die Tätowierung auf seiner entblößten Brust, das Abbild eines Raben, wies ihn als Mitglied der Bande von Corvus aus. Sein Kopf war mit Stacheldraht um Hals und Stirn an der Laterne befestigt worden. Seine leblosen Augen starrten Gaius geradewegs an. Der   rechte Arm des Toten war ebenfalls mit Draht in eine Position gebogen worden, als wolle er seinem Betrachter etwas anbieten, das an seine Hand gebunden war: ein Revolver, unzweifelhaft der des Kommandanten der Spezialeinheit.
    Gaius sah sich um und meinte plötzlich, einen Schatten zu erspähen, eine schlanke Gestalt in einer Seitengasse.
    »Wartet hier!«
    Das Blutwasser der Pfützen besudelte beim Rennen seine Uniform.
    In der unbeleuchteten Gasse hörte er zwischen den Häuserwänden auf einer angrenzenden Feuertreppe blecherne Schritte, die mit einem Mal verstummten. Der Mörder beobachtete ihn.
    Niemand sonst konnte sehen, was Gaius nun tat. Er legte die Jacke seiner Uniform ab, knöpfte sich das Hemd auf und ließ es von seinen Schultern gleiten. Bewegungslos verharrte er einige Momente. Ihm war, als könne er den Blick des Mörders auf seinem Körper fühlen wie eine unsichtbare Hand, deren Finger sein Verlangen schürten. Sein Schwanz war steif und jagte ihm pochende Schauer durch den Unterleib.
    Dann hörte er erneut die Schritte, wie sie sich rasch entfernten.
    Der Regen setzte wieder ein und benetzte Gaius' nackten Oberkörper. Seine nasse Haut schimmerte in der Dunkelheit wie die eines Reptils.
    Die Häuserwände schienen über ihm emporzuwachsen. Es war, als bildeten seine Augen den Abgrund ab, den sonst nur seine Seele sah. Sejan.

FAUSTUS: Tell me, where is the place that men call hell?
    MEPHISTOPHILIS: Under the heavens.
    FAUSTUS: Ay, so are all things else; but whereabouts?
    MEPHISTOPHILIS: Within the bowels of these elements,
    Where we are tortured and remain for ever.
    Hell has no limits, nor is circumscribed
    In one self place. But where we are is hell,
    And where hell is there

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