Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I
in Sejans Händen führten einen makaberen Tanz auf. Wenn Darius diesen Mann je gewollt hatte, dann in diesem ungünstigen Augenblick.
Catos Kampfkunst war nicht weniger beeindruckend. Die Stahlkette schwirrte in seiner Hand durch die Luft, als könne er sie durch seine Gedanken kontrollieren. Es schien, als sei er fähig, jede Bewegung seines Gegners zu erahnen, noch bevor sich der dazu entschlossen hatte.
Was geschah hier? Sejans Versuche, Cato mit den Messern zu verletzen, liefen allesamt ins Leere. Seine Tritte verfehlten ihr Ziel. Und immer wieder zischte die Stahlkette bedrohlich nah an seinem Kopf vorbei. Cato jagte ihn um sich herum, bestimmte das Tempo des Kampfes.
Sejan hing das Haar schweißnass in die Stirn. Sein ausgelaugter Atem zeigte, dass ihm seine Kondition zu schaffen machte. Lange würde er das nicht mehr durchhalten.
Cato hingegen waren keine Anzeichen der Erschöpfung anzumerken. Er ließ seinen Gegner sogar näher an sich heran, als wolle er ihm großmütig wenigstens die Aussicht auf einen Erfolg seiner Attacken einräumen. Es war ein Trugschluss.
Wie verblendet musste Sejan sein, dass er Catos Gerissenheit so unterschätzte? Sein Aufwärtstritt, der auf Catos Schlüsselbein abzielte, wurde von der Kette abgefangen. Wie der Tentakel eines Kraken umschlang sie Sejans Fußgelenk. Ein Ruck an der Kette brachte Sejan zu Fall.
Bevor es Sejan gelang, sich vom Boden zu erheben, schlug Cato ihm die Kette auf den Rücken. Sejan schrie, und Darius erschrak. Wie gebannt starrte er auf Sejans Rücken. Der Stoff des grauen Hemdes färbte sich zusehends rot.
Als die Stahlkette erneut über ihm durch die Luft wirbelte, gelang es Sejan, sich durch eine rasche Drehung außer Reichweite zu bringen. Das Ende der Kette schlug neben ihm einen Riss in die Fliesen.
Catos ungalante Art zerstörte Darius' Hoffnung, dass Sejan wieder auf die Beine kommen werde. Kaum dass Sejan sich ein wenig aufgerichtet hatte, verpasste Cato ihm heftige Stiefeltritte in die ungeschützten Rippen. »Bleib gefälligst liegen, Sejan. Du hast verloren.«
»Fahr zur Hölle!«
Sejans Messer blitzten auf. Die Klingen hatten es auf Catos Unterschenkel abgesehen. Bevor sie ihr Ziel jedoch erreichten, wich Cato aus und schlug Sejan mit der Kette eines der Messer aus der Hand. Danach trat er wieder zu, diesmal in Sejans Bauch. Sejan krümmte sich, und ein weiterer Tritt raubte ihm das zweite Messer. Die Waffe schlitterte über die glatten Fliesen.
Sejan war waffenlos und lag am Boden. Der Kampf war entschieden. Zu Darius' Beunruhigung machte Sejan jedoch keine Anstalten, sich seinem Gegenspieler zu ergeben. Als Cato mit seinen Angriffen innehielt und Sejan aufforderte, ihn um Gnade anzuflehen, schrie der Gefallene den Barmherzigen bloß an: »Eher fresse ich Dreck, du Hurensohn!«
Zwar hatte Darius von Sejan nichts anderes erwartet, aber er konnte einfach nicht länger mit ansehen, wie Cato auf den Mann zu seinen Füßen eintrat, bis sich der nicht mehr bewegte.
Darius rannte auf Cato zu. »Ich bitte dich, hör auf!«
Tatsächlich ließ Cato davon ab, Sejan mit seinen Stiefeln zu traktieren. Er drehte sich zu Darius um. »Du wagst es!«
Darius sah keine andere Möglichkeit, als sich mal wieder von seinem Stolz zu verabschieden. Er ging vor Cato auf die Knie. »Ich bitte dich für ihn um Gnade!«
Die Bitte entlockte Cato bloß einen missbilligenden Blick. »Das ist eine Unverschämtheit, Darius. Du hast nicht mal das Recht, für dich selbst um Gnade zu bitten.«
»Das tue ich auch nicht. Ich spreche nur für Sejan. Mach mit mir, was du willst.«
Cato lachte. Im Grunde war es nichts als die beiläufige Vertonung seiner Verachtung. »Ich kann ohnehin mit dir machen, was ich will.«
Daraufhin wandte der Sieger des Duells sich von Darius ab und würdigte ihn keines Blickes mehr. Er ging auf die Tür des Saales zu und öffnete sie, um den Wachen seine Befehle zu erteilen: »Schickt mir ein paar Männer her! Sie sollen diesen erbärmlichen Hund hier heraustragen, bevor er mir die Fliesen vollblutet. Und seht zu, dass ihr ihn irgendwie zusammenflickt. Schließlich wollen die für die Arena keinen Halbtoten. Was soll das für einen Eindruck hinterlassen? Und Curio –«
»Jawohl.«
»Du führst Darius in die Zelle. Bring ihm Manieren bei.«
Darius wusste, dass Cato diese Aufgabe aus Boshaftigkeit ausgerechnet Curio übertrug. Catos bisheriger Favorit hatte aus seiner Abneigung gegenüber Darius nie einen Hehl gemacht. Als Curio auf
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