Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II
betrachtete ihn. „Wolltest du nicht mit dem Rauchen aufhören?“
Varro atmete den blauen Dunst aus. „Von schlechten Angewohnheiten kann man sich eben schwer trennen.“
Manius lachte und beugte sich vor, um Varro zu küssen. Varro konnte ihm nicht mehr entkommen. Er öffnete seinen Mund und ließ Manius' Zunge ihr Werk vollenden.
V
Silvius ging Darius, so gut er konnte, aus dem Weg. Wann immer sie einander begegneten, wurde Silvius bewusst, wie viel Hass in einem einzigen kurzen Blick stecken konnte.
Sejan hatte sie gegeneinander kämpfen lassen – eine Strafe für Darius, die vornehmlich aus der Erniedrigung bestand, gegen Silvius zu verlieren. Sejan hatte Silvius für dessen Disziplinlosigkeit gepeitscht, während Darius für seine Unverschämtheit eine andere Lektion erteilt bekam.
Zunächst gab Darius sich siegessicher. Er belächelte seinen Kontrahenten und sprach: „Es ekelt mich zwar, ihn anzufassen, aber dafür ist es nicht schade drum, wenn ich sein Gesicht zu Brei schlage.“
Darius' Worte taten Silvius mehr weh als dessen Schläge, die ihr Ziel sehr oft verfehlten. Darius war schnell, aber Silvius übertraf ihn darin. Was ihm an Stärke fehlte, glich er durch Geschicklichkeit aus. Und er konnte einstecken. Darius hätte ihm das niemals zugetraut, denn Silvius war dünn und besaß nur wenige sichtbare Muskeln. Von so jemandem wollte Darius sich auf keinen Fall verprügeln lassen, doch er musste lernen, dass sein Wille hier nicht relevant war. Bereits nach der ersten Runde stand der Sieger fest, und der Verlierer war voller Scham und Hass. Am Ende hatte Sejan sie damit alle beide bestraft.
Obwohl er Sejans Favorit war, hielt sich die Sympathie der Räuber gegenüber Silvius in Grenzen. Für sie war er ein geraubter Sklave, der noch dazu aus Catos Haus kam. Sie mochten ihn nicht, und sie misstrauten ihm. Nicht nur Darius zeigte ihm das deutlich. Und nach diesem Vorfall wiegelte er die anderen noch zusätzlich gegen Silvius auf. Silvius litt unter den abweisenden Worten der Männer und noch mehr unter der Einsamkeit.
An diesem Abend war es jedoch anders. Als sie einander auf dem Flur begegneten, beließ Darius es nicht wie üblich bei einem bösen Blick. Er blieb vor Silvius stehen.
Silvius erwartete aus Darius' Mund nichts als Boshaftigkeiten, aber der blonde Räuber lächelte ihn an: „Ich möchte mit dir reden, Avis.“
Wie schön Darius doch war. Und wie freundlich – wenn er wollte.
Silvius nickte: „Worum geht es?“
Darius wollte sich entschuldigen: „Ich habe eingesehen, dass es ehrlos ist, den Sieger eines Kampfes nicht zu respektieren. Meine Hochachtung, Avis. Du hast wirklich gut gekämpft.“
Silvius wunderte sich zwar über diesen Sinneswandel und erwartete eine plötzliche Gemeinheit, aber er lächelte vorsichtig zurück: „Danke. Ich habe dich immer bewundert, Darius, und das tue ich noch immer.“
Darius schüttelte leicht den Kopf und legte Silvius die Hand auf die Schulter, eine verwirrende Berührung. „Es gibt keinen Grund, mich zu bewundern. Ich habe mich schlecht benommen. Ich war eifersüchtig.“
Silvius nahm an, Darius' Eifersucht gelte Sejan. „Ich wollte ihn dir nicht wegnehmen.“
Aber Darius beugte sich nah zu Silvius' Gesicht, betrachtete es und flüsterte: „Es geht mir nicht um Sejan, sondern um dich. Ich bin ein Lügner, Avis. Du bist nicht hässlich, ganz im Gegenteil. Ich denke oft an dich, aber du bist Sejans Favorit. Du bist zu gut für mich, nicht wahr?“
So hatte Silvius die Sache bisher nie betrachtet. Er wusste nicht, ob er es glauben sollte, doch er wollte es gern glauben. Das genügte, um ihn unvorsichtig werden zu lassen. Er flüsterte: „Ich bin nicht zu gut für dich, Darius. Du kannst mich haben, wenn du willst. Sejan muss es ja nicht erfahren.“
Dieses Angebot schien Darius zu gefallen. Er flüsterte verschwörerisch zurück: „Lass uns an einen Ort gehen, wo wir ungestört sind.“
Er meinte damit den verwilderten Garten hinter dem ehemaligen Krankenhaus. Er lag nicht allzu weit entfernt, aber außer Hör und Sichtweite.
Darius schien sich öfter dort herumzutreiben – wahrscheinlich mit verschiedenen Männern. Trotz der Dunkelheit fand er den Weg problemlos. Er warnte Silvius: „Pass auf mit den Brennnesseln.“
Silvius zog seine Hand vor den tückischen Pflanzen zurück. „Keine Sorge. Ich spüre das kaum.“
Darius fuhr ihm mit der Hand unter das Hemd. „Aber das spürst du, oder?“
Es fühlte sich gut
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