Somnia: Tagebuch 1991 (German Edition)
eingegangen.
Auch der frühe Nachmittag war schlecht, weil blöder Brief von Robert wegen Haus Strandstraße, unklar, deprimierend.
In der Post ansonsten sehr angenehme«Sirius»-Kritiken. Am Nachmittag konnte ich dann doch noch arbeiten und schaffte mein Pensum, M/B, das 8. Kapitel, jetzt sehr schön, Notizen eingearbeitet. Am Abend dann noch für«Echolot»den 7. Januar in Reinschrift. Also im ganzen voll befriedigend. Was man alles an einem einzigen Tag schaffen kann …
TV: daß die Stasi die RAF-Leute unterstützt und sogar ausgebildet hat.
In Zeven traf ich auf der Straße einen Herrn Gericke (den Schulrat, wie ich bei Tisch erfuhr!), der mir mitteilte, er habe die Verfügung auf dem Tisch, daß ich per 1. August in den Ruhestand zu versetzen sei. Ah! Das unglaubliche Glück, das ich mit meiner Delegierung nach Oldenburg hatte! Nicht zu fassen! 10 Jahre meines Lebens gerettet. Schuldienst hätte ich nicht ausgehalten, da hätte ich mich bereits 1980 pensionieren lassen müssen. Vergessen wir nicht Manfred Dierks. Der hat das arrangiert.
3 Uhr Radio:«Ich will den Kreuzstab gerne tragen», wundervoll.
Schlaflosigkeit. Die Sache mit dem Haus bewegt mich. Die vertrackten, immer auf der gleichen Linie liegenden Schicksalsschläge. Die Blamage, dem«Erbe»gegenüber zu versagen. Deshalb riskiere ich auch keinerlei Va-banque-Sachen, womöglich Dollars zu kaufen und auf Hausse zu spekulieren, wie Niki es – mit Erfolg! – getan hat.
«Entschuldigen Sie bitte, daß ich Ihnen über den Tisch hinweg die Hand reiche, ich weiß natürlich, daß sich das nicht gehört.»Sie hatten sich eine Benimm-dich-Dame geholt.
Der Mann mit der großen Nase, aus Anklam, lief in der«Maske»auf und ab und stöhnte:«Ich habe versagt, ich habe versagt!»
Nartum Mi 27. März 1991
Welttheatertag
Handwerker, neuer Fußbodenbelag bei Hildegard, in der Oma-Stube und in der Bibliothek.
«Ab und zu mal Klavier spielen?»sagt einer der Teppichleger zu mir.
Heute früh Musiksendung live in Bremen mit dem angenehmen Herforder Schmilgun, danach noch ein Gespräch über Bremen Hansawelle.
Nach Tisch lange geschlafen.
M/B: Der Nachmittag brachte das 9. Kapitel!
Abends im TV der«gleißnerische»Fechner (wie Knaus sagt). Schmilgun sagte, er als zweiter Geiger dürfe nichts erzählen von seinen anderen (z. B. Rundfunk-)Aktivitäten. Das rufe sofort Neid hervor.
3 Uhr in der Nacht. Plötzlich Angst wegen des in Trümmern liegenden Hauses, Verantwortung, wenn darin nun einer zu Tode kommt!
Sie haben es absichtlich verfallen lassen, um es billig einsacken zu können.
Nartum Do 28. März 1991, kalt
I868: Maxim Gorki geboren
I927: Harry Tisch geboren
S. H. ballert jetzt seine eigenen Leute zusammen, die Amis haben ihm genug Waffen dafür gelassen. Hier ist kein Demonstrant zu sehen, auch in den Zeitungen und TV-Sendungen ist niemand zu vernehmen, den das stört.
Wir hatten hier vor Jahren mal mit Spritzen den Holzwurm bekämpft. Kathrina hat geglaubt, wir fixen, als sie die Spritzen liegen sah.
Der schöne Erfolg von gestern wirkte noch nach und versetzte mich in fröhliche Stimmung.
Ich arbeitete am«Echolot». Bis zum 9. Januar bin ich vorgedrungen. Entdeckte neulich ein Buch über die Pressekonferenzen von Goebbels. Jede Entdeckung füllt eine Lücke, weil jeder Mensch anderes zu berichten weiß. Nur die Stalingrad-Briefe der Mütter sind alle gleich …
Die Handwerker wurden fertig, wir räumten z. T. wieder ein. Morgen den Rest.
Ich rief die Fust an, dachte, sie wäre beleidigt wegen des Bildes im«Sirius». Sie hat ihn gar nicht gelesen!
Renate kommt morgen, sie hat in Berlin ein Zimmer gefunden. KF wohnt nun schon seit Monaten bei einem Freund.
Unser Rostocker Haus entschwebt. So haben wir Geldmittel frei zum Kauf eines Appartements dort.«Hätten».
Stoibers liebster Romanheld ist Robinson. Er möchte gern Manager beim FC Bayern München sein (FAZ).
Nartum Karfreitag 29. März 1991
Morgens matt, schlich im Zimmer umher, räumte etwas auf, aber dieses Zaubermittel half nicht.
Bach:«O Ewigkeit, du Donnerwort...»
«Echolot»: Nach Tiefschlaf dann doch etwas in Gang gekommen, ich schloß den 9. Januar ab. Die famose Vorarbeit von Simone machte es möglich.
Renate kam und erfrischte uns durch ihre Koboldereien.
TV: Fechners Alterswerk«Wolfskinder». Leider verspricht der Titel mehr oder anderes, als man erwartet, was mißstimmend wirkt. Die Kinder haben zwar viel
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