Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
Kuklov.«
Petr konnte die Abscheu in Vlados Stimme förmlich spüren, und es tat ihm weh.
Sein Vater schlurfte zum Kühlschrank, ohne sich um die beiden zu scheren. Er holte eine Flasche Bier aus dem Seitenfach und verschwand wieder.
»So ein Bauerntrampel.« Vlado spuckte die Worte in Richtung Tür, dann wandte er sich Petr zu. »Kein Wunder, dass deine Mutter ihn verlassen hat. Wie kann er in dem Zustand die Pension führen? Die Leute nehmen doch Reißaus, wenn sie ihn sehen.«
Ein »Halts Maul!« wäre Petr fast herausgerutscht. Er starrte auf die Holzbeine des Tisches und sagte kein Wort. Papa hat mir schon viel geholfen, sich viel um mich gekümmert, dachte er, aber ihm fehlte der Mut, sich für seinen Vater einzusetzen. Vielleicht hatte er auch nur Angst, es sich mit Vlado zu verscherzen, wenn er ihn kritisierte. »Wann, sagtest du, bin ich mit Magdalena verabredet?«
***
Magda! Petr wartet im Café Petrowka auf dich. Morgen Nachmittag um fünf.
Alena hatte ihr diese Nachricht überbracht.
Das Zimmer war von Mondlicht erhellt. Magdalena knipste die Nachttischlampe an, setzte sich auf und strich das Tweety-Nachthemd glatt. Aus der Schublade des Nachttisches holte sie einen Roman hervor, »Kismet«, las einige Zeilen, und legte das Buch wieder zurück.
Soll ich den grünen Rock anziehen? Jeans? Was soll ich mit ihm sprechen? Soll ich die Rechnung bezahlen?
Sie drehte den Ring an ihrem kleinen Finger hin und her. Und was mache ich, wenn ich mit zu ihm kommen soll?
Auf der Kommode stand ein Bild, das sie mit Alena zeigte. Arm in Arm, lachend, bei einem Glas Wein. Gern würde Magdalena daneben ein Foto stehen haben, auf dem sie mit einem Baby auf dem Arm und einem Mann an ihrer Seite abgebildet war. Vielleicht ein Häuschen im Hintergrund, Blumen im Fenster und eine um die Beine schleichende Siamkatze.
Sie schaltete das Licht aus, starrte durchs Fenster zur Mondsichel und fragte sich, ob Petr der Mann war …
Sie widerstand dem Impuls, erneut das Licht anzuschalten und sich eine Ablenkung zu suchen. Es war schon nach elf, und sie wusste, wie ungesund sie aussah, wenn sie zu wenig geschlafen hatte. Magdalena schloss die Augen und zwang sich, an nichts mehr zu denken.
Der Milchmann bimmelte am Studentenheim vorbei und schreckte sie aus dem Schlaf. Es war also bereits acht! Normalerweise saß sie um diese Uhrzeit längst am Frühstückstisch. Ob Petr gerade an sie dachte? Der Duft von Milchkaffee und frischen Brötchen stieg ihr in die Nase, leise Musik war zu hören, Sting.
Alena erwartete sie am Frühstückstisch. Sie legte die Zeitschrift bei¬seite, als Magdalena zur Tür hereinkam, goss für sie Milch in eine Schale und stellte eine Packung Cornflakes dazu. »Guten Morgen, Schlaf¬mütze.«
»Es passiert einmal im Jahr, dass du vor mir aufstehst.«
»Das halte ich für ein Gerücht.«
»Dir auch einen guten Morgen.« Magdalena schüttete Cornflakes in die Milch. »Bin ja gespannt, wie das heute wird«, sagte sie mit Blick auf ihr Frühstück. Sie stellte die Packung zurück, nahm den Löffel und stocherte in den Cornflakes herum.
»Ich hab ein gutes Gefühl bei der Sache.«
»Jetzt auf einmal?« Magdalena sah ihr kritisch in die Augen.
»Versprich mir nur eins: Steig nicht gleich in der ersten Nacht mit ihm in die Kiste.«
Magdalena hob den Löffel und betrachtete eine Weile die aufgeweich¬ten Cornflakes. »Keine Sorge, ich bleibe hart.«
***
Vlado hatte Alena angerufen, spätabends. Die Sehnsucht trieb ihn. Er wünschte sich, dass sie die Nacht bei ihm verbrachte. Sie aber wollte allein schlafen und auf Magdalena warten. Er ließ keine Widerrede zu und wartete Minuten später in seinem 407er Peugeot vor dem Studen-tenheim.
In seiner Wohnung roch es nach Hackfleischsoße. Er führte sie ins Schlafzimmer. Auf dem Sofa war ein verpacktes Geschenk für sie, Unterwäsche aus Seide. Sie musste Model spielen. Danach hatte er sie ins Bett gezogen, ohne sie zu entkleiden, und mit ihr geschlafen. Den Slip einfach beiseitegeschoben.
Nun lag Alena neben ihm im Bett und starrte ins Dunkel. Sein Atem verriet, dass er schlief. Der BH saß unbequem, sie zog ihn aus und warf das Teil über die Fußlehne am Bett. Ihr war kalt, und sie fühlte sich gedrängt, bedrängt, unwohl. Wie Magdalenas Abend verlaufen war?
Vlado wälzte sich im Schlaf zu ihr herüber, schlang den Arm um ihren Bauch. Sein Atem verströmte Parmesangeruch und ihr wurde ein wenig übel. Die Innenseiten ihrer
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