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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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knetete seine Hände und seine Augen glitzerten, während er vom Segeln erzählte.
    Alena ließ sich von den Worten entführen. Im Geiste sah sie einen finsteren Himmel vom Donner gerührt und den Atlantik, der Wasser-massen zusammenwarf. Blitze zuckten. Regen prasselte sintflutartig her-nieder. Die Wolken wallten, das Meer wand sich aufgebracht. Und inmitten dieses Schauspiels trieb nussschalengleich das Segelboot von Ondrej und seinen Freunden. Der Wind peitschte auf die Crew ein. Wellenkämme brachen über sie herein. Hektisch rafften sie die Segel. Immer wieder katapultierte eine Welle das Boot fast senkrecht in die Höhe, bis hinauf zu den schwarzen Wolkengebilden, dann fiel es ächzend abwärts, Gischt aufspritzend.
    »Ich wäre gern dabei gewesen.«
    Ondrej legte eine Hand auf ihr Knie. »Jetzt noch kann ich den Mast knarren hören, spüre den Regen, den Wind und fühle die Hektik an Bord und die Angst, zu kentern.«
    Er zog die Hand zurück, hinterließ einen Eismoment, und versank in Gedanken. »Wenn das Meer tost, wird dir erst so richtig bewusst, wie klein und unbedeutend du bist. Das ist sehr reinigend. Man nimmt sich selbst nicht mehr so wichtig. Wenn man an Bord geht und hinaus aufs offene Meer segelt, lässt man die Sorgen zurück. Sie schrumpfen mit dem Festland, bis sie ganz verschwunden sind.«
    Tief beeindruckt von der Erzählung saß Alena auf der Bank und wünschte sich, er möge seinen Arm um ihre Schulter legen. »Und wie ging es weiter?«
    »Als sich das Meer wieder beruhigt hatte, erzählte uns der Skipper von einem riesengroßen Ungeheuer, halb Fisch, halb Dämon, vom Teufel erschaffen. Am Meeresgrund, genau unter uns, vegetierte es dahin und verschlang ganze Luxusliner, wenn ihm der Magen knurrte. Just in dem Moment tauchte ein Wal auf, ganz in der Nähe. Der mochte vielleicht doppelt so groß sein wie unser Boot. Das, flüsterte der Skipper, war eine Pranke des Ungeheuers. Wir wussten nicht, ob wir lachen oder schreien sollten, so sehr hatte uns das erschreckt.«
    »Kannst du dich noch an das erste Segeln erinnern?«
    »Ja. Und vor allem an die erste Nacht. Ich hatte es mir auf dem Deck gemütlich gemacht und mir den Tag durch den Kopf gehen lassen. Es war stockdunkel wegen der Wolken. Ich hörte den Wellen zu, die gegen das Boot plätscherten und dem Wind, der über den Atlantik strich. Und plötzlich hörte ich ein Geräusch, ein Planschen. Delfine sprangen vorn am Bug umher. Und sie gaben diese typischen Laute von sich.«
    Ondrej ahmte die Laute nach und Alena musste lachen.
    »Und als ich mir die Tiere aus der Nähe ansehen wollte, riss die Wol-kendecke exakt an der Stelle auf, an der der Mond stand, und kanali-sierte seinen Schein.«
    Er hielt seine offenen Handflächen parallel im Abstand von einigen Zentimetern zueinander.
    »Wir schipperten direkt auf dieser grellen Lichtschneise, im Delfinen-Schlepptau, links und rechts nichts als Schwärze. Das Ganze sah aus, als ob Gott die Tür zum Himmel einen Spalt weit geöffnet hätte. Jeden Augenblick würde er durch den Türspalt hindurchblinzeln, dachte ich mir, und nachschauen, was auf der Welt so passiert. Ich hab vorsichts¬halber gewunken.«
     
    ***
     
    Für Petr war die letzte Krankenhausnacht angebrochen. Sein Zimmergenosse murmelte im Schlaf und schnarchte dann wieder, wie er es seit Stunden tat. Im Dunkeln konnte Petr nur die Umrisse erkennen. Er würde ihm fehlen, auch wenn Petr selten mit ihm gesprochen hatte. Petr war, als würde er ihn zurücklassen wie die Erinnerungen an ein Haus mit holzvernagelten Fenstern und einem Garten ohne Blumen.
    Er hatte sich Ziele gesetzt. Die abgebrochene Bäckerlehre aufgreifen und zu Ende bringen, das Verhältnis mit seinem Vater gesund pflegen und sich ein vernünftiges Hobby suchen.
    Magdalena hatte daran großen Anteil und ihn zu diesen Gedanken aufgemuntert. Sie hatte die Augen nicht verdreht, wie früher andere Menschen, wenn er von seinen Sorgen und Ängsten gesprochen hatte. Früher, bevor er sich verschlossen hatte.
    Eine Mischung aus Vorfreude und Angst hielt ihn wach. Was, wenn sein Vater kein Interesse an einem besseren Kontakt hatte? Was, wenn er in seinem Beruf erneut versagte? Und wenn er kein Hobby fand, das ihn begeisterte?
    Petr holte aus der Schublade die Steinkette hervor, drückte sie an sich und dachte an Magdalenas Worte: Der Wille zählt.
    Und er war willens. Morgen würde er ein erstes Zeichen setzen, indem er ein letztes Mal Vlados Handlanger spielte. Er würde ihn

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