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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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da wären die Grugels, Hedwig und Anton …, dann die beiden Trapp, Fräulein Boder … und der alte Fenske. Wobei der seit einem Jahr in Stralsund bei seiner Tochter wohnt – seine Frau ist doch verstorben.«
    Vollert notierte sich die Namen.
    »Sonst noch jemand?« Erwartungsvoll schaute Kröger die Frau an.
    »Nee, mehr fallen mir auf Anhieb nicht ein. Wir sind ja nun mal ein kleines Dorf und die anderen sind Zugereiste oder waren wie ich noch Kind.«
    »Ist damals jemand aus dem Ort verschwunden?«
    »Verschwunden? Meinen Sie, so ganz und gar weg?«
    »Ja!«
    »Nee, bis auf Maruschke …«
    »Was war mit Maruschke?« Kröger war ein Stückchen nach vorn gerutscht. Sein Blick hing an den Lippen der Frau.
    »Maruschke, ja, der war eines Tages verschwunden. Ich kann mich noch gut an ihn erinnern. Er schenkte uns Kindern öfter mal was Süßes. Meistens Maiblätter, diese klebrigen, grünen Dinger. Da hing immer die halbe Papiertüte mit dranne, wenn man die aß.« Sie lächelte verzückt. »Heute würde ich die Maiblätter wohl nicht mehr mögen.«
    »Und Maruschke verschwand eines Tages? War er bei der SS?«
    »Nee, ganz im Gegenteil. Der war doch Kommunist! Die haben ihn ins KZ gesteckt, so hat man es sich jedenfalls erzählt.«
    »Aha.« Die Spannung, die sich in Kröger aufgebaut hatte, löste sich langsam. »Gab es denn hier im Ort oder in der Gemeinde jemanden, der Offizier bei der SS war?«
    Überrascht schaute die Frau auf Kröger. »Da kenn ich mich nicht aus. Als der Krieg anfing, da lief der Böck immer in Uniform herum, aber ob der bei der SS war, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »War der Böck oft im Gutshaus?«
    »Ja, der war doch der Ortsgruppenleiter. Der hatte ständig Umgang mit der Herrschaft.«
    »Dann fällt er raus!« Der Bürgermeister hatte diesen Satz eingeworfen.
    Jetzt schaute Kröger überrascht drein. »Warum?«
    »Die Ortsgruppenleiter unterstanden der NSDAP, hatten ihre eigenen Uniformen und Dienstgrade. Es tut mir leid, dass ich mich einmische, aber ich war Deutsch- und Geschichtslehrer. Daher meine Kenntnisse.«
    »Und sonst wüssten Sie keinen, der mit schwarzer Uniform durch das Dorf lief?«
    »Schwarzer Uniform …? Warten Sie mal, der Wernher von Schleyersdorf, den sah man ab und zu mal in einer schwarzen Uniform. Meistens, wenn der Göring kam.«
    »Moment mal, Wernher von Schleyersdorf … Wer war das?«
    »Der Sohn vom Gutsbesitzer.«
    »Und mit Göring, da meinen Sie doch nicht …«
    »Doch, den meine ich! Hermann Göring. Der Dicke war ein paar Mal hier, da ging’s um die Jagd. Er war doch dafür Minister.«
    »Schatz, er war Reichsforst- und -jägermeister.« Der Bürgermeister schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
    »Na, sag ich doch! Jedenfalls, der eine war hier und der andere hatte so eine komische Uniform an.« Leise fügte sie hinzu: »Der muss schon was Höheres gewesen sein, der Wernher.«
    »Wieso?«
    Die Frau zog aus ihrem Blusenärmel ein kleines Taschentuch und tupfte sich damit die winzigen Schweißperlen von der Oberlippe. Selbst gehäkelte Spitzen, dachte Kröger. Behutsam steckte sie das Tuch zurück.
    »Nun, der alte von Schleyersdorf war ganz stolz auf seinen Sohn. Wenn der kam, dann immer mit Gefolge. Ein Fahrer und noch so einer.«
    »Wann haben Sie denn Wernher von Schleyersdorf das letzte Mal gesehen?«
    Die Frau lehnte sich zurück. »Na, Sie können Fragen stellen. Das ist 50 Jahre her und Sie fragen mich, wann ich den Schleyersdorf das letzte Mal gesehen habe …, also wirklich.« Ihre Stirn lag wieder in Falten, sie hatte die Mundwinkel herabgezogen und die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Bitte, Frau Hausmann, versuchen Sie, sich zu erinnern.« Kröger flehte fast.
    »Mannomann! Sie sind aber hartnäckig. Ehrlich gesagt, keine Ahnung!« Sie blickte zu ihrem Mann, als ob von dort Hilfe zu erwarten wäre.
    »Mich brauchst du nicht anzuschauen, Schatz! Ich kann dir nicht weiterhelfen.« Und zu Kröger gewandt: »Vermuten Sie, dass es sich bei dem Toten um Wernher von Schleyersdorf handeln könnte?«
    »Ehrlich gesagt«, und hierbei schaute Kröger Frau Hausmann an, »wir vermuten zurzeit noch gar nichts. Aber eine Frage hätte ich noch an Sie, Frau Hausmann. War Hermann Göring oft zu Gast im Hause Schleyersdorf?«
    »Keine Ahnung!« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich an zwei Besuche erinnern. Da musste jedes Mal das ganze Dorf antreten. Na ja, war ja auch immer interessant.«
    »Hilde! Der Göring war Kriegsverbrecher, und du findest es

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